Beschreibung
'Wende' oder 'Wendepunkt', 'Sprung', 'Durchbruch', 'Zäsur' oder gar 'annus mirabilis' - kanonische Periodisierungen der deutschen Literatur der Nachkriegszeit sprechen dem 'Romanjahr' 1959 einen entscheidenden Schwellencharakter zu. Das Erscheinen von drei wichtigen Romanen - Günter Grass 'Blechtrommel', Uwe Johnsons 'Mutmaßungen über Jakob' und Heinrich Bölls 'Billard um halbzehn' - wurde bereits von den Zeitgenossen als Ende des Nachkriegs und als ein Wiederaufschließen Deutschlands an die Moderne empfunden. Mit einem halben Jahrhundert Abstand fragen die deutschen und italienischen BeiträgerInnen des Bandes nach der Plausibilität dieses Klischees. Den Relektüren kanonisierter Werke werden Studien über Inszenierungsstrategien im literarischen Feld, kulturhistorische Kontexte, internationale sowie innerdeutsche Einflüsse und Rezeptionsphänomene zur Seite gestellt. In der zweiten Hälfte der 50er Jahre stehen, so zeigt sich, zahlreiche politische und ästhetische Diskurse nebeneinander, die ab 1959 noch einmal an besonderer Dynamik gewinnen. Dabei zeichnen sich weitreichende Transformationsprozesse auf vielen Feldern - von der Postmoderne bis zur so genannten Vergangenheitsbewältigung - ab, die erst im Verlauf der späten 60er Jahre als bestimmend erkennbar wurden.
Autorenportrait
Dr. Matthias N. Lorenz lehrt Germanistische Literaturwissenschaft an der Universität Bielefeld. Zuvor Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Lüneburg im Fachbereich Kulturwissenschaften; im Wintersemester 2009/10 Vertretung einer Professur für Neuere Deutsche Literatur an der TU Dortmund; im Herbst 2010 Hirschfeld-Mack-Gastprofessor an der University of Western Australia, Perth. Monografien: 'Auschwitz drängt uns auf einen Fleck'. Judendarstellung und Auschwitzdiskurs bei Martin Walser (Metzler 2005); Literatur und Zensur in der Demokratie. Die Bundesrepublik und die Freiheit der Kunst (Vandenhoeck & Ruprecht 2009). Dr. Maurizio Pirro lehrt Neuere Deutsche Literatur an der Universität Bari. Stipendiat der Alexander von Humboldt Stiftung an der Universität Bielefeld von 2009 bis 2011. Monografien: Anime floreali e utopia regressiva. Salomon Gessner e la tradizione dellidillio (Campanotto 2003); Costruir su macerie. Il romanzo in Germania negli anni Cinquanta (Graphis 2009); dazu Aufsätze über Ästhetik im 18. Jahrhundert, Kulturkritik um die Jahrhundertwende und Gegenwartsliteratur. 2011 erscheint das Buch 'Come corda troppo tesa'. Stile e ideologia in Stefan George (Quodlibet).
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