Beschreibung
'Der fesselnde Auftaktband zu einer neuen Fantasyserie, eine raffinierte Handlung, interessante und geheimnisvolle Figuren, aber das Beste von allem sind die Drachen!' Christopher Paolini, Autor von Eragon Das Buch hat Tad Williams zusammen mit seiner Frau Deborah Beale geschrieben. Deborah Beale war Lektorin für Fantasybücher in London, bevor sie ihre eigene Karriere als Autorin begann. Die Kapitelanfänge sind mit schönen Illustrationen gestaltet. Mit dem Auftakt dieser neuen Fantasyreihe ziehen Tad Williams und Deborah Beale junge und alte Leser in ihren Bann.
Autorenportrait
Tad Williams, geboren 1957 in Kalifornien, ist Bestseller-Autor und für seine epischen Fantasy- und Science-Fiction-Reihen, darunter Otherland, Shadowmarch, und Das Geheimnis der Großen Schwerter bekannt. Seine Bücher, die Genres erschaffen und bisherige Genre-Grenzen gesprengt haben, wurden weltweit mehrere zehn Millionen Male verkauft. Deborah Beale, geboren 1958, verheiratet mit Tad Williams, war Lektorin für Fantasybücher in London, bevor sie ihre eigene Karriere als Autorin begann.
Leseprobe
3 DER MANN MIT DEM FALSCHEN NAMEN Das Stationsschild an ihrem Bahnhof war alt und ramponiert. Zwei Buchstaben fehlten. WILLKOMMEN IN TANDARD ALLEY. Tyler wischte sich den Schweiß von der Stirn und zog dann wieder die Baseballmütze über seine strubbeligen braunen Haare. Im Zug war es so heiß gewesen, dass er ganze drei Cokes getrunken hatte, aber hier war es noch heißer. Jetzt nach der Abfahrt des Zuges war der Bahnsteig leer. Tyler hatte den Eindruck, dass sie beide die einzigen Menschen in dem winzigen Städtchen waren. 'Wo ist denn Onkel Gideon?', fragte Lucinda. Sie gingen durch das leere Bahnhofshäuschen und schauten auf die menschenleere Straße. Ein paar Häuser und Geschäfte waren zu sehen, aber keine Leute davor - was Tyler ihnen nicht verdenken konnte. 'Oder sollen wir vielleicht zu Fuß zu dieser dämlichen Farm laufen und an Hitzschlag sterben?', klagte sie. 'Irgendjemand wird uns schon abholen kommen', sagte Tyler und blickte sich um. Im Bahnhof gab es nur einen Schalter und zwei Fahrkartenautomaten, aber drinnen war es kühler als auf dem Bahnsteig. 'Jedenfalls hat Mama das gesagt.' 'Die war doch in Gedanken schon ganz woanders.' Lucinda strich sich ihre feuchten Strähnen aus den Augen. 'Die wollte bloß so schnell wie möglich zu ihrem Single-Dings.' Tyler zuckte nur die Achseln. Über vieles beschwerte sich Lucinda ja zu Recht, aber was konnte man daran ändern? Als Kind war das Leben zum Kotzen. Die Erwachsenen machten einfach, was sie wollten, und behaupteten auch noch, es wäre zu deinem Besten. Man konnte sich darüber grün und blau ärgern, oder man konnte sich mit spannenderen Sachen beschäftigen. Er griff in die Tasche nach seinem GameBoss, da stockte er. Er hörte das eigentümliche Geräusch schon eine Weile, ein Trappelditrapp, das ihn an irgendetwas im Fernsehen erinnerte. Western, alte Western, wie er sie anschauen musste, wenn sie am Wochenende ihren Vater besuchten, weil der glaubte, Tyler würde die auch gern sehen. Tat er nicht, doch es hatte keinen Zweck, darauf hinzuweisen, denn wenn er sagte, dass er die Filme nicht sehen wollte, würde Papa bloß mit ihm in den Park gehen oder sonst wohin, rauchend in der Gegend herumstehen und Tyler dabei zusehen, wie er aus reiner Gefälligkeit am Klettergerüst turnte, als ob er ein kleiner Junge wäre. Oder sie würden, schlimmer noch, zusammen essen gehen, und Papa würde so tun, als ob es ihn brennend interessierte, wer Tylers Freunde waren, und ihn mit Fragen danach traktieren, was er in der Schule lernte. Nichts als Theater. Trappelditrapp. 'Da draußen ist ein Pferd', sagte Tyler. 'Was?' Lucinda blickte sich gereizt in dem winzigen Bahnhof um, als ob Onkel Gideon, der Mann mit den feuerspeienden Kühen, plötzlich aus dem Nichts auftauchen würde. 'Ein Pferd. Draußen auf der Straße, denke ich. Ich höre ein Pferd.' 'Du spinnst ja.' Doch sie folgte ihm nach draußen auf die Straße mit den wenigen heruntergekommenen Häusern und den verlassenen Geschäften. Es war in der Tat ein Pferd, ein kräftiges braunes Pferd, das jetzt vor dem Bahnhof auf der Straße stand, und es war vor einen großen Wagen gespannt, der hoch mit Säcken beladen war. Ein eigenartig aussehender Mann saß vorn auf dem Bock, hielt die Zügel und blickte sie unter der Krempe eines uralten Strohhuts an. Er hatte eine stark sonnengebräunte Haut, eine dünne Hakennase und einen grauen Kinnbart. Seine Augen waren im Schatten des breitkrempigen Hutes kaum zu erkennen. 