Von heut und ehedem

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9782385082666
Sprache: Deutsch
Umfang: 30 S.
Format (T/L/B): 0.3 x 22 x 17 cm
Auflage: 1. Auflage 2022
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Unser Freund, der kleine muntere Bahnhofsinspektor, ging neben mir auf dem Perron. 'Besorgen Sie den Herrschaften einen guten Platz!' rief er mit einer seiner resoluten Handbewegungen; und der Schaffner, an den diese Worte gerichtet waren, schlug eine Tür des hintersten Wagens auf. 'Hier' sagte er; 'es schaukelt nur ein wenig.' 'Dafür', erwiderte der Inspektor nicht ohne einen gewissen Nachdruck, 'ist der Wagen hier aber auch der sicherste.' 'Der sicherste?' Wer hatte an eine Unsicherheit gedacht! Auch bei einer Eisenbahnfahrt gilt also die alte Geschichte: 'Es ging ein Mann im Syrerland.' Ich äußerte indessen nichts dergleichen; wir stiegen ein und saßen bald bequem genug. Wir, sage ich; denn auch unsere beiden Freundinnen ließen es darauf ankommen, in meiner Gesellschaft dritter Klasse zu fahren. Freilich, vor einer etwas vertraulichen Höflichkeit des Schaffners vermochte ich sie nicht ganz zu schützen, und ebensowenig vor einem kleinen impertinenten Blick, mit welchem sie von einem elegant gekleideten Backfisch bestrichen wurden, der an einer der nächsten Stationen mit einer laut redenden Badegesellschaft ein Coupe erster Klasse in Besitz nahm.

Autorenportrait

Hans Theodor Woldsen Storm ( 14. September 1817 in Husum, Herzogtum Schleswig; gestorben 4. Juli 1888 in Hanerau-Hademarschen) war ein deutscher Schriftsteller. Mit seiner Lyrik und Prosa gehört er zu den bedeutendsten Vertretern des Poetischen Realismus. Storm ist vor allem für seine Novellen bekannt, empfand sich allerdings in erster Linie als Lyriker und sah die Gedichte als Ursprung seiner Erzählungen. Für ihn war das Erlebnis das Fundament seiner Gedichte, während er der Gedankenlyrik fernstand. Einige Verse und Novellen richten sich gegen den Adel und kritisieren die Beamtenhierarchie sowie die Verbindung weltlicher und geistlicher Kräfte. Neben den frühen lyrisch-stimmungsbetonten Werken wie Immensee und Angelica finden sich in der Novellistik seiner mittleren und späten Jahre weitere Themen und Impulse. Zu ihnen gehören religions- und sozialkritische Ideen wie in Veronica, Im Schloß oder Ein Doppelgänger. Mit Kunstmärchen und unheimlichen Novellen wie Draußen im Heidedorf und Renate, Eekenhof und schließlich Der Schimmelreiter steht sein Werk in einem Spannungsverhältnis zu Vorgaben des Realismus.