Beschreibung
Vielfältig sind die Bedrohungen des Landes Eion. Von Norden dringt im Schutz undurchdringlichen Nebels ein Elbenheer vor, und im Süden schmiedet der machtbesessene Herrscher Sulepis Eroberungspläne. In diesen Wirren lastet auf Prinz Barrik und seiner Schwester Briony eine übergroße Aufgabe. Eine riesige Elbenarmee überschreitet die Schattengrenze, und nichts scheint sie aufhalten zu können. Als Barrick in die Hände der heimtückischen Feinde fällt, ist Briony gezwungen, aus der Südmarkfeste zu fliehen. Ist es das Schicksal der Völker Eions, zwischen den Armeen der Elben und des Autarchen zerrieben zu werden? Gelingt es Briony, in der Fremde Unterstützung zu finden, um den Thron zurückzuerobern? Und ist Barrick der Herausforderung gewachsen, die ihn immer weiter in die Schattenlande hineinführt.? Ein echter Tad Williams: vielschichtig erzählt und voller Spannung von der ersten bis zur letzten Seite. Seine 'Otherland'-Tetralogie ist eines der großen Meisterwerke der modernen Phantastik und wurde zum Weltbestseller. Mit der 'Shadowmarch'-Trilogie knüpft er an seinen ersten großen Erfolg, die Saga um den 'Drachenbeinthron', an.
Autorenportrait
Tad Williams, geboren 1957 in Kalifornien, ist Bestseller-Autor und für seine epischen Fantasy- und Science-Fiction-Reihen, darunter Otherland, Shadowmarch, und Das Geheimnis der Großen Schwerter bekannt. Seine Bücher, die Genres erschaffen und bisherige Genre-Grenzen gesprengt haben, wurden weltweit mehrere zehn Millionen Male verkauft.
Leseprobe
Vorspiel ' Erzähl mir die Geschichte zu Ende, Vogel.' Der Rabe legte den Kopf schief. 'Welche Geschichte?' 'Die vom Gott Kupilas - Krummling, wie ihr ihn hier nennt. Erzähl, Vogel. Es pisst vom Himmel, mir ist kalt, ich habe Hunger und irre in der grässlichsten Gegend der Welt herum.' 'Unsereins ist auch nass und hungrig', rief ihm Skurn in Erinnerung. 'Hat kaum was gefressen in letzter Zeit, grad mal einen zerquetschten Kokon dann und wann.' Diese Vorstellung hob Barricks Laune auch nicht gerade. 'Erzähl einfach weiter. Bitte.' Der Rabe glättete sein verkrustetes Gefieder, jetzt schon deutlich milder gestimmt. 'Na ja, wenn ihr meint. Wo war unsereins denn stehengeblieben?' 'Wie er seine Urgroßmutter traf. Und sie wollte ihn lehren.' 'Ah ja. Weiß es jetzt wieder, unsereins. "Ich werde dir beibringen, in den Landen der Leere zu reisen", sagte die Urgroßmutter zu Krummling, "jenen Landen, die neben allen Dingen sind und an jedem Ort, so nah wie ein Gedanke und so unsichtbar wie ein Gebet." War's das, was unsereins zuletzt erzählt hat?' 'Ja, genau.' 'Könnt Euch vielleicht vorher noch was zu essen beschaffen, unsereins?' Skurn war wieder bester Dinge. 'ist voll von Pfeifmotten, dieses Stück Wald.' Er sah Barricks Gesichtsausdruck. 'Nun gut, Prinz ist-mir-alles-nicht-gut-genug - aber gebt bloß nicht Skurn die Schuld, wenn ihr vor lauter Magenknurren mitten in der Nacht aufwacht.' 'Krummling verbrachte lange Tage an der Seite seiner Urgroßmutter Leere, lernte alles über die Geheimnisse ihres Landes und seiner Straßen und wurde noch weiser, als er ohnehin schon war. Er lernte viele Tricks, wie man im Land seiner Urgroßmutter reisen konnte, und sah viele Dinge, wenn niemand merkte, dass er hinschaute. Und wenn sein Körper auch verkrüppelt war und sein eines Bein kürzer als das andere, sodass sein Gang klang wie ein Wagen mit einem gebrochenen Rad, klicketti-klack, klicketti-klack, konnte Krummling schneller reisen als irgendwer sonst - selbst sein Vetter Trickser, den die Menschen Zosim nennen. Trickser war der Fixeste von der ganzen Sippe der drei Brüder, der schlaue Herr der Straßen und der Dichtkunst und der Verrückten. Der clevere Trickser hatte sogar manche von Leeres Geheimnissen ganz allein herausbekommen, aber er hatte seine Urgroßmutter auch 'Alte Windstimme im Brunnen' genannt, wenn er nicht ahnte, dass sie zuhörte. Daraufhin hatte sie dafür gesorgt, dass Trickser nichts mehr über ihr Land und dessen Seltsamkeiten lernte. Krummling aber war ihrem Herzen nahe, und ihn lehrte sie alles. Je mehr Krummling lernte, je mehr Worte und Kräfte ihm zuwuchsen, desto ungerechter fand er es, dass sein Vater getötet und seine Mutter geraubt worden war, dass seine Onkel und alle seine übrigen Verwandten in der Verbannung im Himmel saßen, während die, die ihnen das angetan hatten, und vor allem die drei mächtigsten Brüder - Perin, Kernios und Erivor, wie ihr sie nennt -, auf Erden lebten und lachten und sangen. Darüber sann Krummling lange nach, bis ihm schließlich etwas einfiel - der schlauste und listigste Plan, den es je gab. Alle drei Brüder hatten jetzt Wachen und Beschützer um sich, die über furchterregende Kräfte verfügten, also genügte ein einfacher Überfall nicht. Der Wassermann Erivor hatte Wölfe des Meeres rings