Humanismus des anderen Menschen

Philosophische Bibliothek 547

19,90 €
(inkl. MwSt.)
In den Warenkorb

Nicht lieferbar

Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783787317134
Sprache: Deutsch
Umfang: XXXVI, 152 S.
Format (T/L/B): 1.3 x 19 x 12.2 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Die Nähe des Anderen, auf die wir uns verlassen, wenn wir 'Du' sagen, ist das von Levinas entdeckte, von der Philosophie stets übergangene Thema, das eigentlich und dringend zu Erfragende, zu Begreifende. Denn der Andere ist uns nicht Gegenstand (wie die Objekte der Wahrnehmung), sondern fremd. Gerade darin liegt die Chance, oder das Rätsel, dessen Lösung möglich sein muss und Hoffnung geben kann; denn die Emanzipation des Subjekts zum Stifter der Einheit von Ich und Welt wurde erkauft um den Preis, dass das Subjekt 'frei' wurde, indem es sich als - passive - Einheit, als Resultat der in den intentionalen Akten waltenden transzendentalen Apperzeption begriff. Levinas weist darauf hin, dass dieser Weg der Emanzipation ein Irrweg ist, der das Ich zerstört und das Böse gebiert. Die Korrektur liegt darin, dass die Andersheit des anderen Menschen die Falschheit des neuzeitlichen Subjektivismus bezeugt; sie ist da, aber lässt sich nicht als Produkt der Einbildungskraft der passiven Synthesis des intentionalen Aktes begreifen oder erfassen. Gerade angesichts der Unmenschlichkeit, zu der Menschen fähig sind und die sie einander insbesondere in diesem Jahrhundert angetan haben. erhebt sich um so dringlicher die Forderung, für den Menschen eine Identität und eine Orientierung zu entdecken. Die Frage: Was ist der Mensch? bleibt die Grundfrage allen Philosophierens.

Autorenportrait

Emmanuel Levinas wird 1905 in Kaunas (Litauen) geboren. Nachdem seine Jugendjahre durch die Lektüre der russischen Literatur und der hebräischen Bibel geprägt werden, beginnt Levinas 1923 das Studium der Philosophie in Straßburg bei M. Halbwachs und M. Blondel. Die Bekanntschaft mit Husserl und Heidegger beeinflußt seine Philosophie entscheidend. Nach der Einbürgerung in Frankreich 1930 veröffentlicht Levinas die erste französische Studie zu Heidegger und übersetzt Husserls Cartesianische Meditationen ins Französische. 1940 gerät er in deutsche Kriegsgefangenschaft, seine Eltern und Geschwister fallen in Litauen der deutschen Ausrottungspolitik zum Opfer. Die Auseinandersetzung mit der Shoa bleibt lebenslanges Thema. Levinas leitet über 30 Jahre lang das Institut der Alliance Israélite Universelle (AIU). Neben dieser pädagogischen Arbeit hält er Vorlesungen am außeruniversitären Collége Philosophieque. Vier Vorlesungen, die den in der Auseinandersetzung mit Husserl und Heidegger entwickelten Grundgedanken darstellen, daß Zeit das Verhältnis zum Anderen ist, erscheinen unter dem Titel Die Zeit und der Andere. Eine universitäre Laufbahn schlägt Levinas erst nach der Promotion 1961 zum Doktor der Literatur ein. Er lehrt nachfolgend an den Universitäten von Poitiers, Nanterre und an der Sorbonne. Eine Wiederaufnahme phänomenologischer Ideen und gleichzeitig ihre Überwindung in eine ethisch begründete Metaphysik des Unendlichen präsentiert das Werk Totalität und Unendlichkeit von 1961. Die ethische Perspektive wird dann in Levinas' wichtigstem Werk, der Essaysammlung Anders als Sein oder jenseits des Wesens von 1974 weiter radikalisiert. Einflüsse zeigen sich bei Lyotard und Derrida aber auch bei Vertretern der postmodernen Ethik in den USA. Emmanuel Levinas stirbt 1995 in Paris.