Beschreibung
Zehn Tage nach dem Einmarsch der Wehrmacht erschossen deutsche Exekutionskommandos Ende September 1941 in Kiew-Babyn (Babij)-Jar fast 34.000 jüdische Männer, Frauen und Kinder; während der zweijährigen deutschen Besetzung sollen dort über 100.000 Menschen ermordet worden sein, der Großteil davon Juden. Im Spätsommer 1943 wurde in Kiew ein Teil des Sonderkommandos 1005 stationiert, das die Spuren dieser Massenmorde beseitigen sollte. Die als "Geheime Reichssache" eingestuften Arbeiten dieses sogenannten "Enterdungskommandos" wurden unter strengster Geheimhaltung durchgeführt. Grundlage und Mittelpunkt dieser Arbeit sind die Berichte sechzehn direkt Beteiligter, darunter vier Überlebende der Zwangsarbeiten. Diese Zeugenaussagen entstanden im Rahmen eines NS-Kriegsverbrecherprozesses in den 1960er Jahren am Stuttgarter Landgericht. Die von der Autorin aufgezeigte Rekonstruktion der damaligen Verbrechensverschleierung wurde erst durch diese Zeugenberichte ermöglicht, da bis heute keine offiziellen Akten über das Sonderkommandos 1005 bekannt wurden. Inhaltlich ist diese Arbeit in zwei Themenblöcke gegliedert. Zunächst wird anhand der übereinstimmenden Zeugenaussagen der historische Kontext der "Enterdungsarbeiten" im Babyn Jar rekonstruiert. Im zweiten Teil folgt eine Authentizitätsanalyse der Zeitzeugenberichte, um eine Bewertung der Quellenzuverlässigkeit zu ermöglichen.
Autorenportrait
Laura Notheisen studierte im Masterstudiengang Global History mit dem Schwerpunkt Neuere und Neueste Geschichte an der Ruprecht-Karls-Universität in Heidelberg; sie arbeitete als Praktikantin am Deutschen Historischen Institut in London, am Institut für Zeitgeschichte im Projekt "Mein Kampf - Eine Edition", an der KZ-Gedenkstätte Dachau und am Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma in Heidelberg.