um seinen Thron und Giftquallen, und außerdem waren da seine Wasserkrieger, die den ganzen grünen Tag und die ganze grüne Nacht über ihn wachten. Der Himmelsmann Perin wohnte in einem Palast auf dem höchsten Berg der Welt, umgeben von seiner Sippe, und er hatte den mächtigen Hammer Donnerschlegel, den Krummling selbst für ihn gemacht hatte und der die Welt zerschlagen konnte, wenn er nur lange genug auf sie einhämmerte. Und der Steinherr (Kernios, wie Euer Volk ihn nennt) hatte zwar nicht so viele Gefolgsleute, lebte aber in seiner Burg tief in der Erde inmitten der Toten und war bewehrt mit Tricks und Worten, die einem die Augen aus dem Kopf brennen oder die Knochen in brüchiges Eis verwandeln konnten. Doch eine Schwachstelle hatten alle drei Brüder, und das war die Schwachstelle, die jeder Mann hat: die eigene Frau. Denn in den Augen ihrer Frauen, so heißt es ja, sind selbst die Erstgeborenen nicht besser als irgendjemand sonst. Schon lange hatte der schlaue Krummling Freundschaftsbande zu den Frauen zweier der Brüder geknüpft: zu Nacht, die Himmelsmanns Gemahlin war, und zu Mondfrau, die von Steinmann verstoßen und dann von seinem Bruder Wassermann zur Frau genommen worden war. Beide Frauen beneideten ihre Männer um deren Freiheiten und wünschten, sie könnten auch draußen in der Welt herumlaufen, lieben, wen sie wollten, und tun, wonach ihnen der Sinn stand. Also gab Krummling jeder von beiden einen Trank, damit sie ihn ihrem Gemahl in den Weinbecher schüttete, und erklärte dazu: Davon werden eure Männer die ganze Nacht schlafen, ohne auch nur ein einziges Mal aufzuwachen. Und während sie in tiefem Schlaf liegen, könnt ihr tun, was euch beliebt. Nacht und Mondfrau freuten sich über Krummlings Geschenk und versprachen, es noch am selben Abend zu benutzen. Der dritte Bruder, der kalte, harte Steinmann, hatte Krummlings Mutter Blume - Zoria, wie ihr sagt - gefunden, als sie nach dem Ende des Krieges allein und verloren umherirrte. Er hatte sie mitgenommen, um sie zu seiner Frau zu machen, und seine bisherige Gemahlin Mondfrau in die Welt hinausgejagt. Steinmann hatte Krummlings Mutter einen neuen Namen gegeben, Helle Morgenröte, doch obwohl er sie mit Gold und Edelsteinen und anderen Gaben der schwarzen Erde schmückte, lächelte sie nie und sprach auch nicht, sondern saß immer nur da wie eine der Toten, über die Steinmann auf seinem dunklen Thron herrschte. Also ging Krummling jetzt im Dunkeln zu seiner Mutter und erzählte ihr von seinem Plan. Er musste nicht lügen, nicht vor ihr, die sie hatte mit ansehen müssen, wie ihr Gemahl getötet, ihr Sohn gepeinigt und ihre Familie verbannt wurde. Als er ihr den Trank gab, sagte sie immer noch nichts und lächelte auch nicht, küsste Krummling aber mit ihren kalten Lippen aufs Haupt, ehe sie sich abwandte und wieder in den endlosen Gängen von Steinmanns Haus verschwand. Nur ein einziges Mal noch sollte Krummling sie wiedersehen. Als alles eingeleitet war, ging Krummling zuerst zu Wassermanns Haus tief drunten im Meer. Er reiste durch die Lande seiner Urgroßmutter Leere, wie sie es ihm beigebracht hatte, damit ihn niemand in Wassermanns Haus kommen sähe. Krummling glitt an den Wölfen des Meeres vorbei wie eine kalte Strömung, und wenn sie auch ahnten, dass er in der Nähe war, vermochten sie ihn doch nicht zu packen und mit ihren scharfen Zähnen in Stücke zu reißen. Ebenso wenig konnten ihn die Giftquallen stechen - Krummling schlüpfte zwischen ihnen hindurch, als wären sie nur Seerosen. Als er schließlich Wassermann in dessen Gemach fand, von dem Trank, den ihm Mondfrau verabreicht hatte, in tiefem Betäubungsschlaf, da hielt Krummling inne, denn ihn überkam ein sonderbares Zögern. Wassermann hatte nicht mitgetan, als die anderen beiden Brüder Krummling gepeinigt hatten, und Krummling hasste ihn nicht so sehr wie Himmelsmann und Steinmann. Aber Wassermann hatte Krieg gegen Krummlings Familie geführt. Er hatte mitgeholfen, Krummlings Mutter zur Witwe zu machen, und hatte gemeinsam mit seinen Brüdern Krummlings restliche Sippe in den Himmel verbannt. Und außerdem würde, solange Wassermann auf Erden wandelte, das Blut von Feuchtes Sippe, Krummlings Feinden, fortleben. Also bestand Krummlings Gnade darin, dass er Wassermann nicht weckte, damit er seinem Los ins Auge sähe, sondern einfach nur eine Tür zu einem Teil von Leeres Landen öffnete, wo niemand je gewesen war, einem geheimen Ort, den selbst seine Urgroßmutter vergessen hatte, und den schlafenden Wassermann da hindurchstieß. Als Erivor der Wassermann aus der Welt verschwunden war, machte Krummling die Tür wieder zu. Er verließ das unterseeische Haus auf seinen geheimen Wegen und überlegte, ob er sich Himmelsma... Leseprobe
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Band 3 der 'Shadowmarch'-Serie!>