Beschreibung
"Es ist alles lächerlich, wenn man an den Tod denkt", schrieb Thomas Bernhard. Der Tod geht seinen Weg. Er weiß, was er tut. Sein Handwerk wurde ihm in die Wiege gelegt, eine Begabung. Oft spielt der Tod mit dem Leben. Er ist ein Herumtreiber, ein Flaneur. Manche halten ihn für einen Blender, aber er ist ein Meister. Sein Gedächtnis ist fabelhaft, er vergisst keinen. Der Tod hat eine gespaltene Persönlichkeit, tritt oft an mehreren Orten gleichzeitig auf. Plötzlich zeigt er im Nachtclub seine Künste, auch im Licht der Sonne ist niemand vor ihm sicher. Und manche müssen erst gar nicht mehr das Bett verlassen. Er ist nicht wählerisch. Es gibt größere Schrecken als den Tod. Der arbeitet präzise. Er flunkert nicht, er stümpert nicht. Nur das Leben quält. Der Tod ist der Frieden selber. Heimatlos in der Träne sehen wir dem Tod bei der Arbeit zu. Er lehrt uns das Verfließen, den Zerfall, das Vergehen. Das Leben, sagt er, hat keine Chance, es ist ein langsames, aber sicheres Sterben. Der Tod ist sein eigenes Geheimnis. Gegen die Kraft der Poesie aber ist er machtlos. Horst Samson
Autorenportrait
HORST SAMSON, geb. am 4. Juni 1954 im Weiler Salcîmi (Baragan/Rumänien), Schriftsteller, Herausgeber, arbeitete viele Jahre lang als Lehrer und Journalist. Im Oktober 1984 war Samson in der Affäre "Brief an die Macht" und der kritischen Konfrontation mit der Partei- und Staatsführung in Rumänien sowie mit dem rumänischen Geheimdienst "Securitate" Wortführer der protestierenden Schriftstellergruppe, der noch Richard Wagner, Johann Lippet, Herta Müller, William Totok, Balthasar Waitz und Helmuth Frauendorfer angehörten. 1985 wurde Horst Samson mit Publikationsverbot belegt und im März 1986 von der Securitate mit Mord bedroht. Er emigrierte am 6. März 1987 in die Bundesrepublik Deutschland und lebt heute als freier Schriftsteller in Neuberg bei Frankfurt am Main. Nach 2000 veröffentlichte Samson La Victoire. Poem (Lyrikedition 2000, München 2003); Und wenn du willst, vergiss (Gedichte, Pop Verlag 2010); Kein Schweigen bleibt ungehört (Gedichte, Pop Verlag 2013; Das Imaginäre und unsere Anwesenheit darin (Gedichte, Pop Verlag 2014); Heimat als Versuchung - Das nackte Leben (Gedichte, Prosa, Interviews, Essays, Kritiken, Pop Verlag 2018, 2. Auflage 2020, 3. Auflage 2021), Das Meer im Rausch (Gedichte, Pop Verlag 2019) sowie In der Sprache brennt noch Licht (Gedichte, Pop Verlag 2021). Herausgeber: Heimat - gerettete Zunge. Visionen und Fiktionen deutschsprachiger Autoren aus Rumänien (Pop Verlag 2013); Mitherausgeber: Salman Rushdie, Die Satanischen Verse (Artikel 19 Verlag); Pflastersteine (Literarisches Jahrbuch des Adam Müller-Guttenbrunn-Literaturkreises der Schriftstellervereinigung Temeswar/Rumänien). Nationale und internationale Literaturpreise (Auswahl): Lyrikpreis des Rumänischen Schriftstellerverbandes 1981; Preis des Literaturkreises "Adam Müller-Guttenbrunn" der Schriftstellervereinigung Temeswar 1982; Stipendiat des Deutschen Literaturfonds Darmstadt 1988/89; Nordhessischer Lyrikpreis 1992 der Europa-Akademie Eschwege, der Stadt Eschwege und des Werra-Meißner-Kreises; Förderpreis des Lyrikpreises Meran/Italien 1998); "Das schönste deutsche Delfingedicht" der Gesellschaft zum Schutz der Delfine u. a. (2007); Stefan-Jäger-Ehrenmedaille des Demokratischen Forums der Deutschen in Temeswar (2014); Gerhard-Beier-Preis der Literaturgesellschaft Hessen (2014); Sonderpreis der Jury für Kritik und Literaturgeschichte des Rumänischen Schriftstellerverbandes 2018 (Filiale Temeswar). Gedichte von Horst Samson wurden ins Englische, Französische, Rumänische, Schwedische, Serbokroatische, Ungarische und Slowakische übersetzt. Er ist Mitglied im Internationalen P.E.N. (2006-2014 Generalsekretär des Internationalen EXIL-P.E.N. Sektion Deutschsprachige Länder), Mitglied im Rumänischen Schriftstellerverband und im VS der Bundesrepublik Deutschland.