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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783849817794
Sprache: Deutsch
Umfang: 292 S., 36 Illustr.
Format (T/L/B): 2.5 x 24 x 15.5 cm

Beschreibung

Heinrich Vogeler (1872-1942) war Maler, Grafiker, Buchkünstler, Kunstgewerbler, Architekt, Pädagoge, Politiker - und nicht zuletzt Schriftsteller, Verfasser einer Vielzahl von Schriften, von Broschüren und Aufsätzen, Reiseberichten und Aufrufen. Es sind Texte eines Autors, der darin eher selten über Kunst oder sein eigenes künstlerisches Oeuvre spricht, was bei einem so vielseitigen Künstler eigentlich zu erwarten wäre. Es sind auch keine im strengen Sinn literarischen Texte (nach dem frühen Gedicht-Bändchen Dir aus dem Jahr 1899, das Ausnahme bleibt), sondern Schriften von ausnahmslos diskursiver, theoretischer, essayistischer Art, oft im polemischen, fast immer im politischen und sozialkritischen Kontext. Später kommen Reiseberichte aus Russland hinzu. Dies hängt eng mit Vogelers Biographie zusammen. Denn zur Schreibfeder greift der überaus bekannte und erfolgreiche Jugendstil-Künstler Heinrich Vogeler spät, mit Mitte Vierzig. Erst die Erfahrungen des Weltkriegs, zu dem er sich 1914 noch als Freiwilliger gemeldet hatte und die ihn bald zum engagierten Revolutionär machten, veranlassten ihn, auch publizistisch tätig zu werden - sein Anfang 1918 verfasster Brief an den Kaiser, der mittlerweile zum Repertoire der großen pazifistischen Schriften gerechnet wird, bildet dafür den Auftakt. Revolution, revolutionäres Engagement, Neubeginn stehen fortan im Zentrum seines schriftstellerischen Schaffens. Es ist kein Zufall, dass Vogeler im Umfeld von Novemberrevolution und revolutionärer Nachkriegskrise mehr geschrieben und veröffentlicht hat als in allen darauffolgenden Jahren zusammen - so erscheinen um 1920 alle seine avantgardistisch gestalteten Broschüren. Der hier vorliegende Band trägt dem mit seiner auch quantitativen Gewichtung Rechnung. Die chronologisch angeordneten Schriften folgen exemplarisch den großen Lebensabschnitten des Künstlers. Sie beginnen mit der schriftstellerischen Produktion seit dem Kaiser-Brief während der revolutionären Barkenhoff-Zeit, die von Vogelers Experiment einer Lebens- und Arbeitskommune geprägt ist. Agitation, Polemik und Utopie bestimmen seine revolutionären Aufrufe und Gesellschaftsentwürfe (Texte bis 1923). Der zweite Teil gilt den Zwanziger Jahren, in denen Vogeler nach dem Ende der Worpswede-Zeit in Berlin und anderswo lebt und arbeitet, mehrfach Russland besucht und darüber politische Artikel und erste Reiseberichte publiziert (Texte bis 1931). Das dritte Kapitel schließlich konzentriert sich auf sein letztes Lebensjahrzehnt, das er in der Sowjetunion verbringt. In der Moskauer deutschsprachigen Exilpresse erscheinen seine Reiseund Erfahrungsberichte über das Werden einer neuen Gesellschaft, die er uneingeschränkt bejaht, aber auch Kunstkritiken, darunter sein großer Gedenkaufsatz über Paula Modersohn-Becker (Texte bis 1942). In einem Schlussteil sind verschiedene autobiographische Notizen und Zeugnisse des Künstlers zusammengestellt, darunter (als einziger Text unserer Ausgabe, der erst postum veröffentlicht worden ist) seine Selbstbiographie aus der sowjetischen Kaderakte. Erstmals wird damit eine repräsentative und exemplarische Auswahl von Heinrich Vogelers zu Lebzeiten veröffentlichten Texten vorgelegt, die die gesamte Breite seines schriftstellerischen Schaffens berücksichtigt: politische Broschüren über Revolution und revolutionäre Pädagogik, tagespolitische Interventionen, publizistische Arbeiten, Essays über Kunst und Künstler, Aufrufe, Meinungsumfragen, Offene Briefe, schließlich Reiseberichte. Repräsentativ sind nicht nur die vielfältigen Textgattungen, sondern auch die unterschiedlichen Publikationsorte. Die Spanne reicht von Programmschrift und Manifest bis zu Zeitschriften- und Zeitungsartikeln in der einschlägigen Linkspresse und in Organen der Jugendbewegung. Deutlich wird dabei, wie eng Vogeler in diesen Kreisen vernetzt war - und trotz seiner oft nicht gerade eingängigen Schreibweise ein begehrter Autor war. So bietet der hier vorgelegte Band ein äußerst vielfä

Autorenportrait

HEINRICH VOGELER, 1872 in Bremen geboren, begann als vielseitiger Jugendstilkünstler, seinen Wohnsitz in Worpswede, den Barkenhoff, gestaltete er seit 1900 zu einer wahren "Insel der Schönheit". Der Erste Weltkrieg und die Novemberrevolution machten ihn zum Pazifisten und Revolutionär, den Barkenhoff wandelte er zeitweilig in eine anarcho-kommunistische Kommune um. Die künstlerische und auch publizistische Arbeit stellte er nun in den Dienst seiner sozialrevolutionäen Utopie vom "Neuen Menschen". Nach seiner ersten Reise nach Russland (1923) näherte er sich parteikommunistischen Positionen, 1931 siedelte er in die Sowjetunion über, wo er in Moskau verschiedene Funktionen wahrnahm, sich weiterhin künstlerisch-literarisch betätigte und am sozialistischen Aufbau mitzuwirken suchte. Er starb 1942 in Kasachstan, wohin er seit dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion zwangsweise übergesiedelt worden war. - Vogelers Lebensweg und sein Oeuvre weisen ihn als einen radikalen Künstler-Idealisten aus, der nicht zu Unrecht als Universalkünstler gefeiert wird.