Beschreibung
Trans* Kinder sind ein fester Bestandteil unserer Gesellschaft. Leider haben sie es immer noch schwer, weil ihr Umfeld teilweise ablehnend und mit Unverständnis auf ihre besonderen Bedürfnisse nach Selbstbestimmung reagiert. Die Kinder wissen in ihrem Innersten GENAU, wer sie sind, bzw. wer sie nicht sind. Ihr persönliches Umfeld ist oftmals nicht bereit dieses Wissen zu akzeptieren. Konventionen, Vorurteile und alte Denkmuster stehen einem tiefen Verständnis und Akzeptanz im Weg. Das führt nicht selten zu verheerenden Auswirkungen auf die Persönlichkeitsentwicklung der Kinder, bzw. zu psychischen Störungen. Deshalb ist es sehr wichtig, dass unsere Gesellschaft endlich aufwacht und die Bedürfnisse von trans* Kindern erkennt und begreift. Eine wichtige Funktion kommt in diesem Kontext den Eltern, Geschwistern, Großeltern, Lehrer*innen, Erzieher*innen und allen Personen zu, die sich im Umfeld eines Kindes bewegen.
Autorenportrait
www.lisetteparis.de
Leseprobe
(Wir weisen darauf hin, dass einige unserer Schweizer Autor*innen das ß nicht verwenden.) JC Gleisenberg - Die Geschichte eines trans Vaters Was ich noch alles erleben darf als Vater, war mir 2005 nicht wirklich bewusst, als ich das erste Mal mit Menschen, die am Rande der Gesellschaft stehend eingeordnet werden, Kontakt bekommen habe. Ich stehe grundsätzlich jedem Menschen offen gegenüber, solange er mir nicht seine Meinung aufzwingt. So habe ich nach und nach immer engeren Kontakt zu diesen Menschen gefunden und habe für diverse Lebensweisen, die dort angesiedelt sind, reges Interesse entwickelt. Mir wurde klar, dass die Gesellschaft ein vollständig falsches Bild davon hat und war am Überlegen, wie wir das ändern könnten. Nachdem ich über die Jahre diverse gleichgesinnte Menschen kennen und schätzen gelernt habe, begannen wir 2015, eine lose Vereinigung zu etablieren. Für uns war es wichtig, dass zum einen die Aufklärung nach außen getragen wird und zum anderen unsere Lebensweise in einem sicheren gesunden und sauberen Umfeld stattfindet. Bei dieser Arbeit hatte ich immer mehr Kontakt zu Menschen aus dem LGBTIQ*-Umfeld und war erschüttert, dass hier in unserem so aufgeklärten Deutschland beziehungsweise Europa gegenüber diesen Menschen noch eine solche Hassdiskriminierung und Respektlosigkeit anzutreffen ist. Ab dem Jahr 2017 habe ich in unserem Bereich die Menschen aus dem LGBTIQ*-Umfeld verstärkt mit in unser Programm eingebunden, weil wir selbst aufgrund unserer Lebenseinstellung Diskriminierung und Verfolgung erleben mussten. So kam es zu einem ereignisreichen Donnerstagabend für mich, der mir so - obwohl ich dachte, dass ich meine Familie beziehungsweise meine Kinder kenne - nicht im Traum eingefallen wäre Im Fernsehen wurde ein Bericht über einen jugendlichen Menschen ausgestrahlt, der laut Geburt und Anatomie eine Frau sein sollte, aber im Inneren und nach seinem Gefühl und Herzen ein Mann beziehungsweise ein Junge war. Diesen Bericht wollte ich mir in Ruhe zu Hause anschauen und habe deswegen meinen beiden Kindern das Zocken erlaubt. Da ich, was das Zocken betrifft, sehr streng bin, bin ich davon ausgegangen, dass meine Kinder, die sich natürlich riesig darüber gefreut haben, sich in eine Ecke verkriechen und spielen würden. Ich habe aber nicht gemerkt, dass meine Tochter, die ich damals noch für meinen Sohn hielt, sich weiterhin im Wohnzimmer aufgehalten hat und hinter mir mit ihrem Tablet auf dem Sofa gelegen ist. So habe ich mir den Bericht angeschaut und gelauscht und war sehr positiv beeindruckt von diesem jungen Menschen (12 Jahre), der klar definieren konnte, wie es ihm geht und was er will. Ich musste manchmal über diverse Aussagen schmunzeln, und als der Bericht zu Ende war, schaltete ich aus und mein vermeintlicher Sohn offenbarte sich mir: Du Papa, jetzt weiß ich endlich, was mit mir los ist. Mir gehts genauso wie diesem Kind im Fernsehen. Ich bin eigentlich ein Mädchen! BOOM! Ich war erst mal kurzzeitig sprachlos und sah meinen vermeintlichen Sohn wahrscheinlich ziemlich entgeistert an. Denn er sagte es noch mal: Verstehst du mich Papa, was ich meine?, und ich bejahte. Ja, ich weiß was du meinst, und darüber müssen wir zusammen mit deiner Mutter reden und müssen uns ausführlich darüber unterhalten. So habe ich als Erstes das Telefon in die Hand genommen und meine Frau in der Arbeit angerufen. Hierzu noch mal ein kleiner Abstecher in meine Vergangenheit. Wir sind nicht die DIN-Familie, wie es in Deutschland gerne Standard ist. Meine Frau arbeitet