Beschreibung
Special Agent Finn Walker, Ermittler der Küstenwache, steht vor dem bislang schwierigsten Fall seiner Karriere: Ein Kollege wurde ermordet, ein anderer schwer verletzt. War dies das Werk von Drogenschmugglern? Oder steckt mehr dahinter? Je tiefer Finn und seine Kollegen graben, desto unübersichtlicher wird die Sache. Ganz nebenbei muss er Gabby, die Schwester seines Chefs, im Blick behalten. Die Investigativ-Journalistin hat sich mit einer Enthüllungsstory mächtige Feinde gemacht. Unter Finns Schutz sollte Gabby eigentlich zur Ruhe finden, doch sie kann es nicht lassen, ihre Nase in seine Ermittlungen zu stecken. Und nicht nur das: Finns Gefühle für die neugierige Journalistin bringen auch sein Herz in größte Gefahr.
Autorenportrait
Dani Pettrey ist für ihre spannenden Romane mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet worden. Im deutschsprachigen Raum sind bisher ihre sehr erfolgreiche Alaska-Serie rund um die fünf McKenna-Geschwister sowie die Baltimore-Reihe erschienen. Sie ist verheiratet, hat zwei erwachsene Kinder und lebt in Maryland.
Leseprobe
1. Kapitel Wrightsville Beach, North Carolina Feuer fuhr durch Finns Schulter und strahlte in seinen ganzen Arm aus. Er kämpfte gegen die beinahe drei Meter hohen Wellen und versuchte seinen Schützling zu dem schwankenden Korb zu bringen und in den Helikopter der Küstenwache hinaufzubefördern. Mit zusammengebissenen Zähnen schwamm er rückwärts, seinen rechten Arm um ihre Taille gelegt, aber sie entglitt ihm immer wieder. 'Gleich haben wir es geschafft', brüllte er gegen den Lärm der schäumenden Wellen an. Die Frau wand sich in seinem Griff. 'Stan!', schluchzte sie und streckte die Arme nach dem halb gekenterten Boot aus, von dem Finn sie gerade gezogen hatte. 'Sie müssen still halten, damit ich Sie in Sicherheit bringen kann. Dann schwimme ich zurück und hole Ihren Mann. Wir schaffen das.' Er griff fester zu und ignorierte den stechenden Schmerz. Das Tageslicht wich einer bedrohlichen Dunkelheit. Das Unwetter zog schneller heran, als er gedacht hatte. Das Team würde darauf bestehen, dass sie sich aus dem Staub machten, aber er würde nicht ohne den Ehemann aufbrechen. Mit einer Kraft, die er nicht mehr für möglich gehalten hatte, rollte Finn die Frau in den Korb. Dann klammerte er sich an den Rand des Korbes und gurtete sie fest, wobei er sich den Finger an einer der Schnallen klemmte. Als die Frau gesichert war, schüttelte er seinen pochenden Finger. Tony zog das Seil an. Windböen erschütterten den Korb, während er in die Luft stieg. Bitte, Vater, lass sie sicher oben ankommen. 'Wir müssen los!', rief Tony hinunter. 'Der Sturm kommt näher.' 'Drei Minuten.' Bitte. Er hatte noch nie jemanden zurückgelassen. Tony zog den Korb durch die Türöffnung und schrie dem Piloten etwas zu. Dann sah er wieder zu Finn. 'Zwei.' Finn schwamm zu dem sinkenden Boot, während Tony den Korb erneut hinunterließ. Der Rückenwind trieb Finns müde Schwimmzüge durchs Wasser. Nur noch einen, Gott, betete er. Lass mich noch einen retten. Flecken tanzten vor seinen Augen und sein rechter Arm weigerte sich zu kreisen. War seine Rotatorenmanschette gerissen? Die Zeit verstrich, während er den linken Arm eintauchte, aber kaum vorwärtskam. Die Frau hatte berichtet, dass ihr Mann unter Deck eingeklemmt war, das linke Bein gebrochen und von Trümmern bedeckt. Die Frau hatte versucht ihn herauszuziehen, war aber nicht stark genug gewesen. Das Boot, das von den Wellen hin und her geworfen wurde, war fast vollständig nach Backbord gekippt. Er musste schneller schwimmen. und den Schmerz ignorieren. Die Rotorblätter drehten sich, beinahe unhörbar über dem Tosen des Meeres, während der Helikopter über den sich auftürmenden Wellen höher stieg. Der Korb hing über der aufgewühlten Wasseroberfläche. Eine Welle schlug über Finn zusammen und zog ihn hinunter. Kaum war er wieder aufgetaucht, erfasste ihn die nächste Welle. Und als er den Kopf übers Wasser streckte, sah er wenige Meter entfernt das Boot sinken. Das schrille Kreischen der Frau hallte über das erbarmungslose, schäumende Meer. Tony zog den Korb hoch und ließ das Seil für ihn hinunter. 'Nein!', schrie Finn und schüttelte den Kopf. Er hatte noch nie einen Menschen zurückgelassen. 'Es ist Zeit', beharrte Tony, 'sonst bringst du uns noch alle um.' Abgrundtiefe Verzweiflung packte ihn, als Finn sich einhakte und sich über das wütende Meer erhob.