Beschreibung
Die in Faszikel XIX,4 vorgelegten zwölf Sermones wurden in dichter Folge zwischen dem Michaelistag und dem vierten Adventssonntag des Jahres 1456 in Brixen verfasst. Die Eingangspredigt CCXLVI wie auch die letzte, CCLVII, sind beredte Zeugen der Lektürepraxis des Cusanus und seiner hochentwickelten Auslegungstechnik, die theologische Themen und liturgischen Kanon kunstvoll mit traditionellem philosophischen Gedankengut zu verknüpfen und ineinander zu weben weiß.Eine Vielzahl der übrigen Sermones zeigt thematische Verknüpfungen und läßt erkennen, wie sehr die cusanische Predigttätigkeit von seinem momentan vorherrschenden Erkenntnisinteresse beeinflußt und nicht selten auch ein historischer Anlass Impulsgeber für die thematische Richtung eines Sermo war. So beinhaltet die Predigt CCXLVIII, die gleich zu Anfang explizit Bezug auf den Kreuzzug gegen die Türken nimmt, die gedankliche Auseinandersetzung mit dem Komplex der Tugenden (virtutes), vornehmlich mit der Gerechtigkeit, einem Thema, das sich bereits in CCXLVII ankündigt, auf subtile Weise den umfangreichen Sermo CCXLIX prägt, in CCLI nachklingt, um dann noch einmal im ersten Teil der Predigt CCLIV am Beispiel der Geduld (patientia) in den Vordergrund zu treten.
Autorenportrait
Nikolaus von Kues (Nicolaus Cusanus) kommt 1401 im heutigen Bernkastel-Kues zur Welt. Nach kurzem Studium der freien Künste in Heidelberg widmet er sich an der Universität Padua dem Kirchenrecht. Nach der Priesterweihe um 1440 wird Nikolaus 1448 zum Kardinal ernannt. 1433 verfaßt Nikolaus auf dem Basler Konzil seine erste grundlegende Schrift De concordantia catholica, in der er als Jurist und Theologe eine neue Ekklesiologie, eine allgemeine Konzils- und Staatstheorie sowie eine darauf aufbauende Reichsreform entwirft. Die erste von Nikolaus zur Veröffentlichung bestimmte philosophisch-theologische Schrift De docta ignorantia ist grundlegend für das Verständnis seines Denkens. Hier entwickelt er seinen berühmt gewordenen Begriff der "coincidentia oppositorum" der theologisch von der Suche nach Gott und philosophisch von der Jagd nach Weisheit geleitet ist. Mit der Einsicht in das Nichtwissen des Wissens distanziert sich Nikolaus von der ontologisch bedingten Erkenntnismetaphysik der Hochscholastik, um ein neuzeitliches Wahrheitsverständnis zu begründen. Nikolaus von Kues verbringt die letzten sechs Jahre seines Lebens am Hofe des Papstes in Rom und stirbt 1464.
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