Beschreibung
In unserer Zeit ist Wandel ein ständiger Begleiter. Verblassende Bilder, in der Nachschau vielleicht nostalgisch verklärt, erzeugen oft Wehmut. Wer kann sich im Europaviertel in Frankfurt am Main noch an Eisenbahnausbesserungswerk, Betriebswerk, Güter- und Rangierbahnhof erinnern? Dieser Eisenbahnstadt setzen wir ein Denkmal, werfen Schlaglichter auf Wandlung und historische Wurzeln. Ähnlich wird das Areal der Messe, das man als Messeviertel bezeichnen kann, betrachtet: Ein spannendes Ensemble, das von unterschiedlichen hervorragenden Architekten entworfen wurde, aber außer den Messebesuchern nur wenigen Menschen bekannt ist. Das Buch setzt sich mit der Planungs- und Baugeschichte und ihren Ergebnissen auseinander. Das Zusammenspiel wechselnder Rahmenbedingungen und vieler Akteure mit unterschiedlichen Interessen verdeutlicht vor allem ein Zeitzeugengespräch. Bilder des Fotografen Eibe Sönnecken zeigen den Zustand des Europaviertels in den Jahren 2021 und 2022 und runden die Betrachtung ebenso ab wie die grundsätzlichen Empfehlungen für zukünftige Städtebauprojekte am Schluss.
Autorenportrait
Dieter v. Lüpke, geb. 1948, Architekt und Regierungsbaumeister, sammelte berufliche Erfahrungen in München, Berlin, Tübingen und Ulm und leitete zuletzt das Stadtplanungsamt Frankfurt/M.
Leseprobe
Erste Überlegungen zu einer grundlegenden Umgestaltung der Frankfurter Bahnanlagen mit Verlegung des Hauptpersonen- und Hauptgüterbahnhofs gab es schon vor 1907. Im Jahr 1907 hatte die Frankfurter Bahndirektion auf Ersuchen des Ministeriums zu dieser Frage Stellung nehmen müssen. Sie hatte damals darauf hingewiesen, dass sie diese Umwandlung nicht für erforderlich erachte, hat aber einen Entwurf ausgearbeitet, bei dem der Hauptbahnhof am nördlichen Mainufer an der Gutleutstraße etwa zwischen Rebstöcker Straße und Camberger Brücke gelegen war. Das war von der Stadt wegen der weiten Entfernung vom Stadtzentrum abgelehnt worden. Zwischen den Frühjahrsmessen 1949 und 1950 wurde die Festhalle in vereinfachter Form wiederaufgebaut und die Halle 3 nach den Plänen von 1938 fertiggestellt. Statt des Walmdachs erhielt die neue Halle ein Tonnengewölbedach. Hinzu kam auch die Halle 7 als weitere Stahlrohrhalle. Zur Frühjahrsmesse 1951 erfolgte die Eröffnung von Kongresshalle und Hauptgaststätte. Beide Bauwerke waren wichtige Voraussetzungen für die Ausrichtung der Internationalen Automobil Ausstellung 1951. Nachdem in den Vorjahren lediglich die Ränder der Eisenbahnflächen Nutzungsänderungen erfuhren, beginnt die Konversion der Kernflächen im November mit einer überraschenden Absichtserklärung unter der Überschrift Urban Entertainment Center Frankfurt am Main (UEC). Der Magistrat der Stadt Frankfurt am Main, vertreten durch Oberbürgermeisterin Petra Roth und Planungsdezernent Dr. Martin Wentz, die Stella AG als Bauherrin des angestrebten Centers, und die Eisenbahnimmobilien Management GmbH (EIM) als Eigentümerin der Flächen des ehemaligen Hauptgüterbahnhofs wollen gemeinsam das UEC mit einem Musical-Theater als Herzstück ermöglichen.