Beschreibung
Gerd Kramer, Initiator des unpolitischen Projekts "Fallschirmjäger auf Krad", fährt mit seinem Oldtimer-Krad zu Gedenkstätten und Soldatenfriedhöfen in Europa, um zu gedenken, Kränze niederzulegen und an den Frieden zu appellieren. Doch 2020 war es aufgrund der Corona-Pandemie nicht möglich zu reisen, und so entschied sich Kramer zum besonderen Projekt: Fallschirmjäger auf Krad "zu Fuß". Dieses Buch ist gefüllt Reiseberichten und außergewöhnlichen, überwiegend farbigen Fotografien von seinem Gedenkmarsch durch West-Japan. Und so gibt der Autor intensive Einblicke in die japanische Gedenk-Kultur, die auch deutsche Gefallene mit einbezieht, und nahm offiziell an den 75. Gedenkfeiern in Hiroshima und Nagasaki teil.
Leseprobe
[.] Entlang einer langen Hauptstraße mit starkem Verkehr, laut und stinkig, und das auf vielen Kilometern. Es ging leider nicht anders, weil ich sonst einen zu großen Umweg gehen müsste und so langsam musste ich auf die Tagesmarschleistung achten, wenn ich rechtzeitig in Hiroshima ankommen wollte. Endlich konnte ich von der Hauptstraße runter und an einem schmalen Bach entlang in Richtung eines Schreins laufen. Auf einer Seite des Baches standen viele kleine Häuser, jeder hatte im Vorgarten etwas gepflanzt, auch wenn es teilweise nur 2 x 2 Meter große Flächen waren. So wird auch die kleinste Fläche für etwas Grünes genutzt. An einem alten Tempel vorbei, machte ich dann eine Pause im Schatten. Leider bemerkte ich die vielen Ameisen zu spät, die ich anschließend noch viele Kilometer mit mir und auch im Rucksack mitschleppte. Platzregen. Es sind nur noch etwa 5 km bis zum Schrein. Poncho raus und weiter. Mir läuft die Suppe den Rücken runter, den Poncho hätte ich mir sparen können. Vor dem Schrein befindet sich ein Park, wo bei meiner Ankunft junge Leute bei lauter Musik feierten. So etwas sieht man eher selten in Japan, aber heute war Samstag und - warum nicht. Hier wohnte ja keiner, der sich gestört fühlen könnte. Ich vergewisserte mich und fragte mal nach dem Weg. Der Schrein lag gleich hinter dem Park, am Ende der Straße, also musste ich den gleichen Weg auch wieder zurück. Die dunklen Wolken hingen wirklich tief und bedrohlich über dem Hauptgebäude der Anlage. Inzwischen war auch an mir nichts mehr trocken und ich trottete zur Rezeption des Schreins. Man hatte schon von mir gehört und wusste von meinem Gedenkmarsch durch West-Japan. Freundlichst bot man mir etwas zu trinken an und sagte mir, wo ich Zweige für meinen Kranz finden könnte.Unter einem Vordach erstellte ich meinen Kranz. Man bat mich zwar rein, aber ich wollte nicht alles nass und dreckig machen. [.]
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