Aufzeichnungen eines Botanikers am Amazonas und in den Anden

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783941924079
Sprache: Deutsch
Umfang: 960 S., 76 Illustr., 8 Karten, acht Landkarten, da
Format (T/L/B): 5.5 x 21 x 14.7 cm
Einband: Gefalzt

Beschreibung

Richard Spruce: Aufzeichnungen eines Botanikers am Amazonas und in den Anden. Herausgegeben und zusammengefasst von Alfred Russel Wallace. Deutsche Erstausgabe. 'Es war mein Bestreben, alles zusammenzustellen, was für Botaniker nützlich sein könnte, sowie auch alle die Passagen aufzunehmen, die für andere Leser von allgemeinem Interesse sein könnten. Diese Aufgabe war für mich wirklich eine Arbeit der Liebe: Ich habe eine so hohe Meinung von der Arbeit meines Freundes, sowohl literarisch als auch wissenschaftlich, dass ich es wage vorherzusagen, dass die vorliegenden Bände einen Platz unter den interessantesten und lehrreichsten Reiseberichten des 19. Jahrhunderts finden werden.' (Alfred Russel Wallace) In jahrelanger Arbeit sichtete Alfred Russel Wallace (1823-1913) die Unterlagen seines verstorbenen Freundes, des Botanikers Richard Spruce (1817-1893), über dessen 15-jährigen Aufenthalt in Südamerika. 1908 brachte er ihn in London als zweibändigen, illustrierten Reise- und Forschungsbericht heraus. Mit diesem Buch liegt endlich die Reisebeschreibung des (neben Henry Walter Bates und Alfred Wallace) dritten 'Großen' der britischen Südamerikaforschung des 19. Jahrhunderts auf Deutsch vor. Wie seine beiden Kollegen erlebte Spruce haarsträubende Abenteuer, meist völlig auf sich allein gestellt unter oft verständnislosen, manchmal aber auch interessierten und engagierten Einheimischen. Der Spezialist für winzig kleine 'Hepaticae' (Lebermoose, heute Marchantiophyta), der sein Handwerk im heimischen Yorkshire auf dem Bauch rutschend erlernt hatte, streift nun in Booten, Stiefeln und zu Pferde durch den größten Regenwald der Erde und schickt seine indigenen Helfer auf die höchsten Bäume, um deren Blüten zu ergattern. Seine Aufzeichnungen zeigen deutlich, wie herzlich egal ihm die Gefahren und die Zerrüttung seiner Gesundheit waren: Als begeisterter Botaniker widmete er sich im Wortsinne mit all seiner Kraft der Erforschung Amazoniens. In den Anden angekommen erhält er den Auftrag der britischen Regierung, Samen und Schösslinge des Chinarindenbaums zu beschaffen. Durch dessen Anbau im fernen Indien sollte die Versorgung der Kolonien des Vereinigten Königreichs mit dem damals wichtigsten Medikament gegen Malaria, dem Chinin, gesichert werden - den Gewinn aus diesem Auftrag verliert er allerdings durch die Schurkerei zweier Bankangestellter. Seine Erlebnisse und Notizen in einem großen Werk literarisch aufzuarbeiten schafft er nicht mehr - vielleicht hat ihn das aber auch nicht genug interessiert. Die Aufgabe übernahm sein Freund Alfred Wallace, der das hinterlassene Werk sichtete und zu einem flüssig geschriebenen und spannenden tausendseitigen Bericht zusammenstellte. Den Band beschließen Fachaufsätze von Richard Spruce über Ameisen als Modifikatoren der Pflanzenstruktur, Rausch- und Aufputschmittel der Indigenen Amazoniens, die Kriegerfrauen vom Amazonas, indigene Felsbilder und schließlich über einen versteckten Schatz der Inka. Richard Spruce schreibt auch über seine Gewissensbisse, wenn er einen der Urwaldriesen fällen ließ, um an dessen Blüten zu gelangen. Solche Skrupel sind der Gegenwart weitgehend fremd, die uralten Wälder des Amazonas werden (spätestens mit dem Antritt der aktuellen populistischen Regierung Brasiliens) zur wirtschaftlichen Ausbeutung freigegeben. Welche unerforschten, faszinierenden Schätze damit unwiederbringlich verloren gehen, auch davon erzählt der Band.

