Beschreibung
Kriminalgeschichte und Milieustudie: Im Mittelpunkt der Novelle steht die Lebensgeschichte des aus ärmlichen Verhältnissen stammenden Außenseiters Friedrich Mergel, dem es nicht gelingt, in der von Annette von Droste-Hülshoff sorgfältig porträtierten westfälischen Dorfgesellschaft mit ihren sozialen und regionalen Eigenheiten einen angemessenen Platz zu finden, sondern zum Mörder wird.
Autorenportrait
Annette von Droste-Hülshoff, 10. 1. 1797 Wasserburg Hülshoff bei Münster - 24. 5. 1848 Meersburg (Bodensee). Die aus einem alten katholischen Adelsgeschlecht stammende Dichterin zeigte früh musikalische und dichterische Begabung und selbständiges Denken im Hinblick auf die gesellschaftlichen und geschlechtlichen Konventionen. Die Familie, der sie als exzentrische Außenseiterin galt, zeigte ihr die Grenzen, indem sie eine sich anbahnende Liebesbeziehung zu einem bürgerlichen Studenten 1819/20 vereitelte. Von nun an unterwarf sie sich der Familie (Reisebegleiterin der Mutter, Pflegedienste, Zensur ihrer Werke durch den Bruder), wobei sich nur wenige Freiräume ergaben: durch Reisen nach Köln und Bonn (1825-26, 1828) mit der daraus resultierenden Freundschaft zu Sibylle Mertens, durch die Freundschaft mit Levin Schücking seit 1839. Die bestimmenden Lebensbereiche der ständig von Krankheiten heimgesuchten D. waren das Münsterland (Hülshoff bzw. seit 1826 Haus Rüschhaus bei Münster, der Witwensitz der Mutter) und - ebenfalls durch Familienbeziehungen bestimmt - das Paderborner Land und das Rheinland sowie der Bodenseeraum. Hier - zunächst in Eppishausen (Schweiz), seit 1840 in Meersburg - lebte ihre Schwester als Ehefrau des Germanisten Joseph v. Laßberg; es kam zu längeren Aufenthalten der Dichterin in Eppishausen (1835-36) bzw. Meersburg (1841-42, 1843-44: Erwerb des Fürstenhäusle, 1846-48). D.s Schaffen umfasst erzählende Prosa, dramatische Versuche, eine Reihe von Versepen und - Zentrum ihres Werkes - geistliche und weltliche Lyrik. Ein Roman über eine junge Frau in der Restaurationszeit mit autobiographischen Zügen (Ledwina, um 1821) blieb Fragment, ebenso das Drama Berta oder die Alpen (um 1814). Die Versepen, Hauptbestandteil der Gedichte von 1838, zeigen die Dichterin auf dem Weg zu einer eigenen Sprache und zur Westfalen-Thematik der späteren Gedichte (Die Schlacht im Loener Bruch). Der Gedichtzyklus Das geistliche Jahr, begonnen 1820, abgeschlossen 1839, nimmt die Tradition der barocken religiösen Dichtung auf, verbunden mit der eigenen Lebens- und Glaubensproblematik der Dichterin. Ihr bedeutendes lyrisches Spätwerk, Naturlyrik und symbolische Bekenntnisgedichte, erschließt der Dichtung nicht nur eine Landschaft (Heide, Moor), sondern zeichnet sich zugleich durch eine neue Darstellungsweise aus, in der die genaue Wiedergabe des sinnlich Erfassbaren mit der bedrohlichen, unheimlichen Seite der Natur kontrastiert. Dabei haben die Dinge verweisenden, sinnbildlichen Charakter oder sind, in den bekenntnishaften Gedichten, Ausgangspunkt für Betrachtungen von suggestiver Bildlichkeit. Mit der Judenbuche gelang ihr eine Elemente der Schauerromantik und der Kriminalgeschichte einbeziehende, mehrdeutige Novelle von Schuld und Sühne. In: Reclams Lexikon der deutschsprachigen Autoren. Von Volker Meid. 2., aktual. und erw. Aufl. Stuttgart: Reclam, 2006. (UB 17664.) - © 2001, 2006 Philipp Reclam jun. GmbH & Co., Stuttgart.
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