Beschreibung
Dankbar nimmt Decius Caecilius Metellus die Gelegenheit wahr, nach Alexandria zu reisen. Doch kaum dort angekommen, steckt er auch schon bis zum Hals in den Ermittlungen um den höchst merkwürdigen Tod eines jähzornigen Philosophen. Decius erkennt bald, dass hinter diesem heimtückischen Mord eine Verschwörung steckt, die das ganze römische Imperium bedroht.
Autorenportrait
John Maddox Roberts, 1947 in Ohio geboren, machte sich zunächst als Autor zahlreicher Science-Fiction-Romane einen Namen. Sein erster historischer Kriminalroman "SPQR" wurde 1991 für den Edgar Allan Poe Award nominiert und war der Beginn einer Serie ausgesprochen erfolgreicher Romane mit dem Helden Decius Caecilius Metellus.
Leseprobe
Ich habe nie zu den Menschen gehört, die glauben, es ist besser, tot zu sein, als Rom zu verlassen. Ich bin vielmehr des öfteren aus Rom geflohen, um mein Leben zu retten. Doch Leben außerhalb der Stadt war für mich gewöhnlich so, wie ich mir den Zustand, lebendig begraben zu sein, vorstelle, ein transstyxischer, jenseitiger Stillstand allen Lebens, verbunden mit dem Gefühl, daß alles Wichtige weit weg geschieht. Aber es gibt auch Ausnahmen, und eine davon ist Alexandria. Ich kann mich noch an meinen ersten Blick auf die Stadt erinnern, als ob es gestern gewesen wäre, nur daß ich von gestern gar nichts mehr weiß. Wenn man sich vom Meer her näherte, sah man natürlich nicht als erstes die Stadt. Man sah Pharos. Er tauchte als Fleck am Horizont auf, als wir noch mehr als zwanzig Meilen entfernt auf dem offenen Meer waren, über das wir törichterweise gekommen waren, anstatt wie vernünftige Menschen an der Küste entlangzusteuern. Um das Maß unserer Torheit vollzumachen, waren wir nicht mit einem starkmastigen Handelsschiff unterwegs, dem ein Sturm auf offener See nichts anhaben konnte, sondern auf einer prächtigen Kriegsgaleere, die mit so viel Farbe und Gold verziert war, daß ein weniger protziges Schiff allein bei seinem Anblick versunken wäre. Am Bug, direkt über der Ramme, war ein Paar goldener Krokodile angebracht, aus deren Rachen Gischt wie Rauch strömte, während die aus dem Wasser aufblitzenden Ruder uns über die Wellen trieben. "Dort ist Alexandria!" sagte unser Navigator, ein wettergegerbter Zypriote in römischer Uniform. "Gute Zeit", grunzte mein hochgestellter Verwandter Metellus Creticus. Wie die meisten Römer haßten wir das Meer und alles, was mit dem Reisen zu Wasser in Verbindung stand. Deswegen hatten wir uns auch für die gefährlichste Route nach Ägypten entschieden. Sie war die kürzeste. Und es gibt nichts, was auf dem Wasser schneller wäre als eine römische Triere unter allen Rudern, und wir hatten die Ruderer seit unserer Abfahrt in Massilia kräftig schwitzen lassen. Wir waren auf einer mühseligen Mission zu einem Haufen unzufriedener Gallier unterwegs gewesen, die wir davon abhalten wollten, sich den Helvetiern anzuschließen. Ich kann Gallier nicht ausstehen und war hocherfreut, als Creticus einen Sonderauftrag vom Senat erhielt, der ihn auf eine neue Mission nach Ägypten sandte. Vor dem Mast der Galeere war eine hinreißende Miniaturburg errichtet, und ich erklomm die Kampfplattform, um eine bessere Sicht zu haben. Binnen Minuten wurde der Fleck eine erkennbare Rauchsäule, und wenig später war der ganze Turm sichtbar. Vom offenen Meer her kommend, gab es nichts, was uns eine Vorstellung von der wahren Größe des Bauwerks hätte geben können, und es war schwer zu glauben, daß dieses Ding eines der sieben Weltwunder sein sollte. "Das soll der berühmte Leuchtturm sein?" fragte jetzt auch mein Sklave Hermes. Unsicher hatte er die Plattform nach mir erklommen. Er war noch schlimmer seekrank als ich, was mir eine gewisse Befriedigung verschaffte. "Ich habe gehört, von nahem soll er weit beeindruckender sein", versicherte ich ihm. Zuerst sah er aus wie eine schlanke Säule, die im gleißenden Licht der Mittagssonne strahlend weiß leuchtete. Als wir näher kamen, erkannte ich, daß ein schmaler Säulenschaft auf einem breiteren stand, der wiederum auf einer noch breiteren Plattform fußte. Dann sahen wir die Insel selbst, und ich bekam eine Ahnung, wie riesig der Leuchtturm war, denn er dominierte die gesamte Insel Pharos, die selbst groß genug war, die Sicht auf die ganze große Stadt Alexandria zu verdecken. Der Pharos stand am äußersten östlichen Ende der Insel, und auf diese Landzunge steuerten wir zu, weil wir den Großen Hafen anlaufen wollten. Hinter dem westlichsten Zipfel der Insel lag der Eunostos-Hafen, der Hafen zur glücklichen Heimkehr, von dem aus Schiffe in einen Kanal einlaufen konnten, der die Stadt mit dem Nil verband, oder auf dem Mareotis-See in südlicher Richtung weitersegeln konnten. Deswegen wa Leseprobe