Bekenntnisse einer Spielerin

Roman - btb-TB

9,00 €
(inkl. MwSt.)
In den Warenkorb

Nicht lieferbar

Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783442737369
Sprache: Deutsch
Umfang: 367 S.
Format (T/L/B): 2.5 x 18.8 x 11.8 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Zwischen Schleier und einarmigem Banditen: vom verrückten Leben einer modernen Muslima Beeda ist allein erziehende Mutter in Kapstadt, sie ist gläubige Muslima und angesehenes Mitglied ihrer Gemeinde. Aber Beeda ist auch eine unabhängige Frau voller Sinnlichkeit und mit Mut zum Risiko. Und sie ist süchtig: Seit dem ersten Besuch im Casino kommt sie nicht mehr los vom Spiel. Als wenn ihr Leben nicht schon kompliziert genug wäre: Ihr jüngster Sohn ist schwul und hat Aids, ihre Schwester erkrankt an Krebs und sie liebt einen Mann, der für sie nicht zu haben ist. Doch Beeda lässt sich nicht unterkriegen. Ausgezeichnet mit dem "Sunday Times Literary Award", Südafrikas renommiertestem Literaturpreis.

Leseprobe

Als Erstes muss ich bekennen, dass ich Muslimin bin. Ich bin neunundvierzig. Ich trage ein Kopftuch, eigentlich sogar zwei, ein Unter- und ein Obertuch. Ich habe alle meine Söhne mit dem Wort Gottes großgezogen. Niemand würde auf der Straße Notiz von mir nehmen. Ich bin eine jener Frauen in langen Gewändern, die scheinbar ziellos die Stadt durchstreifen. Als Zweites muss ich bekennen, dass ich das Risiko liebe. Ich weiß nicht mehr, wann das angefangen hat. Vielleicht in der Schule, als meine Freundin Merle, eine Christin, und ich uns für denselben Jungen interessierten. Er hatte bereits schriftlich bei mir angefragt, ob ich ihn zu einer Nachmittagsvorstellung im Kino begleiten wolle. Aber dann ließ Merle ihn in ihren Ausschnitt gucken, und er ging mit ihr. Seit damals bemühe ich mich ständig, Dinge zurückzukriegen, die mir abhandengekommen sind. Sagt zumindest mein Therapeut. Ich weiß nicht, ob das stimmt. Ich weiß nicht einmal, ob es mir um das Geld geht. Mir fehlt ja eigentlich nichts. Meine vier Söhne bestreiten meinen Unterhalt. Einer der großen Vorteile meiner Religion ist, dass Mütter nicht die Schau mit den Schuldgefühlen abziehen müssen, wie man es so vielen jüdischen Müttern vorwirft. Unser Heiliges Buch lehrt uns ja, dass das Paradies zu Füßen der Mütter liegt. Man kann sich die Seele aus dem Leib beten oder fasten bis zum Umfallen - wenn man seine Mutter nicht ehrt, ist man geliefert. Meine Söhne wissen das. Sie sind zwar ohne Vater aufgewachsen, aber nicht ohne den Koran. Alle verdienen gut. Einer von ihnen gibt mehr als die anderen. Aber der, der am wenigsten gibt, versteht mich am besten, und er ist mein Lieblingssohn. Ganz egal, was die Experten sagen, eine Mutter kann sehr wohl ein Lieblingskind haben. Sie darf es nur nicht zugeben. Aber ich habe gute Söhne. Der Älteste hat mein Geheimnis entdeckt. Der Jüngste hat mich vor den Zwillingen in der Mitte in Schutz genommen. Bei Zwillingen muss man sich immer auf das Doppelte gefasst machen. Zu den Namen meiner Söhne komme ich noch, aber jetzt möchte ich erst einmal erzählen, wie alles anfing. Es war im Januar 2002. Meine Freundin Garaatie, deren Mann ein Riesenarschloch ist, war gerade herübergekommen und hatte mir von seiner letzten Gemeinheit berichtet. Warum ihre Mutter sie so genannt hat, weiß ich nicht. Mit der Zeit wächst man in seinen Namen hinein. Raatie, gerad die, 'ne Fischgräte war sie. Und genau daran erinnerte sie einen. Nur dass sie nicht grätendünn war, sondern ziemlich dick. Egal, Garaatie hatte in der Tasche ihres Mannes eine Telefonnummer gefunden mit einem Namen daneben: Moena. Manchmal verblüfft Garaatie mich mit ihrem Einfallsreichtum - sie hat nämlich behauptet, sie wäre von der Stadtverwaltung, und bekam so die Adresse zu der Telefonnummer. Dann ist sie in ihren blauen VW gestiegen und nach Woodstock gefahren. Als sie dort ankam, sah sie zu ihrem Entsetzen eine Frau in den Zwanzigern. Garaatie dachte, sie müsse sich geirrt haben, und wollte schon umkehren. Doch der Gesichtsausdruck der jungen Frau hielt sie davon ab. Die Frau sah sie an, als kenne sie sie. »Sind Sie Moena?«, fragte Garaatie. »Hören Sie«, sagte die Frau, »reden Sie mit Ihrem Mann.« Da kam es über Garaatie, als sei der Teufel in sie gefahren. So, wie sie da standen, zwischen Tür und Angel, packte sie die Andere an der Gurgel und ohrfeigte sie. Garaatie ist nicht gerade eine Elfe, die Spuren, die sie auf dem Gesicht ihrer Rivalin hinterlassen hat, konnte ich mir lebhaft vorstellen. Als sie das Geschrei hörte, kam die Mutter der jungen Frau aus dem Haus gelaufen. Sie sah die beiden, und ihr war klar, weshalb Garaatie hier war. Sie schickte Moena ins Haus. »Sagen Sie ihr, sie soll die Finger von meinem Mann lassen«, schrie Garaatie. Als Mahmood an diesem Abend nach Hause kam, fackelte er nicht lange herum, sondern fragte Garaatie gleich, warum sie zu Moena gefahren sei. Er hatte sich noch nicht einmal die Mühe gemacht, sich heimlich, still und leise eine Zweit- oder Dritt Leseprobe