Beschreibung
Vorwort Als genuiner Lyriker gehört Aleksander Nawrocki zu den herausragenden Autoren Polens. Ausgehend von autochthonen Erlebnissen und Empfindungen seiner Kindheit in der wenig erschlossenen Landschaft des kurpischen Landstrichs der Nordpolnischen Tiefebene ist er mit seiner Dichtung und seinem Wirken zu einer Autorität geworden, die den Diskurs zwischen Völkern und Ethnien initiiert und Traditionen wie den durch die UNESCO initiierten Welttag der Poesie sowie den internationalen Warschauer Herbst der Poesie. Es ist längst an der Zeit, Nawrockis Stimme auch im deutschen Sprachraum vernehmbar werden zu lassen. Neben ausgesprochen bildhaften Texten, die Kindheit und Landschaft vor Augen führen, berührt seine Lyrik in der Regel die Bereiche von Ethik, Religion, Geschichte, Literatur und Kunst. Eindrucksvoll rückt er seine Erinnerungen ins Bild: Mir träumte / von meiner farbenfrohen / und dornigen Kindheit: / den Resten der Okkupation, / den Märchen - ragend aus einer Palme / vor Ostern. / Ringsum erschienen die Felder / ernsthaft wie Gott / und leicht wie die Hasen. (Ein Traum) - In diesem Kontext stimmt Nawrocki oft auch das Hohelied auf die Liebe und auf die Frau an. - Du bist der Frühling meiner felsigen Heimat, / du bist die Frucht, deren Aroma die leeren Grotten durchdringt / und den Gedanken befiehlt, zwischen beiden Polen zu wandern. (Drei Gesänge des Orpheus) - Auch kritische Töne sind nicht selten zu hören. Ihr sollt euch nicht wie die Politiker streiten. / Sie streiten nur scheinbar, / und ihr bis auf den Tod. (An die Dichter) Peter Gehrisch
Autorenportrait
Geboren wurde Aleksander Nawrocki 1940 in Bartniki, zwischen Warschau und Olsztyn. Er ist ein polnischer Dichter, Romancier und Essayist, Kritiker, Herausgeber und Übersetzer. Nawrocki studierte polnische Philologie und Ethnographie an der Universität Warschau wie auch Philosophie, Soziologie, Geschichte und Archäologie. Seine Studien vertiefte er im Ausland u.a. in Ungarn und Rumänien. 1965 debütierte er in der zeitgenössischen Literaturzeitschrift "Kultura" (Kultur), Warschau. Dortselbst erschien 1966 sein erster Gedichtband, "Rdzawe owoce" (Rostfrucht) in der literarischen Reihe "Pax". Seit 1992 ist Nawrocki Inhaber des Verlags IBiS, Herausgeber und verantwortlicher Lektor der Monatszeitschrift "Poezja dzisiaj" (Poesie heute). Seit 1998 ist er Organisator des Welttages der Poesie unter der Schirmherrschaft der UNESCO und des Ministeriums für Kultur Polens und langjähriger Mitorganisator des Warschauer Herbstes der Poesie. Nawrocki trat mit zahlreichen Publikationen in Erscheinung wie "Nie twoje srebrniki" (Nicht deine Silberlinge), Erzählung, 1989, "Jak zamordowano Imre Nagya " (Wie Imre Nagy ermordert wurde), Reportage vom ungarischen Aufstand 1956, erschienen 1990, "Codziennik z kobietami w tle" (Alle Tage mit Frauen im Hintergrund), Gedichtsammlung, 2010. Er ist Herausgeber eines umfangreichen, drei Bände umfassenden Werkes polnischer Dichtung innerhalb des letzten Jahrtausends. 2015 erschien in Warschau der Sammelband "Dom zbudowany w jedna noc" (Das in einer Nacht erbaute Haus) mit einer Auswahl seiner Gedichte, Prosa und Kritik. Nawrocki publizierte mehr als zwanzig Bände Übersetzungen der Literatur Ungarns, Rumäniens, Bulgariens, Russlands, Finnlands. Er erhielt zahlreiche, auch internationale Preise, u.a. das Goldene Verdienstkreuz Polens, 2000, das Diplom des polnischen Komitees der UNESCO, 2010, den Award der internationalen Akademie Aserbaidschan, 2011, das Ritter-Verdienstkreuz des Präsidenten Ungarns, 2011. Nawrocki lebt und arbeitet in Warschau.