Beschreibung
InhaltsangabeInhalt Vorwort7 1.Die Stadt an der Schnittstelle zwischen Gesellschaft und Natur11 2.Die Region Rhein-Main19 3.Geschichte27 4.Politische Entscheidungen auf dem Weg zu einer nachhaltigen Stadt41 5.Von Meenzern und Wissbadnern - Bevölkerungsentwicklung und struktur49 6.Erdgeschichtlicher Rückblick63 7.Die städtischen Rohstoffvorkommen73 8.Das unterirdische Wasser83 9.Das oberirdische Wasser93 10.Eingeebnet und aufgeschüttet - die städtische Geländeoberfläche103 11.Stadtböden als Schutzhaut, Lebensraum, Archiv und Standort111 12.(Neue) Lebensräume für Pflanzen und Tiere119 13.Klima in Stadt und Umland127 14.Energie für die Stadt135 15.Städtische Ausscheidungen147 16.Mobilität, Lärm und Licht157 17.Mainzer Dom und heiße Quellen - Tourismus zwischen Kultur, Wellness und S(c)hoppen165 18.Wirtschaftliche Entwicklung173 19. Mainz und Wiesbaden - Natur und Stadtentwicklung181 Quellenangaben zu den Karten187 Literatur191 Personen und Stadtteilverzeichnis225
Autorenportrait
Constanze Bückner ist Geografin und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fachgebiet Geo-Ressourcen und Geo-Risiken an der TU Darmstadt. Andreas Hoppe ist Geologe und Professor für Geo-Ressourcen und Geo-Risiken an der TU Darmstadt.
Leseprobe
In wenigen Jahren werden 85 Prozent der Bevölkerung in Städten woh-nen hatte 1992 der Stadtplaner Albert Speer prophezeit und dabei von Frankfurt am Main als "intelligenter Stadt" geträumt, die ähnlich einem "Intelligent Building [] in allen Bereichen Ressourcen spart, ökonomisch, flexibel und umweltbewußt auf Klima, Wetter, Licht, Jahreszeiten, sich ändernde Nutzungsansprüche, Medien, Technologien reagiert" (Speer 1992: 18f.). Gleichzeitig hatte er betont: "Da aber jede Stadt ihre spezifische Eigenart, Raumstruktur, Geschichte, Kultur, Gesellschaft usw. verkörpert, gibt es keine generell gültigen Regeln für eine intelligente Stadt" (Speer 1992: 19). Inzwischen leben wir im "Jahrhundert der Städte", das heißt, es waren im Jahr 2005 50 Prozent, und es werden 2030 voraussichtlich 60 Prozent der Weltbevölkerung sein, die in Städten leben (Worldwatch Institute 2007). Dabei wachsen vor allem die asiatischen und afrikanischen Städte. Europa, das bereits einen Verstädterungsgrad von 72 Prozent besitzt, weist dagegen die geringsten Zuwächse städtischer Bevölkerung auf (Ribbeck 2008). In Deutschland verwischt infolge der Verstädterung und der Ausbrei-tung städtischer Lebensformen bereits seit Jahrzehnten der traditionelle Gegensatz zwischen Stadt und Land. Vor allem Suburbanisierungsprozes-se, Menschen und Arbeitsplätze wandern aus der Kernstadt in das Umland, verändern die Siedlungsstruktur. Diese lässt sich heute nicht mehr mit den komplementären Begriffen "Stadt" und "Land" beschreiben, was zu The-matisierungen der neuen Siedlungsformen als "Siedlungsbrei", "Zersiede-lung" oder "Landschaftszerstörung" bis zu neuen Stadt-Umland-Konzepten wie der "Zwischenstadt" führte (Beier/Matern 2007: 9ff.; Läpp-le/Soyka 2007: 8f.). Geprägt wurde der Begriff der "Zwischenstadt" vom Architekten Thomas Sieverts, welcher damit der "verstädterten Land-schaft" beziehungsweise der "verlandschafteten Stadt" einen neuen Namen gab und diese als "weder Stadt noch Land [ist], aber Eigenschaften von beidem besitzt" definierte (vgl. Sieverts 1997: 714). Etwa zur gleichen Zeit wurde die gemeinsame Jahrestagung der Akademie für Raumforschung und Landesplanung und der Deutschen