'Ihr seid Tyler und Lucinda?' Sein Akzent ließ die Worte an den falschen Stellen hüpfen, als ob er im Fernsehen einen komischen Ausländer spielte. 'Steigt bitte auf den Wagen.' 'Bist. sind Sie Onkel Gideon?', fragte Tyler zögernd. Der Mann schüttelte bedächtig den Kopf. 'Nein, nein. Ich nicht. Ich heiße Walkwell. Ich arbeite für ihn.' Er stieg ab und warf die schweren Koffer der Kinder hinten auf die im Wagen gestapelten Säcke, als ob sie Daunenkissen wären. Tyler fiel auf, dass dieser Mr. Walkwell sehr kleine Füße hatte. Er trug kleine altmodische Schnürstiefel, die aussahen, als gehörten sie einem Kind und nicht einem hochgewachsenen Mann. Er ging auch mit einem unbeholfenen beidseitigen Humpeln, als träte er barfuß auf Glasscherben. Hinzu kam, dass seine Stiefel bei jedem Schritt sonderbar knirschten. Tyler und Lucinda blickten sich an. 'Da hat jemand wohl den falschen Namen', flüsterte sie. Von 'gut gehen' konnte man wirklich nicht sprechen. Mr. Walkwell schwang sich wieder auf den Bock und warf ihnen einen säuerlichen Blick zu, als wüsste er, was sie dachten. 'Steigt auf.' Auch seine Augen waren seltsam, ganz rotgerändert, als ob er gerade vom Schwimmen käme. Sonst schienen sie eher gelb als braun zu sein. 'Sollen wir uns neben Sie setzen?', fragte Tyler. 'Besser, denke ich, als wenn ihr euch auf die Futtersäcke setzt', antwortete Mr. Walkwell mit einer Stimme, die so trocken war wie die Luft. 'Sie rutschen.' Beim Hinaufkraxeln verlor Tyler das Gleichgewicht, aber der bärtige Mann schnappte mit seinen dünnen, braunen Fingern Tylers Handgelenk und hob ihn so mühelos hoch, als wäre er ein Laib Brot. Als Lucinda ebenfalls aufgestiegen war, schnalzte Mr. Walkwell dem Pferd zu, und der Wagen setzte sich in Bewegung. Das war der einzige Ton, den der Mann von sich gab, bis sie die Stadt weit hinter sich gelassen hatten. Der Typ war offenbar nicht nur gesprächig und leutselig, dachte Tyler, er roch auch. Wobei er nicht widerlich roch, bloß. kräftig. Er roch nach Schweiß und trockenem Gras und. und nach Tieren, entschied Tyler, unter anderem. Na ja, das war nicht verwunderlich bei einem, der auf einer Farm arbeitete, oder? Nachdem sie ungefähr eine Viertelstunde gemächlich an gelben Feldern vorbeigerollt waren, bogen sie von der Hauptstraße auf eine breite unbefestigte Piste ab. Diese neue Straße wand sich durch bewaldete Hügel, bis die letzten Biegungen, die man sah, sich weiter hinten in felsigen Höhen verloren. 'Wo ist die Farm?', fragte er. 'In dem Tal auf der anderen Seite der Hügel', sagte Mr. Walkwell. 'Das ist aber weit. Warum sind Sie nicht mit dem Auto gekommen?' Der Mann warf Tyler einen Seitenblick zu, der ausgesprochen unfreundlich war. 'Nein. Ich mag diese Krachmaschinen nicht. Sie sind unnatürlich.' Lucinda stöhnte. Tyler fast auch. Dass es auf der Farm Fernsehen und sonstigen modernen Komfort gab, wurde immer unwahrscheinlicher. Er versuchte, gar nicht daran zu denken, wie entsetzlich es wäre, wenn er einen ganzen Sommer lang seinen GameBoss nicht aufladen könnte. Hinter der Hügelkuppe kamen sie aus dem Wald ins Freie und sahen das Standard Valley langgestreckt vor sich liegen, ausgelegt mit goldenen Wiesenteppichen, hier und in der Ferne von baumbestandenen Hügeln gesäumt, die erstaunlich hoch waren, fast schon Berge zu nennen. Unter ihnen schlängelte sich ein silbern blinkendes Band in der Nachmittagssonne - ein Fluss. Noch weiter in der Ferne ragte wie eine Mauer am Ende der Welt ein richtiges Gebirge auf, die Sierras. Das Tal sah aus wie einem Ölgemälde entsprungen. 'Wow', sagte Tyler. 'Das ist.' 'Das ist echt schön.' Lucinda klang überrascht. Mr. Walkwell lächelte zum ersten Mal, was das wettergegerbte braune Gesicht des Alten völlig veränderte, ihm etwas Faszinierendes und Wildes gab, das an einen schlitzohrigen Piraten erinnerte. Er ließ die Zügel auf den Rücken des Pferdes klatschen, und die Talfahrt begann. [.] 9 TEE MIT DER LILIENKAISERIN Als Lucinda am späten Nachmittag aufwachte, fühlte sie sich wie einmal in der fünften Klasse, als sie ganz schlimm Fieber gehabt hatte und fast zwei Wochen lang zu Hause bleiben musste. In den Phasen hohen Fiebers war ihr die Zeit in seltsamen Schüben vergangen, und manchmal hatte sie sich nur mit Mühe darüber klarwerden können, ob etwas, woran sie sich erinnerte, real oder bloß geträumt war. Wie jetzt. Sie hatte nur ein kurzes Nickerchen machen wollen, dann aber hatte sie das Bewusstsein verloren, als ob jemand sie mit einer Keule niedergeschlagen hätte... Leseprobe
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Der neue Tad Williams!>