Autorenportrait

Richard Spruce (* 10. September 1817 in Ganthorpe, Yorkshire, England; gestorben 28. Dezember 1893 in Coneysthorpe, Yorkshire) war ein englischer Botaniker und Naturforscher. Er wurde bekannt als Spezialist für Bryophyta (Moose) und durch seine 15-jährige Südamerika-Expedition. Sein offizielles botanisches Autorenkürzel lautet "Spruce". (wikipedia.de; 10.4.2019)

Leseprobe

Vorwort des Herausgebers, Alfred Russel Wallace Es war die Absicht von Dr. Spruce, alle seine Manuskripte und Notizen Mr. Daniel Hanbury zu überlassen, wie er in einem seiner Briefe an diesen Gentleman angab. Aber der unerwartete Tod seines Freundes und seine eigenen Tätigkeiten, zusammen mit seiner fortwährenden Krankheit, ließen ihn anscheinend jede Hoffnung aufgeben, seine Tagebücher jemals veröffentlicht zu sehen. Er wusste, dass ich von meiner eigenen Arbeit vollständig in Anspruch genommen war, und vermutlich wollte er mich ungern um einen so großen Gefallen bitten; vor allem, weil er sich dessen sehr bewusst war, dass ein Großteil seiner Schriften von eher fragmentarischer Natur und so voller Zusammenziehungen war, dass sie manchmal - in seinen eigenen Worten - 'hieroglyphisch' wurden, und es deshalb für jemanden anderen als ihn selbst unmöglich wäre, sie angemessen zu kombinieren und vollständig auszuwerten. Kurz nach dem Tod von Spruce bot ich an, alles zu tun, was ich konnte, um eine Erzählung seiner Reisen aus seinen Journalen und Briefen zusammenzustellen, wenn es nur, nach einer Prüfung des Materials, irgend möglich zu sein schien. Sein Nachlassverwalter, Mr. M. B. Slater, war besorgt, dass ich mir die Pflichten eines literarischen Nachlassverwalters auferlegen würde; aber weil wir beide mit unseren eigenen Angelegenheiten voll beschäftigt waren, konnte ich erst nach einer Verzögerung von elf Jahren mit der Vorbereitung der vorliegenden Bände beginnen. Die ersten acht Kapitel des Buches mit dem noch von Spruce vorgeschlagenen Titel Aufzeichnungen eines Botanikers etc. (wie auf der Titelseite angegeben), wurden während seiner letzten Jahre in Südamerika sorgfältig (in einem großen Kontobuch) ins Reine geschrieben und waren sichtlich zur Veröffentlichung bereit, nachdem sie kopiert und schließlich korrigiert worden wären. Beträchtlich gekürzt machen sie die ersten sechs Kapitel der vorliegenden Arbeit aus. Ich habe das erste Kapitel - ein bloßes Tagebuch der Reise von Liverpool nach Pará - mit Ausnahme von zwei kurzen einleitenden Absätzen weggelassen und die beiden folgenden Kapitel in eines zusammengefasst, das sich mit dem Bezirk von Pará befasst. Die Tagebücher der Reisen nach Santarem, zum Trombetas-Fluss und nach Manáos wurden mittels großer Auslassungen verdichtet, und auch eine Anzahl historischer und geografischer Anmerkungen von wenig allgemeinem Interesse wurde weggelassen. Mit diesen Ausnahmen ist die ganze Erzählung genauso, wie Spruce sie hinterließ. Dabei war ich sehr darauf bedacht, seine häufigen nordenglischen oder veralteten Worte und Ausdrücke zu bewahren (obwohl diese oft vom Korrektor hinterfragt wurden), um seine Individualität im Stil zu bewahren. Wo immer ich es für notwendig gehalten habe, Formulierungen oder Absätze einzufügen oder irgendwelche erläuternden Einschiebungen vorzunehmen, werden diese durch eckige Klammern angezeigt, während die Auslassungen durch Zeilen mit drei Punkten angezeigt werden, um die Seiten nicht zu entstellen. Diese Regel wurde das gesamte Werk hindurch befolgt. Das übrige Buch ist von sehr gemischter Natur. Die Materialien, die ich in eine neue Ordnung bringen musste, sind in den einleitenden Worten der einzelnen Kapitel hinlänglich erläutert. Ich kann hier hinzufügen, dass von der großen Menge an Material - Tagebüchern, Briefen, gedruckten oder geschriebenen Artikeln und vereinzelten Notizen -, das ich untersuchen musste, nur etwa ein Drittel für eine Arbeit von sowohl allgemeinem als auch rein