Die angewandte Ethik hat nicht nur eine überaus erfolgreiche Geschichte hinter sich, sondern auch eine für philosophische Disziplinen beispiellos breite Öffentlichkeitswirksamkeit entfaltet. Der Verzicht auf starke Theorien, die Orientierung an der Praxis, die Ausdifferenzierung nach Problemfeldern und die Bereitschaft, als eine Stimme unter anderen in Kommissionen und Institutionen gesellschaftlicher Steuerung mitzuwirken, hat Ethiker in die Lage versetzt, praktikable Lösungen für reale Probleme zu generieren. Seither ist ethische Reflexion gefragt, wenn es im säkularen, pluralistischen Staat um gesellschaftliche Orientierungen und politische Weichenstellungen geht. Doch die praktische Nützlichkeit und Nutzbarkeit der angewandten Ethik, der sie ihre Karriere verdankt, bleibt nicht ohne Auswirkungen auf ihr theoretisches Fundament. Was bedeutet es für die Ethik als wissenschaftliche Disziplin, wenn sie den Elfenbeinturm verlässt und sich so den Ansprüchen der Praxis aussetzt. Welche methodisch-theoretischen Implikationen hat ihre Anwendungs- und Erfolgsorientierung?
Zu den vielfältigen Fragen, die die Anwendung ethischer Theorien für dieselben aufwirft, legen in diesem Buch renommierte Ethiker ihre Reflexionen und Antworten dar.
Michael Zichy, Ludwig-Maximilians-Universität München und Institut Technik-Theologie-Naturwissenschaften (TTN) an der Universität München;Herwig Grimm, Institut TTN, München.