bei uns in Vollzeit und ich als Ehemann nur noch in Teilzeit, da ich aus gesundheitlichen Gründen nicht Vollzeit arbeiten kann. Für mich als ehemaligen Workaholic war dies im Jahre 2013 ein herber Schlag (Schlaganfall und Bandscheibenvorfälle), damit musste ich mich erst mal zurechtfinden. Hier hat mich die Lebenseinstellung, die ich kennengelernt habe, und auch die Arbeit für die LGBTIQ* Community oft vor Schlimmerem bewahrt und wir haben unser Leben völlig neu strukturiert. Meine Frau arbeitet also Vollzeit und ich arbeite von zu Hause aus für ein Unternehmen in einem kleinen Büro. Ich kümmere mich um den Haushalt, die Fahrdienste der Kinder und um alles, was sich um Haus und Hof dreht. Aber zurück zum eigentlich wichtigen Thema. Meine Frau sagte am Telefon zu mir, dass wir das natürlich besprechen müssten. Somit war es für uns selbstverständlich, dass wir uns das, was unser vermeintlicher Sohn heute angesprochen hatte, ernsthaft anhören sollten. Am Abend sprachen wir über das Thema in unserem Familienkreis, also unser vermeintlicher Sohn, unser großer Sohn Justin, meine Frau und ich. Wir ließen uns erklären, wie sich unsere jetzige Tochter fühlt, und dass sie sich schon so fühlt, seitdem sie etwa vier Jahre alt war. Wir überlegten uns dann natürlich, was wir für unser Kind tun könnten! So wurde beschlossen, dass wir es am Wochenende ganz einfach ausprobieren, wie es funktioniert, wenn wir sie als Tochter behandeln. Wir haben sie aber darum gebeten, dass sie am Freitag in der Schule noch nichts sagen soll, weil wir ihr Coming-out in der Schule vorbereiten wollten, sodass es jeder Mensch versteht, vor allem aber auch ihre Schulkamerad*innen. Dass aber gerade deshalb, weil wir unsere Tochter so behandelt haben und ihr viel Verständnis entgegengebracht hatten, für mich noch ein sehr interessanter Tag bevorstehen sollte, wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht! Anna Ins kalte Wasser geworfen Es war Mitte des Schuljahrs, als eine Kollegin mich als Schulpsychologin ansprach und um Hilfe bat: Du, Anna, ich hatte da ein Gespräch mit einer Schülerin, die mir erzählt hat, sie sei nicht-binär - ich musste erst mal nachschauen, was das überhaupt heißt. Ja, und jetzt würde ich ihr gerne helfen Hast du vielleicht eine Idee? Kennst du dich damit aus? Leider hatte ich erstmal keine Idee und leider kannte ich mich auch nicht aus mit dem Thema Transidentität. Es war das allererste Mal, dass ich damit konfrontiert wurde. In der Lehrerausbildung kommt das Thema gar nicht vor, in der schulpsychologischen Ausbildung hatten wir es ganz oberflächlich gestreift. Und nun? Zunächst führte ich ein Gespräch mit der Schülerin, nennen wir sie Sophia. Sophia erzählte mir also, sie würde sich als nicht-binär identifizieren. Und ja, prinzipiell würde sie sich schon gerne outen, sie wisse aber eben nicht wie und habe große Angst davor, ihren Eltern davon zu erzählen. Für sich - im Geheimen bzw. im Mitwissen von drei besten Freundinnen - stellt sich heraus, lebt Sophia längst ihre nicht-binäre Identität. Sie hat sich zum Beispiel bereits einen geschlechtsneutralen Namen für sich ausgesucht. Sie leidet darunter, ihre Identität nicht offen ausleben zu können; mit dem Mädchen-Namen angesprochen zu werden, ist Sophia unangenehm. Noch unangenehmer wird es, wenn ihr Vater sie sein kleines Mädchen nennt. Trotzdem kann sie sich beim besten Willen nicht vorstellen, sich vor den Eltern zu outen. Keine einfache Situation im ländlichen Bayern, für sie nicht und für mich auch nicht. Klar war, Sophia leidet unter der Situation, kann sich aber nicht so recht vorstellen, wie da irgendjemand helfen könnte. Und tatsächlich wusste das ja auch ich nicht, wie ich Sophia konkret helfen kann. Natürlich war ich deshalb erst mal verunsichert. Was kommt da auf mich zu? Kann ich irgendetwas falsch machen? Gleichzeitig hat Sophia mein Interesse am Thema geweckt. Wie spannend! Schnell taten sich für mich alle möglichen Fragen auf: Kann ich davon ausgehen, dass Sophia wirklich nicht-binär ist? Kann sie das in ihrem Alter überhaupt wissen? Sollte Sophias Wunsch, dass die Eltern nichts erfahren, entsprochen werden? Soll ich überhaupt helfen und wenn ja, wie? Was folgte, war ein Rollenwechsel: Von der Beraterin wurde ich zur Ratsuchenden. Als solche nämlich wandte ich mich an verschiedene Beratungsstellen zum Thema Transidentität. An allen Stellen bekam ich von den Beratenden überaus schnelle und freundliche Antworten, was ...
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