Beschreibung
Imre Váradi, Chemie-Ingenieur und 1956er-Dissident, kehrt mit seiner indischen Frau Irene als Frührentner aus England in sein Heimatland zurück. Er lässt sich in einem kleinen Dorf in Westungarn nieder, das die Fesseln der sozialistischen Verwaltung und des Dirigismus von oben noch nicht abgeworfen hat. Das Dorf, dem die Mittel und die geistige Mobilität für eine selbständige Handlung fehlen, verharrt wie in einem Dornröschenschlaf. Die im Westen geschulten Augen des Ingenieurs registrieren alle Zeichen dieser Stagnation. Doch gerade die romantische Unbeweglichkeit des Dorfes zieht Menschen aus dem Westen an, die eine Alternative zu ihrem hektischen Leben suchen, aber allmählich auch aus dem eigenen Land. Sie kaufen sich Sommerhäuser im Dorf, doch ihre Wirkungslosigkeit kann das dortige Leben nicht voranbringen. Die Globalisierung und der Traum von der Europäischen Union, die eine Mobilisierung der Menschen erfordert, kommen mittlerweile in der Ortschaft an. Seine Bewohner aber fühlen sich als Stiefkinder der EU. (.) Erno schüttelte den Kopf. - Ich wäre für eine andere Lösung. Warten wir nicht auf Europas Hilfe. Nehmen wir lieber Sandras Angebot an. Von welcher Sandra? Sandra Holczinger? Der Schauspiele rin? Das ist nicht dein Ernst , meinte Dénes. Doch , mischte sich Mihály ein. Ich weiß nicht, was sie anbietet, aber sie ist die Ein zige, die sich für dieses Dorf engagiert, obwohl sie längst schon in einem Budapester Theater ihr Brot verdient. Hat sie nicht deutsche Lieder aus dem Einwanderergut gesammelt und ist mit ihnen aufgetreten, sogar im Ausland? Wahre Heimatliebe darf nicht untergeschätzt werden. Gerade darum meine ich , sagte Erno , wenn sie glaubt, die nötigen Mittel mit ihrer SpendenaufrufAktion beschaffen zu können, lassen wir sie handeln. Und unterstützen sie von Kräften. Die Männer nickten bedächtig. Sie legten das Schicksal ihrer Kirche in die Hand einer jungen Frau. Lieferbare Titel von Julia Schiff: Reihertanz. Roman. 268 Seiten, ISBN 978-3-86356-014-0Euro [D]15,80; "Steppensalz". Aufzeichnungen eines Ausgesiedelten. Roman. 284 Seiten, ISBN 978-3-86356-033-1, Euro [D]15,80 Verschiebungen. Roman. 220 Seiten, ISBN 978-3-86356-075-1, Euro [D]15,50 Gyorffy Ákos, Regungslos (Übersetzung des Lyrikbandes Nem mozdul aus dem Ungarischen ins Deutsche György Mandics / Zsuzsanna M. Veress. Aus den Aufzeichnungen von János Bolyai Aus dem Ungarischen von Julia Schiff. Überarbeitet von Peter Gehrisch.Gedichte.Pop Lyrik. ISBN: 978-3-86356-148-2, 72 Seiten, Euro [D]16,50 Ágnes Nemes Nagy: Sonnenwenden / Napfordulók. Ausgewählte Gedichte. Deutsch / Ungarisch. Vorwort von Gyözö Ferencz. Aus dem Ungarischen von Julia Schiff in Zusammenarbeit mit Peter Gehrisch. Reihe Lyrik Band 155, 185 Seiten, ISBN 978-3-86356-323-3; Euro[D]19,50. Nirgendwo Europa. Roman. Reihe Epik. Bd. 135, 104 Seiten, ISBN 978-3-86356-372-1; Euro[D]16,50
Autorenportrait
Julia Schiff, *1940 in Detta/Rumänien, lebt in München. 1951 wurde sie zusammen mit ihrer Familie für fünf Jahre in die Baragan-Steppe deportiert, eine Erfahrung, die ihr ganzes Leben geprägt und den Stoff für den ersten Roman Steppensalz geliefert hat. Zum literarischen Werk Julia Schiffs zählen Übersetzungen aus dem Ungarischen und Rumänischen ins Deutsche (und umgekehrt), Erzählungen, Essays und Literaturkritik. Neben dem Gedichtband Nachtfalterzeit (2000) veröffentlichte Julia Schiff vier Romane: Steppensalz (2008), Reihertanz (2011), Verschiebungen (2011) und Katzengold (2016). 1989 erhielt sie den Lyrikpreis der Edition L (Loßburg), 2001 den Donauschwäbischen Kulturpreis des Landes Baden-Württemberg, ein Übersetzerstipendium der Stiftung Ma- gyar Fordítók in Budapest sowie das Goldene Verdienstkreuz von Ungarn.