botanischem Interesse in einem zweckmäßigen Umfang passend gefunden wurde. Es war mein Bestreben, alles zusammenzustellen, was für Botaniker nützlich sein könnte, sowie auch alle die Passagen aufzunehmen, die für andere Leser von allgemeinem Interesse sein könnten. Diese Aufgabe war für mich wirklich eine Arbeit der Liebe: Ich habe eine so hohe Meinung von der Arbeit meines Freundes, sowohl literarisch als auch wissenschaftlich, dass ich es wage vorherzusagen, dass die vorliegenden Bände einen Platz unter den interessantesten und lehrreich­sten Reiseberichten des 19. Jahrhunderts finden werden. Ich muss mich bei Sir Clements Markham und Sir Joseph Hooker für ihren Einsatz bei der Erlangung eines Zuschusses von 10£ von der Royal Society für die Kopierkosten der in Kew aufbewahrten Briefe von Spruce und einiger der weniger lesbaren Tagebuchblätter bedanken. Die Pharmaceutical Society hat mir gestattet, einige geeignete aus der großen Menge von Briefen zu kopieren, die Spruce an Mr. Daniel Hanbury schrieb. Die Herren John Teasdale und George Stabler haben mir weitere sehr interessante Briefe geliehen. Um das Werk für Botaniker so nützlich wie möglich zu machen, wurden die Gattungs- und Artbezeichnungen jeder von Spruce erwähnten Pflanze sorgfältig indiziert, wobei die Art allein kursiv gesetzt ist. Um Fehler zu vermeiden, wurden die Bezeichnungen in allen zweifelhaften Fällen mit dem umfassenden Index in Lindleys Vegetable Kingdom verglichen, das fast zu derselben Zeit entstand, als Spruce seine Reisen unternahm. Zum Nutzen der Leser, die keine Botaniker sind, wurden die meis­ten längeren rein botanischen Passagen sowie einige andere von rein anthropologischem oder historischem Wert in kleinerer Schrift gedruckt, sodass sie von denjenigen leicht übersprungen werden können, die hauptsächlich an der eigentlichen Erzählung von Spruces Reisen interessiert sind, wie sie von ihm selbst aufgezeichnet wurde. Ich habe mich bemüht, die biografische Einleitung so vollständig als möglich zu halten, allerdings innerhalb der Grenzen, die für ein solches Werk wie das vorliegende angemessen sind. Ich halte sie für alle annehmbar, die Spruce entweder persönlich oder durch seine Schriften kannten - während sie all jenen, die hier zum ersten Mal seine Bekanntschaft machen, sowohl etwas von dem Leben eines sehr enthusiastischen Naturforschers offenbaren, der unter schwierigen Bedingungen forschte, als auch eine gebildete und anziehende Persönlichkeit vorstellen wird. Die Abbildungen entstammen meistens Spruces eigenen Bleistiftskizzen und Zeichnungen. Die meisten der größeren davon waren nur sehr filigrane Entwürfe, während einige wenige bereits auf hohem Niveau fertiggestellt waren. Bei den Letzteren wurden, als Hinweis auf die Art der Landschaft, unter meiner Leitung die Umrisse von einem erfahrenen Künstler verstärkt, um so sehr lebendige und reizvolle Bilder aus Gegenden zu erschaffen, die weit jenseits der Bereiche des reisenden Fotografen liegen. Die Fotos der Waldlandschaften verdanke ich Dr. J. Huber vom Pará Museum, der mir freundlicherweise die Ausgaben seines Arboretum Amazonicum geschickt hat. Daraus habe ich einige Reproduktion gewählt, die die von Spruce erwähnten Pflanzen oder Szenen veranschaulichen. Die übrigen Abbildungen sind aus den Werken der neueren Reisenden auf dem Orinoco und in den Anden; ihre Verwendung wurde von den Verlagen genehmigt. Das schöne Porträt von Spruce auf dem Frontispiz wurde vier Jahre vor seinem Tod von einem Freund aufgenommen. Die Fotoplatte (die angefertigt wurde, um Dr. Balfours Nachruf in den Annals of Botany zu illustrieren) wurde freundlicherweise von der Clarendon Press, Oxford, für die vorliegende Arbeit zur Verfügung gestellt. Ich bedanke mich auch bei der Royal Geographical und der Linnean Society für die Erlaubnis, Artikel und Karten zu verwenden, die zuerst in ihren Journalen veröffentlicht wurden. Alfred R. Wallace.