Beschreibung
Am 3. Dezember 1980 erklärte der seinerzeitige bayerische Ministerpräsident Franz Josef Strauß vor dem Landtag, die bayerische Staatsregierung prüfe, ob es in Bayern einen geeigneten Standort für eine atomare Anlage zur Aufarbeitung abgebrannter Kernbrennstäbe gebe. Bereits kurze Zeit später kamen erste Gerüchte auf, wonach eine solche WAA in der Nähe des Oberpfälzer Ortes Wackersdorf errichtet werden solle.
Diese Anlage sei "nicht gefährlicher als eine Fahrradspeichenfabrik", meinte Strauß.
In den folgenden acht Jahren fanden in der Oberpfalz die bis dato größten Demonstrationen, die größten Polizeieinsätze und das größte Rockkonzert in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland statt. Anfang 1985 wurde der Bau der WAA in Wackersdorf beschlossen, die ersten Rodungsarbeiten im Taxöldener Forst begannen im Dezember 1985, im Mai 1989 wurden die Bauarbeiten eingestellt.
Ein objektives Gesamtbild der Ereignisse zu zeichnen, ist auch über zwei Jahrzehnte nach dem Aus der WAA Wackersdorf nicht möglich. Niemandem. Daher findet sich im Hörbuch 'Der Fahrradspeichenfabrikkomplex' kein allwissender Erzähler oder Kommentator, der eine vermeintlich unparteiische Wertung abgibt. Das Feature setzt sich ausschließlich aus den Berichten der verschiedensten Zeitzeugen zusammen, die die Ereignisse aus ihren je spezifischen Blickwinkeln betrachten: seinerzeitige WAA-Befürworter als auch Gegner; Politiker jeglicher Couleur von der Regional- bis zur Bundesebene, Demonstranten, Betreiber, Wissenschaftler, Polizisten, Journalisten, Anwohner, Musiker und Schriftsteller.
Autorenportrait
Angela Kreuz studierte Philosophie und Psychologie in Konstanz.
Ihre erste eigenständige Buchpublikation "Der Engländer und weitere kurzgefasste Geschichten" (2003) sowie die Erzählung "Scarlattis Wintergarten" (2005) erschienen auch als LOhrBär-Hörbücher. Die Recherche-Arbeiten zu ihrem Roman "WAAhnsinnszeiten" (2009), der vor dem Hintergrund der Auseinandersetzungen um die Wiederaufbereitungsanlage Wackersdorf spielt, bildeten die Grundlage unseres Features "Der Fahrradspeichenfabrikkomplex".
Neben zwei weiteren Romanen, "Warunee" (2007) und "California Dreaming" (2013), sind von Angela Kreuz zwei Gedichtbände erschienen, "lyrische städtereisen" und "train rides and tides Ebbe, Flut und zurück" (2011), englische Gedichte mit Übersetzungen von Barbara Yurtdas.
Dieter Lohr wurde 1965 im Allgäu geboren. Seither hat er sich fleißig in der Welt herumgetrieben, eine Zeitlang in Großbritannien, Nepal, Rumänien und am Bodensee gelebt, Neuere Deutsche Literatur, Philosophie und Politikwissenschaft studiert und so weiter. Zahlreiche Auslandsstipendien führen ihn nach wie vor in die weite Welt: Großbritannien, die USA, Griechenland, Bulgarien, Ungarn.
Seine Reiseerzählung "Der chinesische Sommer" erschien 1999; es folgten mehrere Erzählbände, sowie der Roman "Die Rebellion im Wasserglas", für den er 2006 den C.S.-Lewis-Preis erhielt. Im gleichen Jahr wurde er mit dem Kulturförderpreis der Stadt Regensburg ausgezeichnet.
Dieter Lohr lebt in Regensburg und betätigt sich als Dozent für Deutsche Sprache und Literatur, Hörspieltheorie und -praxis, Schriftsteller und seit 2004 als Hörbuch-Verleger.