Beschreibung
Das Rhinozeros ist gewiss ein merkwürdiges Mitglied der Weltgemeinschaft des Lebendigen: dickhäutig und widerständig, wohlgenährt und standsicher könnte es zuversichtlich in die Zukunft blicken. Aber das ist es nun gerade: Seine Sicht ist extrem eingeschränkt. Daher seine Reizbarkeit. Das Nashorn ist ein Emblem Europas. Seit der Antike war es mit imperialer Macht verbunden: als Wappentier, kostbares Geschenk unter Potentaten und Zentrum von Schaulust. Doch Horn und Panzerung, Relikte eines Urviechs, sind ein schweres Erbe. Sie verleihen keine Gewissheit mehr. Als Scheinriese sucht das Rhinozeros seinen Platz in der Gegenwart. Es wird Gewicht abgeben und sich neu im Zusammenleben bewähren müssen. Sein sensibles Ohr nah an den Zeitläuften zu haben, darauf kommt es an. Denn auf dem allzeit brüchigen Boden der Geschichte stellt sich die Frage: Unter welchen Bedingungen kann ein halbblinder Mehrtonner den Übergang wagen? Mit Beiträgen von Theodor W. Adorno und Ernst Bloch, Barbara Breitenfellner, Liliana Colanzi, Leyla Dakhli, Souleymane Bachir Diagne, Aïcha Filali, Friederike Groß, Albert Herbig, Tim Hetherington, Giovanni Levi, Nastassja Martin, Daliri Oropeza Álvarez, Muriel Pic, Cord Riechelmann, J. Emil Sennewald, Shumona Sinha, Sharon Sliwinski Chris Song, Emil Szittya.
Autorenportrait
Markus Messling, 1975 geboren, ist Professor für Romanische und Allgemeine Literatur- und Kulturwissenschaft an der Universität des Saarlandes. Er war stellv. Direktor des Centre Marc Bloch in Berlin und hatte Gastprofessuren und Fellowships u. a. in Paris, Cambridge, London und Kobe. Franck Hofmann, 1971 geboren, ist Lehrkraft für besondere Aufgaben (Kulturgeschichte) in der Fachrichtung Romanistik der Universität des Saarlandes. Er ist Senior Researcher im ERC Minor Universality und Co-Sprecher der internationalen DFJW-Forschungsgruppe Penser la Méditerranée ensemble. Transmediterrane Jugendpolitik.