Die Reformation als welthistorische Zäsur, als Auftakt der neuzeitlichen Individualisierung steht und fällt mit Martin Luther. Christian Geyer schildert, wie der Reformator bis heute unsere kollektive Psyche prägt. Heute ist es Angela Merkel, die sagt: Hier stehe ich und kann nicht anders. Darin folgt sie Martin Luther, der die unbedingte Überzeugung zur Leitlinie deutscher Politik erhob. An der Schwelle zwischen Mittelalter und Neuzeit war Martin Luther ein Getriebener, der die äußere Realität nach dem Bild seiner inneren Ängste formte. Die Verlagerung des religiösen Lebens ins Innere der Psyche begründet eine eminent moderne Erfahrung: dass der Sinn nicht vom Himmel fällt, sondern von uns gesetzt werden muss. Der Autor zeigt Luther als eine deutsche Identifikationsfigur, die in den politischen und medialen Affektgemeinschaften Deutschlands präsent ist.

Christian Geyer, geboren 1960, studierte Philosophie, Geschichte und Germanistik in Bonn und Köln. Seit 1992 ist er Feuilletonredakteur bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

Luther ist einer von uns: eine aufregende Aktualisierung des Reformators.>