Wo die Zitronen blühen

Kriminalroman, Tropen

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783608502039
Sprache: Deutsch
Umfang: 215 S.
Format (T/L/B): 2.2 x 21.5 x 14.8 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Im Nordosten Italiens werden die Kleinstädte von wenigen Industriellenclans dominiert. Francesco Visentin ist Spross einer wohlhabenden Anwaltsfamilie. Wenige Tage bevor er heiratet, wird seine geliebte Braut tot aufgefunden - brutal ermordet. Die Suche nach dem Mörder offenbart nach und nach die skrupellosen und mafiösen Praktiken der Geschäftswelt - Menschenhandel, Erpressung, Ökokriminalität und Mord. 'Wo die Zitronen blühen' ist ein spannungsgeladenes Porträt der neuen Kriminalität in der Grauzone von Legalität und Verbrechen. Und ein Krimi, der den Mythos der italienischen Familie schonungslos zerlegt.

Autorenportrait

Massimo Carlotto, geboren 1956 in Padua, ist einer der erfolgreichsten Schriftsteller Italiens. Als Sympathisant der extremen Linken wurde er in den 1970er Jahren zu Unrecht wegen Mordes verurteilt. Nach fünfjähriger Flucht und einer Gefängnisstrafe von sechs Jahren wurde er 1993 begnadigt. Er lebt heute auf Sardinien.

Leseprobe

Ein Mittwoch wie viele andere Ich war schon eine ganze Weile wach, aber die Übelkeit hinderte mich dar an aufzustehen. Ich hatte zu viel getrunken. Gin Tonic und Champagner. Ich hatte noch das würzige Parfüm des Clubmädchens am Hals und in der Nase. Es würde ein harter Morgen werden. Zum Glück hatte ich nur ein paar Klienten in der Kanzlei und keine Gerichtstermine. Ich schaute zum x-ten Mal auf den digitalen Wecker. Ein bisschen Zeit blieb noch, um den Alkohol abzubauen. Dann einen Kaffee, eine heiße Dusche, und ich wäre bereit für einen weiteren Tag als junger Rechtsanwalt. Giovanna würde mich fragen, wie der Junggesellenabend gelaufen war, den meine Freunde in dem einzigen Nachtclub des Dorfes für mich organisiert hatten. In Wahrheit würde sie wissen wollen, ob ich mit einem der Mädchen des Diana im Bett gelandet war. Nein, war ich nicht. Das Fest war eine Katastrophe gewesen. Zumindest für mich. Davide und die anderen hatten sich wahrscheinlich amüsiert. Sie waren ziemlich überdreht. Und waren ein- und ausgegangen in der kleinen Kammer, wo immer einer der Rumänen das Koks bereithielt, und hatten mit den Clubmädchen herumgemacht. Die schönste, eine Südamerikanerin, ich glaube, sie hieß Alicia, hatten sie mir mit einer Geschenkschleife um die Brust in die Arme geschoben. 'Sie ist zwar nicht so schön wie Giovanna', hatte Davide betont. 'Aber sie soll richtig gut im Bett sein.' Sie hatte sich wirklich Mühe gegeben, aber ich hatte achtgegeben, den Punkt nicht zu überschreiten. Ich bin ein Visentin, und mein Vater hatte mich dar auf aufmerksam gemacht, dass wir gewisse Dinge nicht tun. 'Zumindest nicht hier im Dorf', hatte er lächelnd hinzugefügt. Und dann hatte ich verschiedene Leute wiedererkannt, vor allem Kleinindustrielle mit den Taschen voller Geld. Einige waren Klienten meines Vaters. Constantin Deaconescu, der Besitzer, ein anrüchig aussehender Rumäne, war gekommen, um mich zu meiner bevorstehenden Hochzeit zu beglückwünschen. Aller Augen waren auf mich gerichtet. Ich fühlte mich unwohl, der Ort gefiel mir nicht. Er war vulgär und unecht wie die Marke des Champagners, den uns die Kellner ständig nachschenkten. Als Alicia begann, mich weiter unten zu streicheln, als es meine gesellschaft liche Stellung erlaubte, und mir anvertraute, sie stehe mir die ganze Nacht zur Verfügung, betrachtete ich sie. Sie war schön und aufreizend, aber ich wäre in diesem Moment lieber mit Giovanna zusammen gewesen. Also ging ich mit der Entschuldigung, ich hätte zu viel getrunken, unter dem Hohngelächter meiner Freunde hinaus, um etwas Luft zu schnappen. Es musste gegen zwei Uhr morgens gewesen sein, die eisige Luft nahm mir den Atem. Da stieg aus einem Wagen der Allerletzte aus, den ich in dem Moment hätte sehen wollen: Filippo Calchi Renier. 'Was willst du?' Er zeigte auf den BMW Coupé. 'Lass uns ein Stück fahren. Ich muss mit dir reden.' 'Brauchst du einen Anwalt?' Er schüttelte verdrossen den Kopf. Die Narbe auf seiner Wange war blau von der Kälte. 'Wir müssen über Giovanna reden.' 'Natürlich', brummte ich, während ich auf das Auto zuging. Filippo und Giovanna waren ein paar Jahre zuvor zusammen gewesen. Dann hatte sie ihn verlassen, um sich mit mir zusammenzutun. Die Nachricht hatte sie ihm eines Abends im Sommer während des Festes für den Dorfpatron beigebracht. Er war ins Auto gestiegen und ein paar Stunden später auf einer langen, geraden Straße gegen eine Platane gefahren. Er war wie ein Verrückter gerast, und ein Schlagloch hatte ihn die Kontrolle verlieren lassen. Das war zumindest seine Version, aber im Dorf hatte man es für einen Selbstmordversuch gehalten. Seitdem war er nicht mehr derselbe gewesen, weder physisch noch mental. Er tat mir leid. Giovanna hatte Schuldgefühle, die sie nicht mehr loswurde. Wir konnten nicht dar über sprechen, ohne uns zu streiten. Filippo war der einzige Sohn der Contessa Selvaggia Calchi Renier, der exponiertesten Familie im Dorf. D

Schlagzeile

'Wer dieses Buch zu lesen beginnt, wird nicht aufhören, und wer es zu Ende liest, wird es niemals vergessen.' La Stampa>

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