Beschreibung
Weihnachten ohne Schnüpperle? Undenkbar! Seit 35 Jahren begleiten der liebenswerte sechsjährige Bengel und seine Familie Kinder in aller Welt durch die Adventszeit. In diesem Buch sind 31 von Schnüpperles Weihnachtsgeschichten versammelt und mit bunten Illustrationen versehen. Ein Vorleseschatz für alle Schnüpperle-Freunde und für den ganzen zwölften Monat im Jahr. Durchgehend farbig illustriert von Julia Wittkamp.
Autorenportrait
Barbara Bartos-Höppner (1923-2006) war seit 1956 als freie Schriftstellerin tätig und hat zahlreiche Auszeichnungen erhalten. Sie schrieb Kinder- und Jugendbücher, aber auch Historisches und Belletristik. Mit Schnüpperle hat sie eine der bekanntesten und erfolgreichsten deutschen Kinderbuchfiguren geschaffen. Sie lebte bis zu ihrem Tod in Nottensdorf an der Niederelbe.
Leseprobe
Wenn man sich's genau überlegt, fängt der erste Dezember schon am Abend vorher an", sagt Annerose, "weil man's kaum noch erwarten kann." Sie steht im Nachthemd vor ihrem Adventskalender. Mutter hat ihn nach dem Abendbrot aufgehängt. Einen für Annerose und einen für Schnüpperle. Es sind ganz besondere Adventskalender. Mutter hat sie selber genäht. Richtige Wandteppiche sind es, mit vierundzwanzig Beuteln daran, alle noch zugebunden. Ein Kalender ist aus grünem Stoff mit goldener Borte ringsherum, an dem hängen rote Beutel und der gehört Annerose. Der andere ist aus rotem Stoff mit grünen Beuteln und Silberborte ringsherum, der ist für Schnüpperle. "Bei mir killert's richtig im Bauch", sagt Schnüpperle, "bei dir auch, Annerose?" "Hmhm." Schnüpperle sieht zu Annerose hinüber. "Bei mir killert's aber mehr." "Wieso?" "Weil du bloß >hmhmenormwahnsinnig< oder irgend so was anderes Dickes." "Nein", sagt Annerose, "wenn ich mich ganz furchtbar doll freue, kann ich gar nichts sagen." "Aber bei mir killert's so sehr, dass ich hopsen muss", sagt Schnüpperle und springt im Bett rauf und runter. "Mutter kommt!", ruft Annerose und saust unter die Decke. Schnüpperle lässt sich fallen und faltet die Hände. "Lieber Gott, mach mich fromm, dass ich in den Himmel komm. Und mach bitte, dass ganz schnell morgen früh ist." Annerose kichert ins Kopfkissen. "Wenn der Kuckuck siebenmal zum Türchen herausruft", sagt Mutter, "dann dürft ihr aufbinden. Und jetzt Gute Nacht!" Sie knipst das Licht aus und geht. "Hast du gesehen, wie dick die Beutel sind, Annerose? Manche stehen richtig ab." "Hab ich alles gesehen." "Ob man schon mal fühlen darf?" Annerose überlegt. "Nein", sagt sie dann, "darf man nicht." "Aber wo's doch so finster ist!" "Darf man nicht." "Aber man weiß doch im Finstern nicht, welches Beutelchen man angegrabbelt hat." "Mutter sagt, richtige Freude ist erst, wenn man drauf warten muss." Schnüpperle seufzt. Nach einer Weile sagt er: "Wollen wir den Vorhang ein Stück aufziehen? Dann sieht man's noch ein bisschen." Damit ist Annerose einverstanden. Jedes Mal wenn ein Auto vorbeifährt, wird es hell im Zimmer. Dann leuchten die Borten am roten und grünen Stoff. "Ach, schön", sagt Schnüpperle, "mir wird so weihnachtsglitzerig." Sie warten auf das nächste Auto und schlafen darüber ein. Am anderen Morgen ist Schnüpperle wach, bevor der Kuckuck siebenmal ruft. Welchen Beutel mach ich auf, denkt Schnüpperle, einen von unten oder lieber einen von oben? Ganz oben nicht, weil ich da erst auf den Stuhl klettern muss. Ich werde einen aus der Mitte nehmen. Beim ersten "Kuckuck" kommt die Mutter und weckt Annerose. Heute springt Annerose sofort aus dem Bett. "Welchen Beutel nimmst du?", fragt Schnüpperle. "Oh, ich weiß nicht! Oh, welchen nehm ich denn bloß?" "Ich bin für Mitte", sagt Schnüpperle. "Da kommst du auch am besten dran." "Gar nicht wahr, unten genauso gut." "Ich bin für oben, genau der Reihe nach", sagt Annerose und zieht schon die Schleife auf. "Schnüpperle! Mutter! Ein Pilz, ein Glückspilz aus Schokolade!" In der Aufregung verknotet Schnüpperle die Schleife. "Mutter! Mutter! Annerose! Es geht nicht! Ich krieg's nicht auf!" Mutter kann's auch nicht, weil sie ihre Brille nicht hat. Schnüpperle fängt an zu heulen. Da kommt Vater mit der Schere. Und dann fährt Schnüpperle mit Daumen und Zeigefinger in den Beutel: eine Marzipankartoffel, noch eine und noch eine. "So viel! Ooch, so viel!" Schnüpperle zeigt seinen Reichtum herum. "Ich hab mehr als du, Annerose!" "Aber ich habe einen Glückspilz und du bloß Kartoffeln!" "Aber aus Marzipan!", sagt Schnüpperle und hat schon ganz braune Finger vom Kakao. "Isst du deins gleich auf, Annerose?" "Du?" "Eine", sagt Schnüpperle. "Ich heb meinen Glückspilz auf, bis ich aus der Schule komme." "Dann isst du ihn?" "Ja." "Ganz?" "Ja." "Schenkst du mir das Papier von drumrum? Kann ich gut gebrauchen." In der Adventszeit muss Pfefferkuchen