Urbild, Abbild und die Wesen im Garten

Gedichte, Lyrik

POP
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783863561574
Sprache: Deutsch
Umfang: 86 S., 7 Illustr., Umschlagbild und Illustrationen
Format (T/L/B): 1.3 x 20 x 14.3 cm
Auflage: 1. Auflage 2017
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Sehnsucht nach Licht Nachwort von Imre Török Auf Einladung der Rosa-Luxemburg-Stiftung waren Arzu Demir aus der Türkei und ich 2013 auf einer Lesereise in Deutschland, unsere gemeinsame Veranstaltung hieß "Die Schönheit des Gewissens - Worte gegen Rechts". Sie las damals Gedichte aus ihrem ersten Gedichtband in deutscher Sprache, "Wenn Satan sich zum Rosenzweig beugt". Nun sind ihre neuen Gedichte, wieder im Pop Verlag, der deutschsprachigen Leserschaft zugänglich. Viele der in diesem Buch vorliegenden Gedichte kenne ich bereits länger. Die Lyrikerin hat mir über die Jahre oft über ihre Dichtung erzählt, gelegentlich sogar mitten im Entstehungsprozess eines Gedichts, wenn wir zusammen saßen, dort und hier, deutsche Gedichte einander vorlesend, ich im Original, sie auf Türkisch. Oder wir lasen Thomas Mann, Hermann Hesse, Franz Kafka, auch Gérard de Nerval, Jean Paul Sartre, und so viele andere Wortkünstler gemeinsam. Immer wieder kamen wir auf ihre eigene Dichtung zu sprechen. Doch vollends sprachlich genießen kann auch ich die Gedichte erst anhand der gelungenen Übersetzung von Monika Carbe und Wolfgang Riemann, die nicht nur mit dieser Arbeit uns Lesern Herausragendes aus der türkischsprachigen Literatur nahe bringen. Auf eingängige Interpretation einzelner Gedichte will und kann ich mich hier nicht einlassen, sondern will vielmehr über "Dichtkunst und Leben" einige Zusammenhänge aufzeigen. Die Vielfalt der Interpretationsmöglichkeit, die Abbilder des Urbilds, überlässt schließlich auch die Lyrikerin ihren Lesern. Damit die etwas verinnerlichen mögen "in des Schicksals Quell des Unzulänglichen", oder für sich weiter träumen, "die Wahrheit der Träume", und zusammen mit der Verfasserin realisieren, "ein Fluss bin ich", auch wenn "das Wort / ach, das Wort / tausendfach gebrochen". Vor über zehn Jahren hat Arzu Demir begonnen Bücher zu publizieren. Ihre früheren Aufzeichnungen sind jenen traurigen und schrecklichen Ereignissen in ihrer Jugend zum Opfer gefallen, welche die Geschichte der östlichen Türkei bis in die späten 1980er Jahre geprägt haben. ich muss mich davon lösen Hefte zu füllen und sie später zu verbrennen Zustände, die in der heutigen Zeit wieder vorherrschend sind. Arzu Demir ist in Agri am Fuße des Ararat aufgewachsen, ein weitestgehend von Kurden bewohnte Region. Dort studierte sie und zog später in die Hauptstadt Ankara um. Sie schreibt und veröffentlicht als Kurdin in türkischer Sprache, einen Nationalismus ihrer Herkunft pflegt sie bewusst nicht, Verbindendes sollen ihre Gedichte in erster Linie zur Sprache bringen. Klammert sie demnach Politisches in ihrer Poesie aus? Keineswegs. Doch grundsätzlich mag sie die Sprache der Politik nicht. Zu großartig und vielfältig ist ihre innere Welt, ihre Weltanschauung lässt sich nicht auf eine Nation, auf einseitig Nationalistisches oder gar auf engstirnig Religiöses reduzieren. Sie kennt die Weltreligionen, zitiert sie, ohne eine zu bevorzugen. Oft hat sie mich zum Staunen gebracht mit ihrer Kenntnis von Details aus verschiedenen Religionen. Das Politische in ihren Gedichten und in ihrem literarischen Schreiben (sie ist auch Verfasserin von Romanen) kommt in den Höhen der Poesie zum Tragen. Manchmal nur ein Wort in einem bestimmten Kontext. Dafür gibt es nachvollziehbare Gründe, wenn jemand das Leben und Dichten in der Heimat dem Exil vorzieht. Das Gedicht "Seufzer" zum Beispiel weist mit nur einem Wort (Zilan) auf grauenhafte historische Ereignisse hin. Vermutlich wissen die wenigsten Leser - auch in der heutigen Türkei - welches furchtbare Leid hier angesprochen wird. In der Schlucht des Zilan-Flusses im Osten der Türkei sind 1930 Abertausende Kurden massakriert worden. Die Angaben schwanken zwischen 15 000 und 47 000 ermordeten Zivilisten. Fast die gesamte Familie von Arzu Demir ist bei dem Massaker ausgelöscht worden. Sie ist Nachfahrin zufällig Überlebender. ich bin schon so oft gestorben daher kenne ich das Kin

Autorenportrait

Arzu Demir *1973 in Agri in der Türkei. Sie studierte Bildungswissenschaften und unterrichtet in Ankara. Mitglied des türkischen PEN-Zentrums. Unter dem Namen Arzu Alir ist 2010 ihr erster Gedichtband auf Deutsch im Pop Verlag erschienen, "Wenn Satan sich zum Rosenzweig beugt" ("Seytan Gül Dalina Dönerse"). Erzählungen und Gedichte von ihr wurden seit 2007 in zahlreichen türkischen und deutschsprachigen Literaturzeitschriften veröffentlicht: Kiyi, Siiri Özlüyorum, Yasakmeyve, Mühür, Kül Öykü, Dünyanin Öyküsü, Lacivert, Patika, Kursun Kalem, Akköy, Roman Kahramanlari Matrix, Ort der Augen, Bawülon. Mehrere Buchveröffentlichungen von Arzu Demir in der Türkei. Gedichte: Yalnizlik Üsür (2008), Seytan Gül Dalina Dönerse (2010), Asil Suret ve Bahçedekiler (2014). Roman: Nuhun Gemileri, 2014 ("Noahs Schiffe"). Kurzgeschichten in Anthologien: Öyküden Çiktim Yola (2014), Ankara Öyküleri (2014), Yola Çikan Öyküler- Kars (2015), Tasa Fisildayan Öyküler-Kobané (2015). Neueste Gedichte in Anthologien: Sair Kapilari (2015),Yasakmeyve Siirleri (2017),und auf Deutsch in Podium Türkei (Österreich,2017). Ihre Kurzgeschichte über Kobané in Tasa Fisildayan Öyküler-Kobané (Das Flüstern der Steine - Kobané) wurde für die Leipziger Buchmesse von Monika Carbe übersetzt und bei der Lesung Arzu Demirs dort auch auf Deutsch vorgetragen: "Mit der inneren Stimme des Rot". Lesungen in Deutschland u.a. auf der Frankfurter Buchmesse, auf der Leipziger Buchmesse, mehrtägige Lesereisen zusammen mit Imre Török für den Friedrich-Bödecker-Kreis und für die Rosa-Luxemburg Stiftung unter dem Titel "Die Schönheit des Gewissens - Worte gegen Rechts". 2017 übersetzte Arzu Demir gemeinsam mit Imre Török das Buch "Anna Hood" von Jürgen Jankofsky ins Türkische.