Die Stille der Gletscher

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783903005259
Sprache: Deutsch
Umfang: 144 S.
Format (T/L/B): 1.6 x 21.2 x 13.4 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Grüne Gletscher & gestohlenes Wasser. In den eisigen Höhen der Alpen stößt eine Fotografin auf ein Geheimnis. Während sie für eine Umweltschutzorganisation historische Gletscherfotos mit neuen Aufnahmen vergleicht, wird bald klar: Das Schmelzen der Gletscher liegt nicht nur am Klimawandel. In einem kauzigen Archäologen, einem agilen Professor und ihrem in Island lebenden Sohn findet sie Verbündete für ihre Nachforschungen. Als dann plötzlich eine Biologin spurlos verschwindet, sind sie den Drahtziehern der Verschwörung schon dicht auf den Fersen.

Autorenportrait

Ulrike Schmitzer, 1967 in Salzburg geboren, Studium der Publizistik und Kunstgeschichte; Redakteurin bei Ö1, freie Filmemacherin und Autorin in Wien; zahlreiche Preise, u. a. Inge Morath-Preis für Wissenschafts-Publizistik 2012. Absolventin der Leondinger Akademie für Literatur 2008; zuletzt erschienen: 'Die gestohlene Erinnerung' (2015), 'Die Flut' (2013) und 'Die falsche Witwe' (2011). Für ihren Roman 'Es ist die Schwerkraft, die uns umbringt' (2014) erhielt sie den Sonderpreis des Staatspreises für Wissenschaftspublizistik (2016).

Leseprobe

'Hoppla', sagt Fritz. Ich kenne Fritz gerade einmal zwanzig Minuten, und schon befinden wir uns in einer Krise. 'Jetzt hat es uns hinausgeworfen.' Das ist mir nicht entgangen. Die Gondel hängt in vierzig Metern Höhe, und sie schwankt vor und zurück. Fritz zieht sein Funkgerät aus der Plastikfolie an der Gondelwand und meldet einen Störfall. 'Dauert nicht lang', sagt er. Die vier Araber kichern und machen Fotos mit dem Handy. Sie machen Fotos von sich selbst, nicht vom Gletscher. Fritz hat die Situation souverän unter Kontrolle. 'No problem!', sagt er und lächelt freundlich. Und dann flucht er. Wird wohl doch länger dauern. 'Da schau', sagt er und zeigt auf einen Felsblock. Ich sehe nichts. 'Da war früher Eis. Vor zwei, drei Jahren haben wir schon einmal so eine extreme Hitze gehabt, fast dreißigGrad, da rinnt dir der Gletscher davon. Wenn wir nachher über die 12er-Stütze fahren, das ist die Randzone, da musst du dann schauen.' Fritz beobachtet den Gletscher seit seiner Kindheit. Der Gletscher war immer da, und er war immer Teil seines Lebens. Im Sommer ist er oft mit dem Vater auf den Gletscher gegangen. Vor fünfzig Jahren war der Gletscher eineinhalb Kilometer groß, jetzt erstreckt sich das Eis nur noch über einen Kilometer. Er zeigt auf eine Baustelle, wo gerade zwei Männer mit gelben Helmen auf dem Kopf arbeiten. Mehr sieht man von oben nicht. Sie sprengen den Fels, damit sie Liftstützen versetzen können, erklärt Fritz. Der Permafrost, auf dem die Stützen bisher gebaut waren, taut auf. Die Seilbahn ruckelt und fährt langsam weiter. 'Das mit der Gletscherschmelze muss man auch nicht so negativ sehen', sagt Fritz, aber seine Augen sagen etwas anderes. 'Die meisten Skifahrer sind ohnehin nur noch die Kunstschneepisten gewohnt. Die könnten auf Naturschnee gar nicht mehr fahren. Die da unten, was die zusammenfahren! Schau dir das an!' Wir sind fast am Gipfel angekommen. Fritz schüttelt den Kopf. Ich frage ihn, was der große, mit weißer Folie überspannte Hügel da drüben ist. 'Das ist das Schneedepot. Was schätzt du, wie hoch der Haufen ist?' 'Keine Ahnung. Fünfzehn Meter?' 'Fünfundzwanzig Meter', sagt er triumphierend. 'Wie kommt denn der dahin?', frage ich. 'Schmilzt der bei der Hitze nicht?' 'Den haben wir im Winter mit den Pistenraupen zusammengeschoben, dann ein weißes Filzflies drüber, und fertig ist der Reserveschnee. Was schätzt du, wie breit der Haufen ist?' 'Keine Ahnung', sage ich wieder. 'Zweihundert Meter!' Ich nicke anerkennend, vermutlich sind die Schneehaufen auf anderen Gletschern kleiner, sonst würde er das wohl nicht so betonen. Die Araber steigen aus der Gondel. Sie haben sich im Tal feste Winterschuhe und Anoraks ausgeborgt. Es gibt schon vier Geschäfte, die auf die neuen Herausforderungen reagiert haben. Früher haben sie Ski und Skischuhe verliehen, aber die neue Gästeschicht kann gar nicht skifahren. Die wollen nur Schnee schauen. Und den gibt es nur noch auf dem Gletscher. 'Gletscherbahnen' steht in großen Buchstaben auf dem Rücken der Araber. Sie stürzen sich gleich oben am Gipfel auf den zentimeterdünnen Streifen mit Frischschnee. Und simulieren eine Schneeballschlacht. Das haben sie wahrscheinlich im Internet gesehen. [.]

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