Beschreibung
Im Rahmen der kirchenpolitischen Schriften des Nikolaus von Kues werden in diesem Faszikel sämtliche Schriften versammelt, die er in der Auseinandersetzung mit den böhmischen Hussiten verfasst hat. Die edierten Texte gehen auf die Forderung nach der Kommunion unter beiderlei Gestalt (sub utraque specie) ein, welche die Hussiten seit dem Konstanzer Konzil (1414-1418) und dann im ersten der Vier Prager Artikel als heilsnotwendig für die Laien verbindlich machen wollten. Während Nikolaus als Mitglied des Basler Konzils in dem Traktat De usu communionis den Streitpunkt weitgehend unter dogmatisch-doktrinärem Gesichtspunkt theologisch abhandelt, sucht er, nunmehr in päpstlicher Mission, in den Sendschreiben von 1452 eine zum Schisma führende Bildung einer böhmischen Nationalkirche abzuwehren. Dabei schöpft er in aller Breite die wesentlichen Argumente der Patristik und Kanonistik aus. Im Votum schließlich legt Nikolaus dem Papst ein kurzes Gutachten vor über die Rechtsgültigkeit des vom Basler Konzil ratifizierten, aber von Rom nie bestätigten Kompromissabkommens, der Kompaktaten. Die sog. Intentio, eine kurze Stellungnahme, beschließt die Textsammlung; die durch die Überlieferung allerdings nicht gesicherte Autorschaft vorausgesetzt, könnte sie der Vorbereitung des ausführlichen Traktats von 1433 gedient haben. Wie in den Opera omnia üblich, erschließen kritische Apparate den Text: ein philologischer die Textüberlieferung und Textkonstitution; ein weiterer zeigt die zugrundeliegenden Quellen auf; der dritte erschließt die Schrift durch den Aufweis von Parallelen in weiteren Schriften des Nikolaus. In einem ausführlichen Vorwort werden neben der Überlieferungsgeschichte Entstehungszeit und Entstehungsort der Schrift geklärt, die Empfänger bestimmt und ein Überblick über den Gang der Gedankenentwicklung gegeben. Indices, darunter ein ausführlicher Wortindex, schließen die Edition ab.
Autorenportrait
Nikolaus von Kues (Nicolaus Cusanus) kommt 1401 im heutigen Bernkastel-Kues zur Welt. Nach kurzem Studium der freien Künste in Heidelberg widmet er sich an der Universität Padua dem Kirchenrecht. Nach der Priesterweihe um 1440 wird Nikolaus 1448 zum Kardinal ernannt. 1433 verfaßt Nikolaus auf dem Basler Konzil seine erste grundlegende Schrift De concordantia catholica, in der er als Jurist und Theologe eine neue Ekklesiologie, eine allgemeine Konzils- und Staatstheorie sowie eine darauf aufbauende Reichsreform entwirft. Die erste von Nikolaus zur Veröffentlichung bestimmte philosophisch-theologische Schrift De docta ignorantia ist grundlegend für das Verständnis seines Denkens. Hier entwickelt er seinen berühmt gewordenen Begriff der "coincidentia oppositorum" der theologisch von der Suche nach Gott und philosophisch von der Jagd nach Weisheit geleitet ist. Mit der Einsicht in das Nichtwissen des Wissens distanziert sich Nikolaus von der ontologisch bedingten Erkenntnismetaphysik der Hochscholastik, um ein neuzeitliches Wahrheitsverständnis zu begründen. Nikolaus von Kues verbringt die letzten sechs Jahre seines Lebens am Hofe des Papstes in Rom und stirbt 1464.
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