Von grünen Riesen und anderen Helden

Kurzgeschichten, Impulse

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783865121387
Sprache: Deutsch
Umfang: 151 S., 34 Illustr.
Format (T/L/B): 1.3 x 21.7 x 15.4 cm
Auflage: 1. Auflage 2015
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Von grünen Riesen und anderen Helden Kurzgeschichten, Impulse Von der Bandbreite ihres Lebens inspiriert, verfasste die Autorin diese Kurzgeschichten und Impulse. Knappe und ausführliche Texte, mal heiter, mal nachdenklich stimmend, wechseln einander ab. Die Textsammlung vermittelt auch eine berührende Betrachtungsweise auf die Facetten menschlichen Daseins. Diese Perspektiven werden auch von Fotos der Autorin begleitet. Ein vielseitiges, kurzweiliges Lesebuch.

Autorenportrait

Karin Morawetz, geborene Thamm, geb. 09.08.1944 in Zuckmantel/Teplitz-Schönau im Sudetenland, verheiratet, zwei Söhne, Fachlehrerin i. R., ehrenamtliche Tätigkeit u.a. als Hospitzbegleiterin, wohnhaft in Regen/Bayer. Wald

Leseprobe

40. Weggeschnappt Es war bei einem Zwischenstopp während einer Busreise. Da aufgrund des schlechten Wetters eine Bergliftfahrt buchstäblich ins Wasser fiel, blieb in der Reisekasse so viel Geld übrig, dass damit Kaffee und Kuchen für die Mitreisenden bezahlt werden konnten. Einige stellten sich schon an der Kuchentheke an. Mein Mann und ich betraten die Konditorei und wurden vom Chor der Wartenden mit "hinten anstellen" sogleich auf unseren Platz am Ende der Schlange verwiesen. Mit gestrecktem Hals verfolgten wir die gewandte Bedienung der Verkäuferinnen. Es fiel nicht leicht, aus dem reichhaltigen Angebot von zuckrig glänzenden Obstkuchen und nach Schokolade und Vanille duftenden Creme- und Sahnetorten auszuwählen. Da fiel unsere Wahl auf eine Himbeersahnetorte, die mit ihrem karamellisierten Mandelrand unserer Vorstellung entsprach. Allerdings lagen nur mehr wenige der leckeren Stücke auf der Platte. Vor mir wählte eine Dame einige davon aus und ließ sie sich einpacken. Nun lagen nur noch zwei Stücke da. "Es reicht noch für meinen Mann und mich", flüsterte ich ihr zu. Sie nickte wohlwollend zurück. Mein Herz frohlockte und mit verhaltener Freude sah ich unserer genussvollen Kaffeestunde entgegen. Die Verkäuferin wollte die Platte mit den beiden Himbeersahnestücken gerade wieder zurückstellen, als ein forsches Paar den Laden betrat und sich direkt vor die Kuchentheke stellte. Niemand hat die beiden auf das Ende der Warteschlange verwiesen. Ohne auf die Anwesenden zu achten, rief die Frau der Verkäuferin entschlossen zu: "Ich nehme diese letzten beiden Tortenstücke dort." Sie tat aber so, als ob es sich dabei um einen schäbigen Rest handeln würde. Meine Stimmung sank. "Jetzt hat man ihnen ihre beiden Kuchenstücke weggeschnappt", bedauerte die nette Dame vor mir und nahm vorsichtig ihr Kuchenpaket entgegen. Ihre anteilnehmende Bemerkung tat mir gut. Enttäuscht mussten wir nun eine erneute Auswahl treffen. Unberührt stand ein Quarkkuchen in der Auslage. Fast konnte man ein wenig Mitleid mit ihm bekommen. An diesem Nachmittag hatte noch niemand Lust auf ihn. Er war gesund und schien für uns bestimmt zu sein.