Beschreibung
Die Kirchen gehören zu den wichtigsten globalen Akteuren: Sie agieren auf lokaler Ebene und sind zugleich transnational vernetzt. Der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) gilt dabei als bedeutendster internationaler Vertreter des nicht römisch-katholischen Teils des Christentums. Zu einer wirklich globalen nichtstaatlichen Organisation entwickelte sich der ÖRK allerdings erst in den 1960er und 1970er Jahren. War die Gründung des ÖRK 1948 vor allem ein Anliegen europäischer und nordamerikanischer Kirchen, nahmen im Zuge von Dekolonisierung, Entwestlichung und weltweiter sozialer und revolutionärer Umbrüche in den frühen 1960er Jahren zunehmend Vertreter der Dritten Welt das ökumenische Heft in die Hand. Die sich damit vollziehende Globalisierung der Kirchen wirkte sich allerdings nicht nur positiv auf die wachsende Repräsentation von Vertretern aus Afrika, Asien und Lateinamerika im ÖRK aus. Wie die in diesem Band versammelten internationalen Beiträge aus globalgeschichtlicher und theologischer Perspektive zeigen, führte sie auch zu neuen kulturellen und theologischen Konflikten, die das ökumenische Schiff ins Schwanken brachten. Als neue Koordinaten internationaler kirchlicher Zusammenarbeit galten nun die Beschäftigung mit Entwicklungsfragen, der Einsatz für Menschenrechte, die Befreiung aus Unterdrückung und der Kampf gegen Rassismus. Dass diese Globalisierung langfristig jedoch das Ende des westlichen Profils des ÖRK und des weltweiten Protestantismus bedeutete, ist dabei eine der wichtigsten Erkenntnisse des Bandes.
Autorenportrait
Annegret Schilling, M.A. ist Wissenschafltiche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Ökumenik und Dogmatik an der Ruhr-Universität Bochum.
Leseprobe
The churches are among the most important global actors, operating locally while also belonging to a larger transnational network. This can be seen in the World Council of Churches (WCC), the most important international representative of non-Roman Catholic Christianity, which first developed into a truly global non-governmental organization during the 1960s and 1970s. While the founding of the WCC in 1948 was above all the work of European and North American churches, representatives of the "Third World" took greater control of the organization in the wake of the decolonization, de-Westernization, and revolutionary upheavals of the early 1960s. The positive effects of this more comprehensive globalization can be seen in the growing presence of representatives from Africa, Asia, and Latin America in the WCC. However, as this volume demonstrates in contributions from scholars in the fields of global history and theology, the process of globalization also led to new theological and cultural conflicts that threatened to destabilize the ecumenical movement. New areas of international church cooperation included engagement with development questions, a commitment to human rights and the liberation of the oppressed, and the struggle against racism. In one of its most important contributions, this volume shows how the globalization of the churches gradually brought an end to the exclusively Western profile of the WCC and worldwide Protestantism.