Feine Familie

Roman

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783442465231
Sprache: Deutsch
Umfang: 381 S.
Format (T/L/B): 2.5 x 18.6 x 11.8 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Ein köstlich boshaftes Lesefest für Freunde des britischen Humors! Lord Petrefacts Lieblingsbeschäftigung ist es, seine Familie zu enterben. Diesem Vergnügen widmet er sich ausgiebig und genüsslich. Damit das Ganze noch etwas spannender wird, hat er die Idee, den weltfremden Professor Walden Yapp für Nachforschungen zu engagieren. Und dieser würde auch nur zu gerne eine boshafte Familiengeschichte der Petrefacts verfassen - Stoff gäbe es genug. Dass dies ganz im Sinne von Lord Petrefact ist, kann Yapp nicht ahnen - wer würde schon vorsätzlich seiner eigenen feinen Familie schaden wollen?

Leseprobe

Lord Petrefact drückte den Klingelknopf an der Armlehne seines Rollstuhls und lächelte. Es war kein freundliches Lächeln, doch hätten auch nur wenige von denen, die den Präsidenten des Petrafact-Konzerns etwas besser kannten - und so ein paar Unglückliche gab es wirklich -, ein freundliches Lächeln von ihm erwartet. Selbst Ihre Majestät, die sich gegen ihre Überzeugung von ihrem mit wenig Skrupeln behafteten Premierminister hatte überreden lassen, Ronald Osprey Petrefact in den Adelsstand zu erheben, hatte sein Lächeln als nahezu bedrohlich empfunden. Niedrigeren Würdenträgern wurde ein Lächeln zuteil, das einer Schlange ähneln oder ganz unverhohlen sadistisch sein konnte, je nachdem, welches Ansehen sie bei ihm genossen - ein Maßstab lediglich für ihre augenblickliche Nützlichkeit oder, im unangenehmeren Fall, dafür, dass er sie überhaupt nicht brauchte. Mit einem Wort, Lord Petrefacts Lächeln war nichts anderes als die Nadel seines ganz persönlichen Barometers, das im allerbesten Fall »günstig« anzeigte, weit häufiger aber auf Sturm stand. Und seit seiner Krankheit, hervorgerufen durch die konzentrierten Bemühungen eines von ihm bezahlten Wirtschaftsjournalisten (der sich nichts ahnend herb über Aktien geäußert hatte, die Lord Petrefact kürzlich erworben hatte) und einer boshaften Auster, hatte es ihm sein Lächeln derart verzogen, dass es von der Seite so aussah, als würde er die Zähne blecken. An diesem besonderen Morgen jedoch war sein Lächeln fast freundlich zu nennen. Es war ihm nämlich eingefallen, wie er, um seine Lieblingsmetapher zu gebrauchen, zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen konnte, und da es sich bei einer dieser Fliegen um die Mitglieder seiner eigenen Familie handelte, war der Gedanke außerordentlich erfreulich. Wie so viele große Männer hasste Lord Petrefact seine Nächsten und Teuersten, wobei sich die Nähe generell und im Fall seines Sohnes Frederick das Teuersein konkret direkt proportional zu seinem Hass verhielten. Doch was er vorhatte, würde nicht nur seine unmittelbare Familie ärgern. Die zahlreichen, über die ganze Welt verstreuten und überall teuflisch einflussreichen Petrefacts würden maßlos empört sein, und da er sie noch nie hatte leiden können, bereitete es ihm unsägliches Vergnügen, sich ihre Reaktionen auszumalen. Es hatte all seiner finanziellen List und Tücke und der Mitwirkung einer amerikanischen Firma bedurft, die er sich durch Betrügereien erschlichen hatte, um ihren Einmischungen in das, was bislang das Familienunternehmen gewesen war, ein Ende zu setzen. Sogar seine Erhebung in den Adelsstand hatte Anlass zu Bissigkeiten gegeben. Zum Schweigen hatte sie erst seine Drohung gebracht, er würde ins Gefängnis wandern und damit den Namen des ganzen Petrefact-Clans in den Schmutz ziehen, wenn man es ihm verwehrte, seinen eigenen zu adeln. Sie hatten sich damit gebrüstet, eine der ältesten Familien im angelsächsischen Bereich zu sein und ihre Vorfahren bis auf die Zeit vor Wilhelm dem Eroberer zurückverfolgen zu können. Nicht, dass sie sich gesellschaftlich sonderlich hervorgetan hätten. Sie waren so weit gehend unter sich geblieben, dass Onkel Pirkin, der sich in Boston, Massachusetts, der Ahnenforschung widmete und den Stammbaum zusammentrug, diverse Male fiktive Ehefrauen bemühen musste, um den dem Inzest anhaftenden Makel zu verschleiern. Aus einem recht undurchsichtigen Grund hatten die Petrefacts eine statistisch gesehen anormale Anzahl angeblich männlicher Nachkommen hervorgebracht. In dieser Hinsicht musste Lord Petrefact dem alten Pirkin ausnahmsweise recht geben. Denn für die Abnormität - die statistische wie auch die sexuelle - hatten ihm seine eigenen Söhne den schlagenden Beweis geliefert. Seine Frau, die verblichene Mrs. Petrefact, hatte recht voreilig damit geprahlt, nie halbe Sachen zu machen, und ihre Behauptung dann prompt widerlegt, indem sie gleich Zwillinge zur Welt brachte. Der Vater hatte diese Geburt mit Missfallen zur Kenntnis genommen. Schließlich hatte er die D