Briefe von der 'Uranie'

Tagebuch einer Reise um die Welt, geschrieben 1817 bis 1820

29,00 €
(inkl. MwSt.)
In den Warenkorb

Lieferbar innerhalb 1 - 2 Wochen

Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783941924017
Sprache: Deutsch
Umfang: 384 S., 71 Illustr., 10 Karten, 71 Abb., zahlreich
Format (T/L/B): 3.3 x 21.5 x 14.5 cm
Einband: Leinen

Beschreibung

Der erste schriftliche Bericht einer weltumreisenden Frau (1817-1820). -- Heimlich schleicht sich im September 1817 Rose de Freycinet an Bord der "Uranie", des Forschungsschiffes, mit dem ihr Mann, Fregattenkapitän Louis de Freycinet, für drei Jahre die Welt umrunden wird. In ihren "Briefen von der Uranie" berichtet sie über ihre Begegnungen mit Piraten und Eisbergen, Bällen und Menüs, entflohenen Sträflingen und Feuer an Bord -- und schließlich über den Schiffbruch, der die Besatzung der "Uranie" zwei Monate lang auf den kargen Falkland-Inseln festhält. -- Deutsche Erstausgabe. Mit vielen, teils farbigen zeitgenössischen Abbildungen sowie 10 Karten der Reiseroute. Mit vielen Hintergrundinformationen und 150 Kurzbiographien der von der Autorin erwähnten Personen.

Autorenportrait

Louis Claude de Saulces de Freycinet (1779-1842) hatte als junger Offizier (gemeinsam mit seinem Bruder Louis Henri) an der Forschungsreise Nicolas Baudins teilgenommen. Nachdem Baudin schon während der Fahrt gestorben war, veröffentlichten François Péron und de Freycinet die Ergebnisse der Reise, nach dem Tode Pérons gab Louis de Freycinet den zweiten Band des Werks alleine heraus. -- 1814 heiratete er die 15 Jahre jüngere Rose Marie Pinon. Als der Antrag auf seine Forschungsreise genehmigt wurde, war das Paar nicht gewillt, die mehrjährige Trennung hinzunehmen. An der "Uranie" wurden kleinere Umbauten vorgenommen und Rose de Freycinet begab sich am Abend vor der Abfahrt als Mann verkleidet an Bord. -- Mit dieser Aktion nahm Louis ein großes Risko in Kauf, die Anwesenheit von Frauen an Bord französischer Marineschiffe war verboten, und eine Entdeckung hätte seine Karriere beenden können. Nach der Rückkehr wurde das Paar für seinen Wagemut gefeiert, ihre Reise galt als Triumph der romantischen Liebe, und die Admirabilität ergriff niemals Maßnahmen gegen den ungehorsamen Kapitän. König Louis XVIII. merkte an, dass dieser Akt ehelicher Hingabe entschuldigt werden müsse, zumal er nicht so leicht wiederholt werden könnte. Auch im Militärgerichtsverfahren, das im Dezember 1820 den Schiffbruch der "Uranie" untersuchte, war Roses Anwesenheit an Bord kein Thema. Im Übrigen wäre es ein Leichtes gewesen, Rose auf Réunion von Bord holen zu lassen, was jedoch nie ernsthaft versucht wurde. -- Louis de Freycinet war in den folgenden Jahren weitgehend von der Veröffentlichung des mehrbändigen Expeditionsberichtes in Anspruch genommen, für seine Arbeiten auf dem Gebiet der Kartographie und der Messung des Erdmagnetfeldes wurde er zum Mitglied der französischen Akademie der Wissenschaften ernannt, die wissenschaftlichen Ergebnisse seiner Expedition wurden von einer hochkarätig besetzten Gutachterkommission, zu der auch Alexander von Humboldt gehörte, gewürdigt. -- Als Paris 1832 von einer Choleraepidemie heimgesucht wurde, erkrankte er schwer, aber dank der Pflege durch Rose und seinen Freund Dr. Gaimard, den Assistenzarzt der Uranie, wurde er gerettet. Rose infizierte sich jedoch während dieser Zeit und schied binnen weniger Stunden dahin. Von diesem Verlust erholte sich Louis nie wieder, er wurde zunehmend depressiv und erlag zehn Jahre später einem Herzanfall.-- Zu Beginn ihrer Weltumsegelung war Rose de Freycinet (1794-1832) 22 Jahre alt. Ihre Mutter, Jeanne Pinon, betrieb seit dem Tod ihres Mannes (etwa 1803) ein Internat für junge Damen in Paris, auf dem Rose eine gute Bildung erhielt. Ihrer Ausbildung entspricht auch ihre Sprache: Rose ist eine versierte Briefeschreiberin, aber beileibe keine Schriftstellerin. -- Mit 19 heiratet sie Louis Claude de Saulces de Freycinet, den Spross einer alten Adelsfamilie, die sich bis ins 13. Jahrhundert zurückverfolgen lässt. Für die bevorstehende mehrjährige Reise fürchtet sie um ihren Mann, auch wegen dessen schwacher Gesundheit, ein weiterer Grund für sie, mitzusegeln. An Wissenschaft und Seefahrt nicht sonderlich interessiert, vertreibt sie sich die Zeit an Bord mit Gitarre spielen, Sticken und Nähen sowie dem Schreiben von Briefen -- so jedenfalls stellt sie es ihrer adligen Freundin Caroline de Nanteuil gegenüber dar. -- Aber wie ihr Leben an Bord wirklich aussah, das können wir nur ahnen -- aus ihrer Schilderung erfahren wir es jedenfalls nicht. Allein durch ihre Existenz dürfte diese junge, schöne Dame beträchtliche Unruhe an Bord verursacht haben, als einzige Frau unter 120 Männern, aber schnell setzen sich äußerst höfliche Verhaltensweisen durch: Kommt sie an Deck, räumen die rauen Seeleute stillschweigend das Feld und unterdrücken ihre Flüche, ist einer von ihnen an Durchfall oder Skorbut erkrankt, versäumt sie es nie, sich nach seinem Zustand zu erkundigen und ihm Brühe zu senden. In den offiziellen Berichten suchen wir sie aus den genannten Gründen vergeblich. -- Als wichtigste Quelle bleibt uns Jacques Arago, der die Reise in mehreren Büchern verwertete: taufte dieses Eiland Île de Rose," schreibt Louis de Freycinet in seinem Reisebericht, "nach jemandem, der mir äußerst teuer ist"), und einer von den Doktoren Quoy und Gaimard auf Rawak neu entdeckten Taubenart (Columba Pinon, die Rotaugen-Fruchttaube). Viel mehr ist nicht von ihr geblieben. -- Außer um ihren Mann kümmert sie sich in den Jahren nach der Rückkehr um die drei Kinder ihrer Freundin Caroline und nimmt ihren Neffen Louis (oder Lodoix, 1820-1877), den Sohn ihres Schwagers Henri de Freycinet und seiner Frau Clémentine, für mehrere Jahre in ihre Obhut. Unter ihrer eigenen Kinderlosigkeit leidet sie schwer.