Beschreibung
Wie unbegründet sie auch sein mögen, Gerüchte hinterlassen immer einen Fleck, und diesen Fleck kann man kaum noch entfernen. Dahinter verbirgt sich ein zynisches Kalkül: Man weiß, dass ein Gerücht nicht wahr ist und es keine Beweise gibt, aber man weiß auch, dass es haften bleiben wird, egal wie falsch es ist. Es gibt einen Moment des Vergnügens an der leicht erhaltenen Macht, der man dadurch zuteil wird - man kann Gerüchte in einer Quasigewissheit schwingen, dass sie ihr Ziel immer treffen, ohne dass wir uns dabei die Hände schmutzig machen müssen.
Autorenportrait
Mladen Dolar, 1951 geboren, ist Philosoph, Psychoanalytiker, Kulturtheoretiker und Filmkritiker und zusammen mit Slavoj Zizek and Rastko Mocnik Gründer der "Gesellschaft für Theoretische Psychoanalyse". Er ist einem - bei aller philosophischen Finesse und sprachlichen Wachheit - kaum beizukommenden Thema auf der Spur: dem Gerücht. Indem er in die Gerüchteküchen der Weltliteratur einsteigt, enthüllt er uns einiges über die finstere Lust am Tratsch ...
Leseprobe
Gerüchte haben per Definition keinen Urheber, es gibt also einen nicht näher bezeichneten Jemand, der niemals ans Licht gebracht und identifiziert werden kann. Es beginnt mit einem Wort, das aus dem Nichts kommt und doch überwältigend ist So läuft es mit den Gerüchten: Sie bleiben. Sie bleiben haften, ob man will oder nicht; sie hinterlassen ihre Spuren, die unauslöschlich zu sein scheinen Man kann nicht reden, ohne zu tratschen, und zwar von dem Moment an, in dem man den Mund öffnet. Klatsch usurpiert den Ursprung, aber es gibt keine Sprache ohne Usurpation. [] Die übliche Funktion der Sprache, vermeintlich Kommunikation und Information, setzt bereits die Grundhaltung der Verleumdung und Beleidigung voraus. Sprechen heißt boshaft zu sprechen, sprechen heißt zu tratschen und Gerüchte zu verbreiten, sprechen heißt zu verleumden
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