Beschreibung
Zuversichtliche Menschen sind jedem sympathischer als notorische Schwarzseher. Sich diese Eigenschaft auch in Krisen zu bewahren, ist jedoch für viele eine Herausforderung. So sind die Menschen im Laufe der Geschichte auch unterschiedlich mit Extremsituationen umgegangen - mit euphorischen Zukunftsplänen oder mit Untergangsszenarien. Was wir als Individuen und als Gesellschaft dringend benötigen, um Krisen zu begegnen, ist aber das unerschütterliche Vertrauen in unsere Fähigkeit, den Herausforderungen, die aus Krisen erwachsen, konstruktiv begegnen und erfolgreich bewältigen zu können. Dass nicht seichter Optimismus und spekulatives Fischen im Trüben, sondern recht verstandene und umgesetzte Zuversicht zum Erfolgsrezept schlechthin für die Erreichung jedes Zielhorizontes werden kann, zeigt der Autor in einer Kleinen Philosophie der Zuversicht. Indem die Voraussetzungen, Implikationen und Konsequenzen verständig praktizierter Zuversichtlichkeit offengelegt werden, zeigt sich zugleich auch das Erfolgsgeheimnis zahlreicher bedeutender Gestalten der Weltgeschichte.
Autorenportrait
Prof. Dr. Peter Cornelius Mayer-Tasch ist Rechts-, Politik- und Kulturwissenschaftler und lehrt an der LMU München. Von 1998-2020 war er Prorektor und Rektor der Münchner Hochschule für Politik. Er ist Autor zahlreicher Bücher, u. a. Mitte und Maß (2006), Hinter Mauern ein Paradies (20168), Die Himmelsleiter (20162), Die Buchstaben der Philosophie (2017), Kleine Philosophie der Macht (2018). Zuletzt: Vom großen und vom kleinen Glück (2019) und: König Enzio von Sardinien (2019). In Schondorf am Ammersee betreibt er eine Philosophische Privatpraxis.
Leseprobe
"Zuversicht - - was heißt das eigentlich? Was genau man auch immer man genau mit dem Begriff der Zuversicht verbinden mag - so viel steht fest: es ist ein in unserer Gesellschaft und in unserem Sprachraum positiv besetzter Begriff. Wem als grundständige Bewusstseinshaltung eher Zuversichtlichkeit als Skepsis eignet, wird in aller Regel von seiner menschlichen Mitwelt als angenehmer empfunden als der hinter jeder Herausforderung eine Katastrophe witternde, ständige Schwarzseher. Wie die Erfahrung lehrt, ist Zuversichtlichkeit eine entweder schon im Naturell von Menschen angelegte oder aber im Laufe des Lebens - oft genug im Zuge der Sequenz 'Per aspera ad astra' (lat. Über das Bittere hindurch zu den Sternen) - schmerzlich errungene Charaktereigenschaft. Wer würde nicht Menschen dieser oder auch gegenteiliger Prägung kennen - Menschen, denen das Auge sonnenhaft leuchtet oder aber der Griesgram aus allen Poren quillt.! Und im Blick zurück auf den Gang der Geschichte lässt sich auch unschwer erkennen, dass ganze Epochen von solchen kollektiven Mentalitäten geprägt waren, von einer zuversichtlichen Aufbruchstimmung beschwingt waren, oder aber sich ständig - mit oder ohne hinreichenden Grund - in düsteren Niedergangs- und Untergangsszenarien gefielen. Während man etwa in der augusteäischen Epoche (und damit am Beginn der christlichen Zeitrechnung) im Römischen Reich einem - von Horaz und Vergil besungenen - 'goldenen Zeitalter' entgegensah, herrschten an der ersten nachchristlichen Jahrtausendwende Weltuntergangsängste vor. Beschwingt durch die großen Entdeckungen und Erfindungen wie auch durch die religiösen Erneuerungsbestrebungen und -bewegungen des 16. und 17. Jahrhunderts erwies sich das Zeitalter der Renaissance dann wieder als ausgesprochen hoffnungsfroh. Ähnliches galt auch für die euphorische Grundstimmung der - auf die industrielle Revolution mit ihren zahlreichen technischen Innovationen folgende - Gründerzeit des späten 19. Jahrhunderts. Nicht selten waren es aber auch Phasen des Aufatmens nach katastrophalen zivilisatorischen Einbrüchen, die eine Grundstimmung der Zuversichtlichkeit und eines aus ihr resultierenden Wagemuts (zuweilen freilich auch titanischen Übermuts) hervorbrachten. Ersteres lässt sich u. a. für die Zeit nach dem Ende des Dreißigjährigern Kriegs Dreißigjährigen Krieges im Hl. Römischen Reich bezeugen, die - ebenso wie die ersten Jahrzehnte nach dem 2. Weltkrieg mit ihren diversen europäischen Wirtschaftswundern - einen erstaunlichen mentalen und ökonomischen Höhenflug zeigte, während die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts für Letzteres mehrfach schmerzliche Belege lieferte. Was dem mentalen Höhenflug der 50er- bis 90er-Jahre des 20. Jahrhunderts einen solch nachhaltigen soziopolitischen, sozioökonomischen und soziokulturellen Auftrieb gab, war die - nun durch fortschreitende Integrationsbemühungen tatkräftig geförderte - Hoffnung auf ein erstmals dauerhaft friedliches und gedeihliches Zusammenleben und Zusammenwirken der Staaten und Völker Europas. Eine Zukunftserwartung dies, die nach dem - nicht zuletzt auch durch diese neue Einigkeit geförderten - Wegfall des den Kalten Krieg zwischen Ost und West markierenden Eisernen Vorhang(s) noch einen zusätzlichen Hoffnungsschub erfahren sollte. Inzwischen freilich scheint manchen staatlichen und gesellschaftlichen Akteuren innerhalb des zur 'Europäischen Union' gediehenen Verbundes (wie Rainer Maria Rilkes 'Kornett' vom Reiten) 'der Mut [wieder etwas] müde geworden' zu sein. Mancherorts ist die Euphorie der ersten Jahrzehnte des europäischen Aufbruchs einer mit trügerischer Nostalgie gepaarten Neigung zum Rückfall in anachronistische Nationalismen gewichen - eine Tendenz, deren Vorzeichen zwar schon seit Langem zu beobachten waren, die aber durch das Auftauchen neuer gemeineuropäischer Herausforderungen wie der aus Afrika und dem Nahen Osten heranrollenden Migrationswelle wie auch neuerdings die Corona-Krise erheblich verstärkt wird. Und dies, obwohl gerade diese Herausforderungen (zu denen nicht zuletzt auch die - sich als Kollateralschaden unseres Lebensstils immer deutlicher manifestierende - Umwelt- und Klimakrise zählt) eine Anspannung aller Kräfte erfordern würde."