USA und Europa: Perspektiven transatlantischer Sicherheitspolitik und die Frage nach einer 'Grand Strategy'

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783863415518
Sprache: Deutsch
Umfang: 57 S., 1.15 MB
Auflage: 1. Auflage 2011
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Format: PDF
DRM: Digitales Wasserzeichen

Beschreibung

Zu Beginn der zweiten Dekade des 21. Jahrhunderts steht die internationale Gemeinschaft vor einer Reihe von sicherheitspolitischen Herausforderungen: der Nahost-Konflikt schwelt weiter ungelöst vor sich hin, Nordkorea droht der Welt mit der Atombombe, die organisierte Kriminalität breitet sich zunehmend aus. Vor diesem Hintergrund will das vorliegende Buch zwei zentrale Konfliktherde näher untersuchen, die im Zentrum des transatlantischen Sicherheitsdiskurses stehen: Es geht zum einen um die Situation in Afghanistan, wo seit 2001 Krieg herrscht und von Frieden und Stabilität gegenwärtig keine Rede sein kann. Täglich sind Anschläge auf alliierte Soldaten ebenso zu registrieren wie tote Zivilisten. Die Lage in Afghanistan macht deutlich, dass es neuer Impulse im transatlantischen Sicherheitsdiskurs bedarf. Dies trifft auch auf das Verhältnis Amerikas und Europas gegenüber dem Iran zu. Zwar betont das iranische Regime stets, das Atomprogramm diene lediglich der friedlichen Energiegewinnung, doch Rhetorik und Auftreten der iranischen Führungsschicht, vor allem gegenüber Israel, erhärten den Verdacht der internationalen Gemeinschaft, dass der Iran nach der Atombombe strebt. Das vorliegende Buch untersucht die Perspektiven transatlantischer Sicherheitspolitik anhand dieser beiden Fallbeispiele und arbeitet dabei Kooperations- und Konfliktpotenziale zwischen den USA und Europa heraus. Ausgehend von dieser Analyse soll zudem die Frage nach einer Grand Strategy gestellt werden. Darunter soll eine Strategie verstanden werden, die über den rein militärischen Ansatz deutlich hinausgeht und vielmehr versucht, ziviles Engagement der transatlantischen Partner strategisch zu bündeln.

Autorenportrait

Stefan Peetz, B.A., wurde 1987 in Karl-Marx-Stadt (heute: Chemnitz) geboren. Nach dem Abitur begann er das Bachelor-Studium der Politikwissenschaft an der Technischen Universität Chemnitz und schloss es 2010 erfolgreich ab. Seit 2010 absolviert der Autor zudem das Masterstudium"Politik in Europa". Der Schwerpunkt Internationale Politik forcierte früh ein Interesse an außen- und sicherheitspolitischen Themen. Die Mitgliedschaft in der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik sowie der Deutsch-Atlantischen Gesellschaft motivierte den Autor, sich der Thematik des vorliegenden Buches zu widmen.

