Beschreibung
Auf dem Gebiet des Kronlandes Steiermark, das damals noch die mehrheitlich slowenisch sprechende Untersteiermark umfasste, fiel während des Ersten Weltkriegs kein Schuss. Dennoch war der Weltkrieg, der erste totale Krieg, auch im steirischen Hinterland massiv spürbar. Schon im Sommer des ersten Kriegsjahres kam es zu einer Verfolgungswelle gegen die slowenische Bevölkerung. Im Land wurden Lager für Zehntausende Zwangsinternierte, Kriegsgefangene und -flüchtlinge errichtet sowie Lazarette installiert. Die prekäre Lebensmittelversorgung verschlechterte sich von Monat zu Monat, Hungerproteste erschütterten das Land. Die Rüstungsproduktion, die in der Steiermark einen ihrer Hauptstandorte hatte, wurde damit ebenso beeinträchtigt. Als die Monarchie im Herbst 1918 kollabierte, rührte sich kaum eine Hand, um die Steiermark zu bewahren; das Unterland spaltete sich von Rest-Österreich ab. Der Verfasser entwirft in diesem Buch das erste fundierte Gesamtpanorama eines hochindustrialisierten, zweisprachigen Kronlandes der Habsburgermonarchie während der vier langen Kriegsjahre. Basierend auf der dichten Aktenlage wird anschaulich geschildert, wie der mörderische Kampf auch das Leben der Zivilbevölkerung und die Arbeit der Behörden weitab von den Fronten massiv in Mitleidenschaft zog.
Autorenportrait
Martin Moll, geboren 1961, Studium der Geschichte und Germanistik an der Karl-Franzens- Universität Graz, 1987 Promotion zum Dr. phil., 2003 Habilitation für Neuere und Zeitgeschichte, seither Univ.-Dozent an der Universität Graz. Forschungsgebiete: Geschichte des Zeitalters der Weltkriege sowie der Spätphase der Habsburgermonarchie, Medien- und Propagandageschichte. Zahlreiche Publikationen, u. a. Kein Burgfrieden. Der deutsch-slowenische Nationalitätenkonflikt in der Steiermark 1900-1918 (2007).