In Wir Propagandisten lernen wir Jekaterinburg kennen. Aus schwuler Perspektive, aus der eines Deutschen im Auslandssemester. Es geht um seinen Alltag, das Ankommen in dieser etwas fremden Welt, die Beziehungen, die er dort knüpft. All das vor dem Hintergrund der damals verabschiedeten Homo-Propaganda-Gesetze, die für eine staatlich sanktionierte Verschärfung von Verfolgung und Diskriminierung queeren Lebens in Russland führten.
Wolkenfelds, zu unserem aller Glück bei Albino neu aufgelegter Roman, ist ein wunderbar empathisches Reisetagebuch. Der Text findet eine besondere Sprache für das Alltägliche und versprüht eine leise Magie, die diese zumindest für mich sehr fremde Stadt Jekaterinburg plastisch und greifbar erscheinen lässt. Sei es in der Universität, bei schwulen Hinterhof-Partys oder in der WG-Küche beim Pelmeni kochen. Ein wirklich atmosphärisches Leseerlebnis und ein Thema von Aktualität, obwohl der Roman ursprünglich schon 2013 veröffentlicht wurde.