Leseprobe

Textprobe:Kapitel 4, Eine Grand Strategy als Lösungsansatz:4.1, Zum Begriff der Grand Strategy:Eine gängige und weithin anerkannte Definition des Terminus der Grand Strategy (Große Strategie) im politischen Sinne lässt sich in der Literatur nicht finden. Dennoch lassen sich verschiedene Ansätze erkennen, die zu einer Begriffsbestimmung führen können. Der britische Militärhistoriker und Berater des britischen Kriegsministers Leslie Hore-Belisha, Basil Liddell Hart (1895-1970), hat bei der Analyse von Kriegen eine Grand Strategy als diejenige Strategie betrachtet, die in der Lage ist, alle militärischen, wirtschaftlichen, moralischen und diplomatischen Ressourcen zu koordinieren und zu lenken. Sie stellt gleichzeitig eine Verknüpfung von Zweck und Mitteln dar: unter ersterem versteht man dabei die angeführte Koordination der verfügbaren Ressourcen, die Mittel sah Hart dabei entsprechend im Militär, in der Wirtschaft, in der Politik und in der Gesellschaft. Eine weitere, konkretere Annäherung an den Begriff Grand Strategy bietet ein Vortrag des NATO-Generals a.D. Klaus Naumann aus dem Jahr 2009 in Berlin. Naumann zielt dabei auf die Frage nach der Zukunft der NATO ab und forderte eine Grand Strategy: Sie [die NATO] braucht eine Grand Strategy, in der alle Instrumente der Krisenbewältigung, vor allem auch nichtmilitärische, und die Zusammenarbeit mit anderen Organisationen, insbesondere der EU, auf das Ziel der Verhinderung bewaffneter Konflikte ausgerichtet werden, und zusätzlich braucht sie eine Vision. Im Kontext der vorliegenden Arbeit stellt diese Definition einen wichtigen Beitrag dar. Unter Grand Strategy soll hierbei eine Strategie verstanden werden, die alle verfügbaren Ressourcen, vor allem unter Berücksichtigung der nicht-militärischen, so miteinander verknüpft, dass Zweck und Mittel der Bemühungen in Afghanistan/Pakistan und im Iran klar formuliert werden. Diese Strategie soll beide Ebenen, sowohl Europa als auch die USA, einbeziehen, sodass Forderungen und Möglichkeiten der beiden Partner jeweils berücksichtigt werden müssen. Es soll versucht werden, Ansätze zu finden, wie eine solche Grand Strategy zwischen den USA und Europa im Hinblick der beiden wesentlichen gegenwärtigen Krisenregionen Afghanistan/Pakistan und Iran aussehen und wie sie den transatlantischen strategischen Dialog fördern kann. 4.2 Relevanz einer Grand Strategy im transatlantischen Sicherheitsdiskurs:Die wesentliche Ursache bei der Frage nach einer Grand Strategy im strategischen Dialog zwischen den USA und Europa ergibt sich aus dem in dieser Arbeit deutlich gewordenen Mangel an effektiver Verknüpfung der in den Krisenregionen Afghanistan/Pakistan und Iran eingesetzten Mittel und dem Zweck der Operationen und Bemühungen um Frieden und Stabilität. Beiderseits des Atlantiks existieren zwar Sicherheitsstrategien, doch sowohl die ESS als auch die NSS stellen eher Analysen der gegenwärtigen Bedrohungen und daraus abgeleitete Handlungsempfehlungen dar. Hier könnte der Ansatzpunkt für eine Grand Strategy liegen. Innerhalb der vorliegenden Arbeit sollte zum Ausdruck gekommen sein, dass im Länderdreieck Iran, Afghanistan und Pakistan Interessenüberschneidungen zu finden sind, die auf dem Weg zu Frieden und Stabilität in dieser Region für eine Grand Strategy nutzbar gemacht werden könnten. Im Folgenden sollen mögliche zentrale Elemente einer solchen Strategie untersucht werden.4.3, Elemente einer Grand Strategy zwischen den USA und Europa:4.3.1, Stärkung des Multilateralismus:Nicht erst seit dem 11. September 2001 herrschen in Bezug auf das Thema Multilateralismus unterschiedliche Bewertungen über diese Form der internationalen Ordnung zwischen den USA und Europa. Wie weiter oben bereits erwähnt, richtet sich die Kritik der USA an multilateralen Organisationen vor allem gegen deren vermeintliche Ineffektivität und mangelnde Leistungsfähigkeit; dies war vor allem in der Folge der Kriege in Afghanistan und im Irak zu beobachten, in denen die USA auf eine umfassende militärische Unterstützung ihrer Verbündeten (mit Ausnahme Großbritanniens) verzichteten und den unilateralen Ansatz bevorzugten. Multilateralismus wird von amerikanischer Seite im Wesentlichen an seiner Nützlichkeit und Effektivität gemessen; sind diese nicht vorhanden, neigen die USA zu konsequentem Unilateralismus. Aufgrund historischer Erfahrungen vor allem im 20. Jahrhundert fassen die Europäer den Wert von Multilateralismus anders auf: zum einen soll er Entwicklungen wie den Nationalsozialismus und kriegerische Auseinandersetzungen in Europa verhindern, zum anderen stellt diese Form der Ordnung einen Rahmen dar, innerhalb dessen mittlere oder kleinere Mächte [] ihren Einfluss geltend machen können. Die europäische Integration und die Etablierung von Frieden auf dem europäischen Kontinent (der Kosovokrieg sei an dieser Stelle ausgeklammert) haben zu der Überzeugung in Europa geführt, dass sich internationale Ordnung nicht durch Entscheidung des mächtigsten Staates diktieren lässt, sondern nur durch Übereinkunft der Staatengemeinschaft geschaffen werden kann. Mit Amtsantritt des neuen US-Präsidenten Barack Obama sind aus Washington bezüglich der Kooperation mit seinen Verbündeten andere Töne zu hören als unter Vorgänger George W. Bush. Obama kündigte schon zu Beginn seiner Präsidentschaft an, sich offener zu Partnerschaften und multilateraler Zusammenarbeit zu bekennen. Dies erscheint notwendig, da sowohl die USA als auch Europa die Überzeugung teilen, dass die gegenwärtigen Probleme und Sicherheitsbedrohungen der Welt nicht von einem einzigen Staat gelöst werden können, vielmehr bedarf es der Kooperation der internationalen Gemeinschaft und dabei insbesondere einer Stärkung der transatlantischen Beziehungen. Diese Fokussierung auf Multilateralismus zur Möglichkeit von Konfliktbearbeitung stellt somit ein zentrales Element einer Grand Strategy dar: Amerikaner und Europäer sollten bestrebt sein, zusammen und in Kooperation mit weiteren Verbündeten (im Kontext der vorliegenden Arbeit ist dies zum Beispiel der US-Verbündete Pakistan) gemeinsame Lösungen für gemeinsame Bedrohungen zu finden.

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