Beschreibung
Stanislaus, Wundertäter aus Waldwiesen, kommt erstens aus dem Krieg zurück und zweitens aus einem griechischen Kloster. Wie ein Mönch gewandet, betritt er die Stadt Dinsborn am Niederrhein, um daselbst eine Dichterei aufzumachen. Doch weil er kein Glück damit hat, geht er zurück in seine Heimat, zu Vater Gustav. Er gewinnt einen neuen wichtigen Bekannten, den Meisterfaun, der ihn mahnt: "Du schreibst noch immer nicht, was du schreiben mußt. Bring endlich zu Papier, was dich quält." 'Strittmatters Wanderer ist eine epische Figur besonderer Art. Naiv im eigentlichen Wortsinn, zudem wach und neugierig auf die Welt, manchmal verwundert über das Geschehen, geht der Stanislaus Büdner seine oft verschlungenen Wege, von der Teilnahme der Leser an seinem Geschick begleitet, sie ab und an zum Lächeln, zum Lachen herausfordernd. Doch dem plebejischen Parzifal ist durchaus nicht zum Lachen zumute, als Spaßmacher erscheint er nicht vor seinem Publikum, wie denn die Helden des Autors wenig lachen. Sie müssen immer wieder Beschwernisse auf sich nehmen, müssen Widerstände überwinden, und vor allem müssen sie mit Menschen zurechtkommen, die ihnen fremd sind als Habgierige oder als blauäugige Idealisten.' Hans Jürgen Geerdts, Weimarer Beiträge
Autorenportrait
Erwin Strittmatter wurde 1912 als Sohn eines Bäckers und Kleinbauern in Spremberg geboren. Er beendete das Realgymnasium mit 17 Jahren, arbeitete als Bäckergeselle, Kellner, Chauffeur, Tierwärter und Hilfsarbeiter. 1941 wurde er zum Polizei-Reserve-Bataillon 325 einberufen, das später zum Polizei-Gebirgsjäger-Regiment 18 umgebildet und 1943 in SS-Polizei-Gebirgsjäger-Regiment 18 umbenannt wurde, ohne Teil der SS zu sein. Bis Sommer 1944 war er Bataillons-Schreiber, danach wurde er zur Film- und Bildstelle der Ordnungspolizei nach Berlin-Spandau versetzt. Bei Verlegung der Dienststelle setzte er sich mit gefälschten Papieren nach Böhmen ab. Ab 1945 arbeitete er erneute als Bäcker, war daneben Volkskorrespondent einer Zeitung und seit 1947 Amtsvorsteher in sieben Gemeinden, später Zeitungsredakteur in Senftenberg. Seit 1954 lebte er als freier Schriftsteller in Schulzenhof bei Gransee. Er starb am 31. Januar 1994.