Beschreibung
Die Romane führen ins Turin der vierziger Jahre, wo jugendliche Erwartung und Lebensgier, das übermütige Bedürfnis, die Norm zu übertreten, in Desillusionierung und gescheiterte Leidenschaft münden. 'Damals war immer Festtag', so setzt 'Der schöne Sommer' ein. Ginia, eine junge Schneiderin, entdeckt die Cafés unter den Arkaden und verliebt sich in den Maler Guido. Bald schon steht sie ihm Modell. Einer Versuchung erliegen auch die drei Studenten in 'Der Teufel auf den Hügeln', die wenig schlafen und viel reden, wenn sie nachts durch die Stadt laufen. Als sie auf dem Landsitz eines Mailänder Dandys ein paar wilde Sommertage verbringen, ist ihrer Jugend abrupt ein Ende gesetzt. Clelia aus 'Die einsamen Frauen' könnte einmal die junge Ginia gewesen sein. Die erfolgreiche Modedesignerin kehrt in ihre Heimatstadt zurück, da wird vor ihren Augen die lebensmüde Rosetta, 'aufgedunsenes Gesicht und wirre Haare, in einem Abendkleid aus hellblauem Tüll, ohne Schuhe', auf einer Trage abtransportiert. Die Schattenseite der fröhlichen Serenaden? Paveses 'Turiner Romane', 1950 mit dem Premio Strega ausgezeichnet, haben mit ihrer Aufgekratztheit, der atemlosen Suche nach dem Geheimnis des Lebens und dem seinerzeit neuen jazzhaften Rhythmus auch siebzig Jahre nach Erscheinen nichts von ihrer Modernität verloren. Sie liegen nun vollständig in Neuübersetzung von Maja Pflug vor
Autorenportrait
Cesare Pavese, 1908 geboren, wuchs in Santo Stefano Belbo, Piemont, und in Turin auf. Als er sechs Jahre alt war, starb sein Vater. Nach dem Philologiestudium Übersetzung von englischer und amerikanischer Literatur. 1935 Verbannung nach Kalabrien. 1938 Eintritt in das Verlagshaus Einaudi. Pavese gilt als Begründer einer modernen italienischen Literatur. Zu seinen bekanntesten Büchern zählen »Der Mond und die Feuer« (1950) und das Tagebuch »Das Handwerk des Lebens« (1952). Für den Romanband »Der schöne Sommer« erhielt Pavese 1950 den Premio Strega. Im August desselben Jahres, auf dem Höhepunkt seines literarischen Erfolgs, nahm er sich in einem Turiner Hotelzimmer das Leben.
Leseprobe
Ich hätte nicht geglaubt, dass dieser Sommeranfang in der Stadt mir so gut gefallen würde. Ohne einen Freund oder ein bekanntes Gesicht auf den Straßen, dachte ich an die vergangenen Tage, fuhr Boot, malte mir Neuigkeiten aus. Die unruhigste Zeit war die Nacht - das versteht sich von selbst, Pieretto hatte mich verdorben -, die schönste mittags gegen zwei, wenn die leeren Straßen nichts boten als ein Stück Himmel. Häufig fiel mir irgendeine Frau am Fenster auf, gelangweilt, selbstvergessen, wie nur Frauen es sein können, und im Vorbeigehen hob ich den Kopf, sah flüchtig ein Zimmer, ein Stück Spiegel, es war ein Genuss, der mich begleitete. Ich beneidete meine beiden Freunde nicht, die in diesen Stunden am Strand, in Cafés zwischen braun gebrannten, halbnackten, badenden Mädchen lebten.