Beschreibung
Im Jahr 2007 sprechen der 1973 in Ptuj geborene Autor, Übersetzer und Verleger Ales Steger und der 1941 in Zagreb geborene, in Koper aufgewachsene Tomaz Salamun, unterdessen einer der bedeutendsten slowenischen Dichter, miteinander. Der beiden Austausch über die Begegnung mit Sprache, die Verständigung über dichterische Welten und den Ort der Dichtung in der Welt, dürfen als außerordentlich seltener Glücksmoment gelesen werden. Weil der Moment dieses Gesprächs in größtmöglicher Offenheit und gleichzeitig mit unbeirrbarer Präzision ausgekostet und in zahlreiche historische, gesellschaftliche, poetologische, persönliche Dimensionen hin entfaltet wird.
Autorenportrait
1973 in Ptuj geborener Autor, Übersetzer und Verleger
Leseprobe
Ales Steger: Ich habe dich immer um diese Fähigkeit beneidet, sich dem Wort wie einem Ready-made zu nähern, so schien es mir jedenfalls. Als wärest Du eine große Hand, die in den Raum greift, etwas hochhebst und umdrehen kannst. Tomaz Salamun: Das kann ich mir nur schwer vorstellen, schwer verstehen. Bei mir ist es eher, als würde sich ein Spalt öffnen oder ein Tonus, eine Spannung, die zerreißt, und es ist, als ob dann ein Strahl aufleuchtet oder ein Satz hervorbricht. Wie Pferdchen, die miteinander losgaloppieren, die da hindurchsausen. Ich schreibe es schnell auf und dann ist es da - oder manchmal kann ich es eben nicht und es verschwindet. Ich erkenne die Öffnung und die Sätze als das, was sie sind, und ich habe nichts damit zu tun. Das ist großartig. Ales Steger: Das ist genau das, wovon ich spreche. Diese Befreiung des Flusses vom Kanal, in dem er fließt. Die Freiheit des Flusses. Tomaz Salamun: Ich weiß nicht einmal, ob ich frei bin oder nicht. Ab einem gewissen Punkt bin ich ein Empfänger von Freiheit. Manchmal bin ich einfach sprachlos. Heute waren deine drei Seiten mit Gedichten wie Treibstoff.