Beschreibung
Den von Philipp Ammon vorgelegten Prosaband eröffnet "Die schöne Zeit" als Bericht über das Ende der Belle Époque und den Untergang der alteuropäischen und altösterreichischen Welt, das Straucheln in den Ersten Weltkrieg und das menschliche Fallen: den Sturz des Menschen in das Unglück allgemein, seine schlafwandelnden Fehltritte, durch die er seine schlummernde Seligkeit paradiesisch goldener Zeitalter einbüßt und sich in immer tieferen Abgründen wiederfindet. Die poésie en prose der Elegie ist inspiert von der altweltlichen Mythologie und Überlieferung, von der Schönheit der Dinge vor der Katastrophe. Die wehmütige Klage des liedhaften Textes ist getragen von der Sehnsucht nach der eingebüßten früheren Fülle, von der Gewißheit des Wiedererstehens des Verlorenen. Diese Élégie de lEurope ist dem im Dezember vergangenen Jahres verstorbenen georgischen Regisseur Othar Iosseliani gewidmet und von dem mit diesem befreundeten Maler Zurab Sumbadze, der Symbolsprache des Textes folgend, mit leichter Feder ebenso melancholisch heiter illustriert wie Die Bärenweise aus Montenegro: Ein den dunklen Wäldern der Dinarischen Alpen entstammender Bär findet sich unverhofft statt im kindlich ersehnten Afrika in des Heiligen Römischen Reiches Streusandbüchse wieder, wo er als Gesellschaftsbär die Lebensweise der höheren Menschen erkundet, die fleischeslustig auf Fleisch verzichten - wie er selbst während seines Verdauungs- und Winterschlafs, wenn er von Brehms Tierleben träumt, dessen Ledereinband er während des Sommersemesters in der hohen Luft der Bibliotheken kalbszart herrlich tätzelnd einem intensiven Studium unterzogen hat, durch welches er alle notwendigen Kenntnisse erwarb, um den Beduinen des glücklichen Arabiens Entwicklungshilfe beim modernen Hausbau durch die nichtbanale architektonische Überwindung der Schwer- und Beharrkraft zu leisten. Auch dem Reisenden auf der route Kvish Akhad von Jerusalem nach Jericho weiß er durch sicheren Ratschlag zu helfen: Get your kicks, Eigenjustiz stärkt den Rechtsstaat und nur Problembären scheitern an Problemen. Der Kein-Problem-Bär hingegen ist lösungsorientiert: Durch Handorakelreflexion hat er sich selbst erkannt und überblickt die Weltenläufe in Abgrenzung zu seinen südlichen Nachbarn, denen er jährlich zum vierten Juli einen happy treason day wünscht. Dort wischt man das Gold aus den Tellern. Die neue Welt ist Sitz der Magier, die in Kristallen, die fließen, Gedanken lesen: Gnädig sind die Götter, wenn du wirst, wie sie sind: Bei den Göttern ist das Leben paradiesisch wie ein altweltlicher Traum von Gottes eigenem Land, wo die Paradeiser jenseits der Wüste das Haupt in ein Kristallmeer stülpen, um Götter zu werden, die durch Feuerregen gnädig gestimmt werden, wenn sich die Sonne verfinstert: Der schönste von allen erstrahlt.
Leseprobe
Als Gott die Menschheit des Paradieses verwies, sagten die Georgier: sofort. Ihr Stammhalter Targamos wälzte sich von einer Seite auf die andere und sprach zum flammenschwerternen Cherub: Ich weiß um meine Sünde, sie steht mir stets vor meinen Augen. Aber sieh doch an, ich bin korpulent, wenn ich jetzt aufstehe, bekomme ich Herzrasen, außerdem ist es keine Strafe, die Erde zu bebauen, das mache ich nämlich für mein Leben gern. Mit dieser Strafe verweist du mich ins Paradies. Denk dir etwas anderes aus. Seitdem sitzt Targamos in Eden. Und wenn er sich nicht bewegt hat, sitzt er heute noch da.
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