Beschreibung
Studienarbeit aus dem Jahr 2015 im Fachbereich Germanistik - Ältere Deutsche Literatur, Mediävistik, Note: 1.5, Universität Zürich (Deutsches Seminar), Veranstaltung: Arthurisches Erzählen, Sprache: Deutsch, Abstract: Es soll im Folgenden aufgezeigt werden, dass in Wolframs Parzival der weiblichen Figur die Möglichkeit offensteht, sich auch durch den Bruch mit höfischen Traditionen durchaus unabhängig von männlichen Figuren und dem Hof zu bewegen. Der Text widerruft diese scheinbare Unabhängigkeit wieder und verhindert damit das Bild einer endgültig unabhängigen Frau im höfischen Roman. Als Beispiel dafür soll auf die Figur der Herzeloyde und auf Kommentare des Erzählers bezüglich der weiblichen Rolle in Wolframs Roman eingegangen werden. Zuerst wird die Methodik und die theoretische Einbettung der Fragestellung erläutert. Im Anschluss daran wird Wolframs Herzeloyde mit der Fragestellung behandelt sowie in Relation zu den Erzählerkommentaren gesetzt. Der höfische Roman des zwölften und dreizehnten Jahrhunderts scheint nicht ohne aktive und passive Mitbeteiligung von Frauenfiguren auszukommen. Dies lässt sich beispielsweise an der Einbindung von weiblichen Charakteren in den Handlungsverlauf von Romanen wie Wolframs von Eschenbach Parzival erkennen: Sowohl Parzival als auch Gawan finden sich in ihren Abenteuern des Öfteren in Auseinandersetzungen mit weiblichen Figuren oder über diese wieder. Mit der Rolle der Frau geht auch die Bedeutung der minne in Wolframs höfischen Roman einher. Nach Emmerling tritt neben dem Bild von "einer innigen personalen und [.] dauerhaften Bindung" zwischen Mann und Frau zudem noch das "Infragestellen des Systems der Minne" im Parzival auf. Sie führt fort, dass mehrere weibliche Figuren in Wolframs Roman sich aktiv und passiv gegen die "Leidmechanismen der höfischen Minne'" zu wehren versuchen. Jeder dieser weiblichen Charaktere sucht seinen eigenen Weg, um den ritterlichen Lebensstil seiner Angehörigen zu verarbeiten oder zu umgehen. Dazu gehört, dass sich manche dieser Figuren in gewisser Weise vom Hof und den damit verbundenen Normen entfernen. Sigune verarbeitet den Tod ihres Schianatulanders indem sie sich auf einen "langen Passionsweg" begibt, und dadurch fern von der höfischen Welt ihr Dasein im Roman verbringt. Herzeloyde zieht mit ihrem Sohn nach Gahmurets Tod in die Wildnis von Soltane, "entsagt [.] der Herrschaft" und verbringt den Rest ihres Lebens in der nicht-höfischen Welt der Einöde. Orgeluse zieht sich zwar nicht zwingend körperlich vom Hof zurück, aber dass sich ihre Auffassung von minne und triuwe sich weit vom normativ-höfischen Verständnis entfernt hat, lässt sich in ihren Passagen deutlich erkennen.