Beschreibung
Das Auswendiglernen im Rahmen der protestantischen Pädagogik ist Thema dieser Arbeit. Welche Traditionen gibt es? Welche Potenziale hat diese religiöse Kulturtechnik? Das Memorieren wird hier - auch vor dem Hintergrund der Überlegungen von Jan und Aleida Assmann zum 'kulturellen Gedächtnis' - als wesentlicher Modus jüdisch-christlicher Erinnerungskultur identifiziert. Von der Reformation bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts zeigt sich, wie wichtig die Memotechnik in diesem Bereich ist; erst im Laufe der Reformdekade verliert sie an Wichtigkeit. Der Autor nimmt Grundeinsichten der kulturellen Erinnerung zu Hilfe und präzisiert die Potenziale des Auswendiglernens für religiöse Bildungsprozesse: soziale Identitätsbildung, personale Identitätskonstruktion, kontrafaktische Suspension, religiöse Performanz und theologische Argumentationsbefähigung. Das Memorieren als ursprünglicher Modus der jüdisch-christlichen Erinnerung erscheint somit auch im Horizont der Moderne als kaum zu überschätzendes Desiderat religionspädagogischer Bemühungen.