Beschreibung
Teil 1: Schreiben Im ersten Kollektivtext aus dem Schweizerischen Literaturinstitut in Biel entspinnen sich Figuren und Schauplätze, aber auch Stilwechsel und Schnitte - ein Text, in dem die LeserInnen die seltene Gelegenheit haben, das Schreiben selbst mitzuverfolgen. Entstanden ist der Kettentext so: A bekommt einen Text und verfasst eine literarische Antwort darauf. A schickt diese Antwort an B. B antwortet auf den Text von A. B schickt diese Antwort an C und so weiter. Die einzige Vorgabe: maximal 72 Stunden Zeit zum Schreiben, immer nur die eigene Antwort und nicht den vorhergehenden Text verschicken. Mitgeschrieben haben: Elisa Dusapin, Paula Fürstenberg, Heinz Helle, Flurin Jecker, Michel Layaz, Luise Maier, Werner Rohner, Antoinette Rychner, Ruth Schweikert, Michael Stauffer, Michelle Steinbeck, Julia Weber u.v.a.m. Teil 2: Fort Im zweiten Teil des Buches geht es um die Werdegänge derjenigen, die den Bachelor in Literarischem Schreiben absolviert haben. Theres Roth-Hunkeler und Eugène, die beide das Schreibatelier im ersten Semester des Studiums leiten, haben sich in schriftlichen Korrespondenzen mit Cyrielle Cordt-Moller, Thomas Flahaut, Sabine Gisin, Salome Guida, Pablo Jakob, Luise Maier, Lukas Maisel, Gianna Molinari, Leïla Pellet und Wiebke Zollmann darüber unterhalten, was sie nach dem Bachelor in Literarischem Schreiben gemacht haben und machen. Und: Alle ehemaligen Studierenden des Literaturinstituts wurden 2016 eingeladen, an einer schriftlichen Befragung zu ihrem Werdegang und ihrem heutigen Blick auf das Studium teilzunehmen. 33 Alumni haben die Fragen beantwortet, Annika Hossain wertet in ihrem Essay diese Antworten aus.
Autorenportrait
Das Schweizerische Literaturinstitut in Biel wurde im Jahr 2006 als Fachbereich der Hochschule der Künste Bern HKB gegründet und bietet den Bachelor in Literarischem Schreiben an. Das Studium ermöglicht die Konzentration auf die Entwicklung einer eigenen literarischen Praxis, einen kritischen und konstruktiven Austausch, Kontakte, das Gehen neuer Wege oder die Vertiefung des Bestehenden. Das Schweizerische Literaturinstitut ist zweisprachig organisiert, der Studiengang Bachelor in Literarischem Schreiben kann komplett auf Deutsch oder Französisch absolviert werden. www.literaturinstitut.ch www.facebook.com/institut.lit L'Institut littéraire suisse est une section de la Haute école des arts de Berne HKB ; ouvert en 2006, à Bienne, le Bachelor en écriture littéraire permet à de jeunes auteur-e-s de langue française ou allemande de consacrer trois ans d'études à la pratique de l'écriture, de développer des projets littéraires accompagnés individuellement dans des mentorats, tout en participant à des ateliers d'écriture, à des séminaires critiques et à des projets littéraires ou transdisciplinaires. www.institutlitteraire.ch www.facebook.com/institut.lit
Leseprobe
'Dass die Nachwelt ihn mit O. Brunfels und L.Fuchs zu den Vätern der Botanik zählen würde, erschien ihm zeitlebens nur folgerichtig. Höchstens hin und wieder entlockten ihm ihrer aller unpflanzenhafte Namen ein Lächeln. Indes, Hieronymus schickte sich und signierte weiterhin mit H. Bock. Überhaupt war er grossenteils ohne Fehl. Zum Portrait trug er das Haar unauffällig als kinnlangen Bob mit kurzem Pony, auf die spätromantische Botanisiertrommel verzichtete er aus Gründen historischer Stimmigkeit und sein 1539 erschienenes Kräuterbuch überschrieb er zeitgemäss und unauffällig mit Kreütter Buch. ()' (Stefan Humbel) 'Es ist nicht einfach, sich von einem Bock zu entfernen, um einen anderen Bock unvoreingenommen sehen zu können. Weil bereits dieses und jenes in einen Namen hinein, aus ihm heraus gedacht werden kann, weil da bereits so und so ein Bock, weil sich immer ein Stück vom ersten Bock auf den zweiten, dritten, vierten Bock legt und so fort. ()' (Bettina Wohlfender) 'Bock kommt nicht mehr zu Wort. Er ist hinter Fensterglas verstummt. Ich beobachte eine Passantin, die ihrerseits Bock beobachtet, der stumm seine Lippen bewegt und Worte bildet, ohne Laut. Die Passantin schaut in sein Gesicht. Schaut starr in Starres und erkennt Alterung von Haut, von Haar. Bock ist alt geworden. ()' (Gianna Molinari) 'Dass die Passantin nun Bock und den Jäger, und damit die Fährte, verloren hat, niemandem mehr auf den Fersen ist, sich nicht mehr hinter Büsche duckt, nicht mehr von Stamm zu Stamm schleicht, sondern nun schlicht im Unterholz sitzt, lächerlich fast schon, sich nachts im feuchten Unterholz mit dornigen Brombeerranken und glänzendem Herbstlaub wiederfindet, lässt sie nun in den Nachtnebeln endlich erschrocken bemerken, was das alles in sich zu heissen scheint, nämlich: Die Passantin ist allein. Allein im Wald. ()' (Geneva Moser) 'Da sitz ich. Hingesunkener Tulpenkopf. Neben Schachtelhalmjünglingen im Kampf gegen die Herbstblues-Lanzette, am Fuß der Hochstammkiefer. Dem Wegrand entlang leuchtet, über aufgeplatzten Schalen, das Gelb des eisernen Heinrichs. Weg, der aus einem Wald führt, in dem ich übernachtet hab. Am rechten Ringfinger, am Gelenkknöchel zwischen letztem und vorletztem Glied, hab ich eine kleine Kruste. Und im Rucksack, in ein Ahornblatt eingeschlagen, die Handvoll Brombeeren. Das ist meine Habe. ()' (Luke Wilkins)