Akademie für Städtebau und Lan-desplanung unter dem Motto "Die Region ist die Stadt" durchgeführt (vgl. ARL 1999). Dieser prägnante Leitspruch umfasst sowohl die Beschreibung der gelebten Regionalität als auch ihre künftigen Möglichkeiten: Die Ein-wohner nehmen unabhängig von Verwaltungsgrenzen die Angebote der gesamten Region wahr, auch wenn sie sich mit ihrer Stadt besonders ver-bunden fühlen (Priebs 1999: 617; vgl. Monstadt u.a. 2012). Der Bedeutungsgewinn der regionalen Ebene seit den achtziger Jahren wird neben der Regionalisierung der Lebensweise auf folgende Gründe zurückgeführt: die bessere Wettbewerbsfähigkeit von Regionen gegenüber einzelnen Kommunen, die Dezentralisierung staatlicher Aufgaben, die "erzwungene" Zusammenarbeit angesichts wachsender Anforderungen bei knappen kommunalen Finanzen sowie die Politik der Europäischen Union. Die Region sei ein Handlungsraum geworden, sowohl hinsichtlich der Wirtschaftspolitik als auch einer nachhaltigen Entwicklung, vor allem durch die Etablierung regionaler Stoffkreisläufe (vgl. Danielzyk/Priebs 1999; Diller 2002: 42ff.). Auch im Rhein-Main-Gebiet "leben" die Bürger die Region. "Ihr großer Vorteil ist die polyzentrische Raumstruktur mit unterschiedlichen Schwer-gewichten in Funktion und Nutzung bei einer durchgängig relativ kleintei-ligen Siedlungsstruktur und unterschiedlichen Landschaftsräumen" (Speer 1992: 109; vgl. Soyka 2012: 140ff.), dessen "starke siedlungsstrukturelle Polyzentralität [] weit zurückreicht in die Geschichte" (Soyka 2012: 150). Die Bewohner der Region wohnen also beispielsweise in Darmstadt, gehen in Frankfurt zur Arbeit und in Wiesbaden ins Theater. Erholung finden sie in den umliegenden Landschaften, wie im Taunus, im Odenwald oder in Rheinhessen (vgl. Ipsen/Kühn 1994: 22). Die polyzentrische Stadtregion bildet seit langem eine Einheit, verbunden durch wirtschaftliche Verflech-tungen, Pendlerströme, weit ausgreifende Wohneinzugsbereiche sowie die Nutzung der gesamten Region durch ihre Bewohner. Dennoch ist es nicht gelungen, die Region Rhein-Main als eine politische oder planungsrechtli-che Einheit zu konstituieren (Albert Speer & Partner GmbH 1990: 2; Cu-adra 2002: 21). Die gegenseitige Konkurrenz der Städte und das Lokalbe-wusstsein sind stärker als ein verbindendes Bewusstsein für die Region (vgl. Kap. 2; Ipsen/Kühn 1994: 22; Schöffel 1999: 5). So ist seit jeher für die Städte Mainz und Wiesbaden, mit einem Augen-zwinkern, die jeweils andere Rheinseite die "eebsch Seit", also die "ver-kehrte, falsche" Seite (vgl. Rheinhessen-Touristik GmbH o.J.). Wiesbaden, oft gedanklich verbunden mit Kurhaus und Heilquellen, Casino, teuren Geschäften, breiten Alleen zum Flanieren und Kultur, steht als "Diva am Rhein" der "selbstbewussten Alltagsfrau" Mainz gegenüber. Die Stadt Mainz, auch als "kräftig gebauter, lebensfroher Jüngling" beschrieben oder als stolzer Wetterhahn des Mainzer Doms dargestellt, wird meist mit der Altstadt, dem Dom, der Universität, der zweitausendjährigen Geschichte, Gutenberg und der Määnzer Fassenacht in Verbindung gebracht. Mit langle-bigen Vorurteilen und Klischees von der "eebsch Seit", zuletzt detailliert beschrieben in "Diva und Domsgickel" von Lothar Schöne (2011), wird die geliebte Rivalität zwischen Mainz und Wiesbaden auf beiden Seiten weiter gehegt und gepflegt (vgl. Schöne 1985; Friedrich-Pauly/Huber 2003: 7; Reichow 2003: 112f.).
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