Autorenportrait
Graham Bowley, 1968 in England geboren, arbeitete nach dem Studium der Wirtschaftswissenschaften in Oxford und Bristol für den 'International Herald Tribune' in Brüssel und für die 'Financial Times' u.a. in Frankfurt, Paris und Moskau. Er spricht Russisch, Französisch und fließend Deutsch. Heute ist er Reporter für die 'New York Times' und lebt mit seiner Familie in Manhattan.
Leseprobe
K2 - RUSSISCHES ROULETTE IN DER TODESZONE Warum habe ich mich bereit erklärt, für dieses Buch ein Vorwort zu schreiben, dessen Autor mir völlig unbekannt war und der auch mich nur über mein altes Buch 'The Endless Knot' (deutscher Titel: K2 - Traum und Schicksal) kannte, in dem ich von der Faszination des K2 erzählte, vom ' Berg der Berge '? Dort hatte ich 1986 im 'schwarzen Sommer' meine Gefährtin Julie Tullis für immer am gemeinsamen Traumberg zurücklassen müssen. Während ich in Bowleys Buch blätterte, hatte ich das unbestimmte Gefühl, dass das 'endlose Band', das mich seither mit diesem Berg verbindet, auch ihn umfangen hat. Gerade dorthin, wo sich die von Graham Bowley beschriebene ergreifende Tragödie abspielte, bin ich in Gedanken immer wieder zurückgekehrt, wohl wissend, nicht mehr eingreifen zu können - heute ebenso wenig wie einst. Doch es gibt noch einen zweiten Grund, warum mich Bowleys Schilderung gepackt hat. Es handelt sich um das ungewöhnliche Buch eines Autors, der, obwohl Nichtbergsteiger, mit verblüffender Genauigkeit ein umfassendes Bild der Ereignisse entwirft, die an zwei aufeinanderfolgenden Tagen eine große Zahl von Menschen, deren Traumziel der Gipfel des K2 war, ins Verderben führte. Stück für Stück hat Graham Bowley unermüdlich die Aussagen der Überlebenden zusammengetragen - die er manchmal nur dank seiner unermesslichen Geduld, seiner Hartnäckigkeit und seiner Fähigkeit, sich nie geschlagen zu geben, erhielt. Er war besessen davon, die Wahrheit herauszufinden, ist beispielsweise einem Italiener und einem Holländer bis in deren Heimatdörfer nachgereist, wo den von ihm hartnäckig Verfolgten endlich 'der Knopf aufging' - und er schließlich doch noch ausführlichen Bericht erhielt. Man wird dieser Jagd des amerikanischen Reporters nach der Wahrheit nicht ohne Schmunzeln folgen, vor allem nach Holland, wo er den verblüfften Wilco van Rooijen vor seiner Haustür am Rand eines gepflügten Feldes antraf und mit Erfolg 'bearbeitete '. Nicht immer waren Bowleys Nachforschungen so eindeutig von Erfolg gekrönt. Schon zu Beginn widersprechen sich manche Schilderungen, und es wird klar, dass in einzelnen Fällen die Erinnerung durch den zerstörerischen Einfluss der großen Höhe verformt ist, möglicherweise auch durch die schrecklichen Geschehnisse selbst oder den Gedanken an persönliches Prestige, an Schuldzuweisungen oder Schuldgefühle. Die volle Wahrheit über all das, was sich damals in den Augusttagen auf über 8000 Metern zutrug, wird man vielleicht niemals wissen. Im Lauf seiner Recherchen erfährt Bowley, dass die meisten dieser Menschen für das Glücksgefühl und die Befriedigung, auf der Spitze der höchsten Pyramide der Erde zu stehen, ihr ganzes Dasein in die Waagschale werfen. Ist für manchen von ihnen das Leben sonst kein Leben? Bowley überlässt die Antwort auf diese Frage dem Leser. Durch seine Präzision in der Kombination von Erinnerungen der Überlebenden oder die Gegenüberstellung unterschiedlicher Einschätzungen ergibt sich eine breite Fächerung seiner Darstellung - und es wird unwichtig, ob der Leser schwindelfrei ist oder selbst jemals so hoch oben mit dabei war! Mit angehaltenem Atem folgt man den Ereignissen, auch wenn man weiß, dass man selbst nicht aus der Gipfelwand in die dreitausend Meter Tiefe darunter abstürzen kann. Man empfindet Glück und Beklemmung, wenn der 61-jährige Franzose Hugues d'Aubarède auf der Spitze der gewaltigen Pyramide in 8611 Meter Höhe steht, die er erreichte, obwohl sein künstlicher Sauerstoffvorrat längst zu Ende gegangen ist, und ihm nun schlagartig klar wird, dass er für den Abstieg nur noch die dünne, eisige Luft der Todeszone zur Verfügung hat. Noch ist er voll Vertrauen auf den 'Lebensfaden', auf ein Fixseil, das ihn weiter unten durch die Schlüsselstelle - einen ausgesetzten Quergang unter dem riesigen Eisbalkon in der Gipfelwand - leiten wird, dann hinab durch die Eisrinne, die am Morgen beim Aufstieg passiert wurde, jener berüchtigte 'Flaschenhals', dur
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'Ein großartiges Buch zu einer unfassbaren Katastrophe. Absolut lesenswert!' Bergfieber.de>