Identität und Differenz bilden ein zentrales Thema der Philosophie. Seit Beginn der Metaphysik steht neben dem Modell der substantiellen Differenz, das Seiendes gemäß dem Kriterium einer nicht-akzidentellen, durch ideale Selbstgleichheit gekennzeichneten Form (wie etwa Platons Idee) denkt, als grundsätzlich alternative Möglichkeit das Modell einer "quantitativen Differenz". Dieses gestattet es, Unterschiede an einem Seienden herauszuheben, die durch bestimmte Intensität oder durch einen je bestimmten Grad einer einheitlichen Qualität (etwa Bewegung, Wärme, Licht) entstanden sind. Im Zuge der Diskussionen um die exakte Bestimmung sinnenfälliger Differenzen an bestimmten Körpern im späten Mittelalter und der Aufnahme dieser Debatte in der Frühen Neuzeit und der Moderne gewinnt diese Konzeption trotz nachhaltiger Kritik immer mehr an Bedeutung. Die theologische Begrifflichkeit der Univozität etwa, die sich gegen das Analogie-Konzept (der thomistischen Schule) richtet und den Begriff des Seins in gleicher Weise Gott und den Geschöpfen zuspricht, unterscheidet dieses allgemeine Sein nur dem Grade nach. Die physikalische Konzeption des Raumes bestimmt das Kontinuum als Struktur der physikalischen Wirklichkeit im Sinne eines "dreifach Erstreckten" und bestimmt die Differenzen innerhalb dieses allgemeinen Raumes quantitativ. Die philosophische Theorie der fundamentalen Qualitäten wie Denken oder Ausdehnung begründet eine neue Form des a priori und sucht nicht-substantielle Formen der Autonomie. Mit der neuen Bedeutung der graduellen Differenzen ergibt sich auch eine Rückwirkung auf die substantiale Differenz: In der Moderne zeigt sich Wirklichkeit nicht mehr als Substanz, sondern als Intensität, die sich als Selbstbezug manifestiert. Untersucht werden Konzeptionen von der Antike bis zur Gegenwart, von Platon bis zu Deleuze.