Beschreibung
Jeder dritte bis vierte ambulante Tumorpatient ist durch potentielle unerwünschte Arzneimittelwirkungen infolge einer Arzneimittelwechselwirkung unter den Medikamenten gefährdet, die er als Chemotherapie, Supportivtherapie und sonstiger Medikation erhält (J Natl Cancer Inst (2007) 99, 592 - 600). Von all diesen auftretenden Interaktionen sind gemäß o.g. Studie 9 % als schwerwiegend (lebensbedrohlich beziehungsweise permanent) und 77 % als mittelschwer (Verschlechterung des Patientenstatus) einzustufen. Onkologische Patienten sind einem besonders hohen Risiko für eine potentielle Arzneimittelwechselwirkung ausgesetzt, bedingt durch die hohe Anzahl parallel verordneter Arzneimittel und Art der angewendeten Wirkstoffe (Zytostatika mit meist nur geringer therapeutische Breite und zum Teil steiler Dosis-Wirkungs-/Toxizitätskurve) sowie der oftmals stark beeinträchtigten klinischen Konstitution der Patienten. Zur Gewährleistung der Patientensicherheit ist bei der Arzneimittelverordnung folglich eine profunde Kenntnis möglicher, klinisch tatsächlich relevanter Wechselwirkungsrisiken von Wirkstoffkombinationen sowie deren angemessene Handhabung erforderlich. Dies stellt im klinischen Alltag jedoch eine erhebliche Herausforderung dar. Der Anwender sieht sich bei der Ermittlung potentieller Arzneimittelinteraktionen mit einer unübersichtlichen, verwirrenden Fülle an Informationen konfrontiert, deren Einschätzung bezüglich der klinischen Bedeutung mit einem zeitlichen Aufwand verbunden ist, welcher in der täglichen Praxis kaum zu erbringen ist und somit zu einer "alert fatigue" führen kann. Das vorliegende Buch versteht sich als praxisorientiertes Nachschlagewerk, welches die Ergebnisse einer umfassenden Literaturrecherche zu einer handlungsorientierten Darstellung bestehend aus einer Übersichtstabelle mit jeweiligen kurzen, prägnanten Erläuterungen zu den einzelnen Kombinationen zusammenfasst. Gemäß eines (erweiterten) Ampelsystems wurden alle Interaktionen, sofern Daten in der Literatur vorlagen, von 75 Interaktionspartnern maßnahmeorientiert gewertet. Rot (1) empfiehlt, die Kombination zu vermeiden, da die Interaktion lebensbedrohliche Folgen haben könnte bzw. weil es der Hersteller empfiehlt. Gelb (2) weist darauf hin, dass die Kombination mit Vorsicht bei empfohlenem Monitoring und eventueller Dosisanpassung anzuwenden ist. Mit Blau (3) sind die Kombinationen markiert, deren klinisch kritische Auswirkung nicht eindeutig geklärt ist. Grün (4) kennzeichnet den gemeinsamen Einsatz der Partner, der in der Literatur definitiv als unbedenklich charakterisiert wird. Als Grundlage für das Vornehmen der Bewertungen wurden vier Datenbanken, Originalliteratur und letztlich auch die Fachinformationen herangezogen. Anhand der daraus hervorgehenden Informationen zu Schweregrad, Dokumentation, Wirkung, Mechanismus und empfohlener Maßnahmen wurde die eigene, handlungsorientierte Einschätzung vorgenommen und in Form einer Tabelle festgehalten. Zu den rot und gelb gekennzeichneten Interaktionen wurde jeweils eine kurze Zusammenfassung der oben genannten Kriterien inklusive Literaturangaben erstellt. Die "blauen" Wechselwirkungen sind durchnummeriert und mit einem kurzen Kommentar in Form einer Liste versehen. "Grün" steht kommentarlos. Da auch die vorliegende abschließende Bewertung subjektiven Charakter hat, kann zwar keine letztliche Gewähr für die empfohlenen Maßnahmen geleistet werden. Dennoch hoffen wir, dass sich diese Zusammenstellung als wertvolles Werkzeug erweist, die Patientensicherheit durch Vermeiden potentieller Arzneimittelinteraktionen beziehungsweise den angemessenen Umgang mit möglichen Risiken in der täglichen Praxis zu erhöhen.