Beschreibung
Ein Kursbuch zum Konservativsein Das geistige Kompendium der neuen Bürgerlichkeit Ein überzeugendes Plädoyer gegen die Auswüchse von Globalisierung und Beschleunigung in unserer modernen Welt Dieses Buch ist ein fröhlicher Leitfaden zum Konservativsein im neuen Deutschland. Eine kämpferische Fibel der 89er-Generation und ein Brevier für den wahren Konservativen. Eine Provokation für Alphatiere und Gutmenschen ebenso wie für Neo-Cons wie Neo-Commies. Das Buch verbindet eine amüsante Analyse des Zeitgeistes mit kritischer Neu-Verortung von alten Werten. Das geistige Kompendium der neuen Bürgerlichkeit wird unterhaltsam sortiert und zu einem völlig neuen Ausblick gebracht.
Leseprobe
Wir wollten keine Generation mehr sein. Denn selbst ein Generationenkorsett schien uns zu eng. Wir wollten mit Francis Fukuyama jenseits der Geschichte leben. Ungebunden und frei fühlten wir uns, erhaben über die Zwänge und Trümmerhaufen der Vergangenheit - vor allem der ideologischen. Der Mauerfall von 1989 war unsere Signatur. Heute wissen wir, dass auch wir nur eine Generation waren, die 89er nämlich. Das Ende des ideologischen Zeitalters brachte die formierten Weltbilder der verwundeten Generationen des 20. Jahrhunderts zum Einsturz. Kommunismus, Faschismus, Sozialismus, Nationalismus - jeder Ismus war uns, der Jugend von 1989, eine Mauer: sperrig, plump, alt, eng, dunkel, oft auch böse und blutig. Karl Poppers Diktum, man solle lieber Ideologien sterben lassen als Menschen, war uns ein Leitmotiv. Der Anti-Ismus wurde zum Merkmal unserer, der neuen Generation. Nichts mehr glauben, lieber falsifizieren, offen sein, ein Patchwork der Haltungen leben - das schien nicht nur opportun in einer globalen Weltgemeinschaft. Es schien auch den moralischen Bonus vor dem geschichtlichen Trümmerhaufen der Ismus-Epoche auf seiner Seite zu haben. Kurzum: Wir waren nicht nur die cooleren, wir waren auch die besseren Menschen. Eben doch eine Generation. Es tat sich uns Maueröffnern eine evidente Nische der Weltgeschichte auf, zwischen dem 9. November 1989 und dem 11. September 2001. Das Anything-Goes der Roaring Nineties brach sich Bahn. Und zwar durchaus zum Segen der Weltbevölkerung. Die Zahl der Kriege nahm spürbar ab und damit einhergehend wuchs der Menschheitswohlstand in einem Maße wie noch nie in der Geschichte. Und er holte sogar Milliarden Menschen, vor allem in Asien, Arabien und Lateinamerika, aus dem Elend. Die Zahl der Ärmsten der Armen halbierte sich nach Angaben der Weltbank von knapp 1,3 Milliarden auf 600 Millionen Menschen. Mussten in den siebziger Jahren noch 40 Prozent der Weltbevölkerung mit einem umgerechneten Pro-Kopf-Einkommen von zwei Dollar täglich auskommen, waren es in der liberalen Nischenära nur noch 20 Prozent. Wir sahen Osteuropa, Russland und halb Asien zu Wohlstandsregionen heranwachsen, wir sahen technologische Sprünge und knüpften begeistert am Internet, wir sahen, wie sich unsere Lebenserwartungen verlängerten in nie da gewesenem Ausmaß. Gewiss gab es sie noch, die sozialen Probleme und auch die ökologischen. Aber diese schienen nur als Erblast und waren plötzlich keine ideologischen Monster mehr, sondern technisch lösbare Aufgaben - noch einmal 20 Jahre wie die nach 1989 - und kein Mensch auf dieser Welt müsste mehr Hunger leiden. Das liberale Zeitalter lief also blendend, die Spaßgesellschaft eines Bill-Clinton-Feelgoods dominierte, Europa formierte sich, Einheitswährungen kamen, alle waren Teil eines gutgelaunten Globalisierungs-Get-Togethers. Wir zogen die Krawatten aus, setzten die Sonnenbrillen auf und schalteten die Handys und Laptops ein. Die Weltwirtschaft schien ein spielerisches Monopoly, bei dem es viele Gewinner gab. Vor allem uns. Wir waren die wohlhabendste Generation, die es je gegeben hatte. Wir tanzten die Partys der New Economy und surften im Internet, wir pflegten Lifestyle-Ästhetik und reisten in Erdenwinkel, von denen unsere Großväter noch nie gehört hatten. Wir waren polyglott, parlierten in vielen Sprachen und hatten unseren Spaß, die mauerlose Welt als eine Art echtes Disneyland zu durchstöbern. Fragte man uns, worum es ging, strahlten wir "Spaß haben" und "glücklich sein" zurück. Ein Stück weit waren wir Neo-Romantiker. Wie die Romantiker als Reaktion auf die revolutionäre und die bleierne Zeit ihre Freiheiten in Sehnsüchten auslebten, so tobten wir unsere Sehnsüchte in Freiheiten aus. Die Freiheit schien uns Selbstzweck. Mit den Attentaten vom 11. September bekam unser Weltbild offener Märkte, offener Gesellschaften, offener Werte einer offenen Globalisierung die erste schwere Erschütterung. Schlagartig musste unsere 89er-Generation erkennen, dass es vielen Menschen in de Leseprobe
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