Beschreibung
Kleider machen Leute: Trachten zwischen Wunsch und Wirklichkeit Unter Zwang die Heimat verlassen müssen - das ist ein einschneidendes, oftmals traumatisierendes Erlebnis. So erging es den Millionen vertriebenen Deutschen aus dem östlichen Europa ebenso wie den Spätaussiedlern in den 1990er Jahren. Ein Mittel, um mit diesem Verlust fertigzuwerden, war oft der Griff zu Kulturgut aus der ehemaligen Heimat: Musik, Dialekt, Kochkunst, Tracht. Doch gerade bei der Tracht stellen sich viele Fragen: Wie alt sind die alten Traditionen denn eigentlich? Gab es sie in der alten Heimat überhaupt oder sind sie eher ein Produkt nachkriegs zeitlichen Wunschdenkens? Katrin Weber, die Leiterin der Trachtenforschungs- und -beratungsstelle des Bezirks Mittelfranken, befragte über 50 betroffene Menschen nach ihrer Lebensgeschichte und ihrer Tracht. Dabei kamen zum Teil erstaunliche Geschichten ans Licht. Zusammen mit einem Team renommierter Fachleute werden verschiedenste Aspekte aus dem Banat, aus Ostpreußen, Pommern, Schlesien, Siebenbürgen und dem Sudetenland aus Sicht von Kultur-, Politik- und Geschichtswissenschaft, Modekunde und Psychologie unter die Lupe genommen. Das daraus entstandene, reich bebilderte Werk mit brillanten Aufnahmen moderner Trachtenträger des Fotografen Walther Appelt beschäftigt sich kritisch mit Fragen nach Identität und Heimatverlust, nach Erhalt und Weitergabe, Integration und Ausgrenzung durch Kleidung und entmythisiert das ein oder andere Trachtenklischee.